Manchester City galt seit Saisonbeginn als Favorit für den ersten Gewinn der Champions League. Das hat sich auch einen Tag vor dem Finale in Istanbul gegen Inter Mailand nicht geändert. Die Quote bei tipp3 auf den englischen Meister ist 1,45, die auf Inter 6,80. Alles spricht für das erste Triple der Citizens. Meister und Cupsieger sind sie bereits, jetzt fehlt nur die Krönung. Auch für Pep Guardiola, der dies bereits 2009 und 2011 mit dem FC Barcelona und geschafft hatte. Dazwischen verhinderte dies ausgerechnet Inter Mailand. Mit Jose Mourinho als Trainer. Im Semifinale 2010, verlor Barcelona in Mailand 1:3, gewann im Nou Camp nur 1:0, obwohl Inter 70 Minuten nur mit zehn Mann spielte. Wegen der roten Karte für Thiago Motta, dem aktuellen Bologna-Trainer. Bei Inter gehörte damals Marko Arnautovic zum Kader. Vielleicht auch deshalb hat Arnautovic bei Motta 13 Jahre später nicht den „Sonderstatus“, den er sich wünschen wurde.
Zurück zur Gegenwart. Manchester City marschierte ohne Niederlage ins Endspiel, Inter verlor in der Gruppenphase zweimal gegen Bayern München, aber in den sechs k.o.Spielen nicht mehr. Die Engländer eliminierten RB Leipzig, Bayern und Real Madrid, Inter den FC Porto, Portugals Meister Benfica Lissabon und den Stadtrivalen Milan. In fünf der sechs Partien hielt Tormann Andre Onana (Bild) das zu null, Tore kassierte er nur in Mailand gegen Benfica, als der Aufstieg nach dem Auswärtssieg praktisch schon fixiert war. Guardiola bezeichnete deshalb den Keeper aus Kamerun als größtes Hindernis für seine Mannschaft: „Derzeit gehört er zu den besten der Welt, auch im Spielaufbau Ich verstehe, warum Inter im Finale steht.“2021 wurde Onana, als er bei Ajax Amsterdam war, wegen Dopings für ein Jahr gesperrt. Bei der WM in Katar warf ihn im November Kameruns Teamchef Rigobert Song nach dem 0:1 gegen die Schweiz vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Serbien aus dem Kader. Bei Inter ist jeder froh, dass er im Tor steht.
Für Guardiola geht es auch um seinen Ruf. Seit zwölf Jahren scheiterte er sowohl mit Bayern München als auch mit City, den Henkelpott zu holen. Obwohl Manchester seit seinem Amtsantritt von sieben Jahren über 1,2 Milliarden Euro für neue Spieler ausgab. Was jetzt für das Ende der schwarzen Serie spricht: Anders als früher versucht Guardiola nicht mehr, durch außergewöhnliche Aufstellungen etwas Großes zu schaffen. Wie etwa 2021 im verlorenen Finale gegen Chelsea, als er auf einen zentralen „Sechser“, die Zentralfigur Fernandinho, verzichtete.
Für Guardiolas Kapitän, Ilkay Gündogan, ist es sein drittes Endspiel in der Königsklasse. Das erste verlor er 2013 mit Dortmund gegen Bayern in Wembley, das zweite vor zwei Jahren mit City. Derzeit ist der 32 jährige in Topform, wie letzten Samstag sein Doppelpack zum 2:1 im FA-Cup-Finale gegen Manchester United bewies. Danach bekam er aus den Händen von Prinz William den Pokal. In Istanbul von UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin? Beim Deutschen geht es auch um den neuen Vertrag. City-Boss Ferran Soriano weigerte sich bisher, den Wunsch von Gündogan nach einem Zweijahresvertrag zu erfüllen, weil Spieler in diesem Alter bei ihm nur eine Verlängerung um ein Jahr bekommen. Anders als Guardiola will Soriano von dem Prinzip nicht abrücken. Beim Triple sieht es vielleicht anders aus. Gündogan hat Angebote von Arsenal und Guardiolas Ex-Klub Barcelona.
Für Ex-Salzburg-Torjäger Erling Haaland geht es um seinen bisher größten Erfolg und darum, ob er seine Torflut im City-Dress (52 Tore in 52 Pflichtspielen) beim Saisonhöhepunkt fortsetzt. Der ehrgeizige Norweger möchte mit 22 auch Weltfußballer werden, den Ballon d´Or bekommen. Aber Onana steht im Weg. Guardiola setzt sehr auf Haaland: „2009 und 2011 hatte ich Messi, jetzt Haaland!“ Inters Legionär Hakan Calhanoglu könnte in seiner Heimat der erste türkische Profi sein, der in der Champions League triumphiert. Im Salzburger ServusTV-Studio wird Haaland mit Landsmann Jan Age Fjörtoft, der zu seinem Clan gehört, einen große Fan haben, der darauf hofft, dass Haaland das entscheidende Tor erzielt. Bei Sky sitzen Marc Janko und Didi Hamann als Experten im Münchener Studio.
Foto: UEFA.