Fußball

Die Rückkehr des DSV Leoben: Am Monte Schlacko soll auch Zeitbombe ticken

Die zweite Liga für die Saison 2023/24 ist komplett: Nach Stripfing und Schwarz Weiß Bregenz schaffte auch DSV Leoben den Aufstieg, kehrte nach 14 Jahren in den Profifußball zurück. Die Trainer von Bregenz und Leoben, Andreas Heraf und Carsten Jancker, gehörten zu der Rapid-Mannschaft, die 1996 im Finale des Europacups der Cupsieger in Brüssel gegen Paris St.Germain 0:1 verlor und österreichischer Meister wurde. DEmnächst sind sie erstmals auf der Trainerbank Gegner.

Jancker musste Freitag zittern, bis vor 5600 Zuschauern am Monte Schlacko, wie die traditionsreiche Spielstätte, auf der die legendäre Holztribüne durch einen Betonbau ersetzt wurde, inzwischen genannt wird, gefeiert wurde, er die Bierdusche bekam. Einen Punkt brauchten die Steirer gegen die Amateure von Wolfsberg, lagen aber zur Pause 0:1 zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren die LASK-Amateure der Aufsteiger. Nach 55 Minuten glich Leoben aus, die Tore zum Sieg fielen erst in den letzten vier Minuten. Ein wichtiger Schritt auf der Mission 2028. In fünf Jahren möchte Leoben in der Bundesliga sein.

Der bekannteste Spieler, der aus dem Nachwuchs von DSV Leoben oder früher DSV Alpine kam, agiert im Verein als Beirat durch seine Erfahrungen als erfolgreicher Spieler und Trainer in wichtiger beratender Funktion in sportlichen Dingen: Walter Schachner, der in den Siebzigerjahren für Furore sorgte, dann zur Austria und nach Italien wechselte, bei der WM 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien jeweils das erste Tor bei den Siegen gegen Spanien, Chile und Algerien erzielte. Auch Jancker weiß, worauf es im Profigeschäft ankommt: Als Spieler war er 1995 auf Toni Polsters Empfehlung vom FC Köln zu Rapid gekommen. Dort fand er mit Natascha, damals die rechte Hand von Manager Werner Kuhn, die Frau fürs Leben. Ein Jahr später meldete sich Bayern-Präsident Franz Beckenbauer bei ihm, holte den Torjäger nach München. Dort blieb er sechs Jahre. Danach spielte er in Italien bei Udinese, in Kaiserslautern unter Kurt Jara als Trainer, in China (Shenshua) und zum Abschluss in Mattersburg, wo er 2010 die Karriere beendete. Ein Jahr nach dem Absturz von DSV Leoben in Folge einer Insolvenz. Die Visitenkarte von Jancker: 2002 Vizeweltmeister mit Deutschland, mit Bayern Champions League und Weltpokal gewonnen, viermal deutscher Meister, einmal in Österreich, Vizemeister in China.

Als Trainer begann er bei Rapid. Von 2013 bis 2016 Assistent unter Zoran Barisic und Mike Büskens, danach Chef bei Horn in der zweiten Liga, bei Marchfeld in der Regionalliga Ost, seit zwei Jahren in Leoben. Wo er seinen  bisher größten Trainererfolg feierte. Jancker wohnt in Wien, fährt zu jedem Training nach Leoben und zurück. Das sind rund 330 Kilometer. In seiner Mannschaft stehen einige Spieler, die Erfahrung in Bundesliga und zweiter Liga haben. Auch Legionäre wie der Deutsche Timo Perthel, dazu die Österreicher Philipp Hütter, Thomas Hirschhofer,  Michael John Lema (der vor seiner Leoben-Zeit bei Sturm Graz, Hartberg und Lafnitz war, viermal in Österreichs  U 21 spielte) oder die Abwehrspieler Florian Freissegger und Lukas Prokop. DSV Leoben konnte sich egal, ob Landesliga und Regionalliga stets Spieler leisten, die das Niveau der nächst höheren Liga haben. Das schaffte Obmann Mario Bichler mit seinem Team. Damit könnte es in der zweiten Liga vorbei sein. Oder nicht?

In den Aufstiegsjubel mischten sich einige skeptische Stimmen. Die DSV Leoben wegen der hohen Kosten für die Mannschaft als tickende Zeitbombe bezeichnen. Die wissen wollen, dass die Finanzierung via Hauptsponsor Kaif, einem deutschen Energy Drink, auch via Bitcoins erfolgt sein soll. Was eigentlich der Bundesliga bei der Lizenzierung auffallen hätte müssen. Vorerst überwiegt die große Freude. Allen voran bei Präsident Dejan Stankovic, der bei Leoben schon Spieler und Trainer war, seit Februar 2022 im Amt ist. Sohn Marko, der zu Austrias letzter Meistermannschaft 2013 gehörte, bei Sky Austria den Taktikexperten gibt, war Freitag unter den Zuschauern. 24 Stunden später „überprüfte“ er im Münchener Sky-Studio Pep Guardiola im Champions League-Finale.

Foto: R. Purgstaller.

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