Fußball

„Pacult jetzt“ in Hütteldorf – Pacult raus, Jancker jetzt bei Austria Klagenfurt

Sonntagnachmittag hielt der Rapid-Fanclub „Alte Garde“ vor dem Anpfiff zum vierten erfolglosen Versuch in dieser Saison, Blau Weiß Linz, zu besiegen, ein Transparent mit den Worten „Pacult jetzt“ auf der Tribüne in die Höhe. Sie forderten angesichts des verpatzten grün-weißen Saison die rasche Rückkehr von Peter Pacult, seit 17 Jahren der letzte Meistermacher Rapids. Wenig später gab Austria Klagenfurt offiziell den Trainerwechsel und damit die Trennung von Pacult bekannt. Die nicht billig kommt: Denn der Vertrag des ältesten und erfahrensten Trainers der Bundesliga läuft bis 2027. Auf ihn folgte einer, der ebenfalls eine Rapid-Vergangenheit hat: Der 50 jährige Carsten Jancker (Bild), als Spieler mit Rapid 1996 Meister und Europacupfinalist, dann zu Bayern München gewechselt. Mit dem deutschen Renommierklub wurde der Torjäger viermal Meister, zweimal Pokalsieger, gewann je einmal die Champions League und den Weltpokal, wurde 2002 in Japan mit Deutschland Vizeweltmeister. Als Trainer war er bei Rapid zunächst unter Zoran Barisic und Mike Büskens Assistent, 2017/18 führte er Horn in die zweite Liga, ebenso DSV Leoben 2022/23.  Im Herbst 2023 musste er überraschend gehen, aber im Frühjahr 2024 wegen des laufenden Vertrags wieder zurückkehren, als Nachfolger Rene Poms nach der Niederlage im Cupsemifnale gegen Rapid zurücktrat. Nach Leobens Zwangsabstieg wegen fehlender Lizenz trat er im Jänner 2025 zurück, als das ganze Finanzchaos sichtbar wurde. Jetzt ist es seine Premiere als Cheftrainer in der Bundesliga. Ob er das länger als vier Runde bleiben wird?

Einerseits droht der sportliche Abstieg, anderseits bleibt offen, ob Klagenfurt trotz Einstieg des Sponsors TGI Gold in zweiter Instanz die Lizenz erhält. Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel soll das Samstag in der Kabine vor dem 0:6-Fiasko beim LASK bezweifelt haben, was sicher nicht die Moral der Spieler hob. Die präsentierten sich danach völlig ohne Leidenschaft, irgendwie blutleer. Der Trainerwechsel hebt sicher nicht die Chancen Klagenfurts auf den Klassenerhalt. Das hat nichts mit Jancker zu tun, sondern mit der Gesamtsituation des Klubs. Den Pacult in die Bundesliga und dreimal unerwartet in die Meistergruppe brachte.  Es sagt alles, wenn der Sponsor kurz nach seinem Einsteg in Person von Helmut Kaltenegger eine Trainerdiskussion anzettelt und seinen Favoriten installiert. Jancker und Kaltenegger kennen sich seit der Leoben-Zeit, als TGI die Steirer unterstützte.

Die lobenden Worte von Gorentzel für Pacult nach der Trennung klangen nicht wirklich ehrlich. Als Begründung für die Trennung nannte er den Negativtrend, der  mit Beginn der zweien Hälfte des Grunddurchgangs einsetzte. Seither gewann Klagenfurt nur dreimal, holte nur 13 Punkte. Das könnte auch mit verspäteten Gehaltszahlungen zu tun haben. Der Martin Hinteregger-Effekt wirkte nur ganz kurz. Fakt ist, dass Klagenfurt letzten Sommer wichtige Spieler, von Tormann Philipp Menzel über Innenverteidiger Nicolas Wimmer, Mittelfeldspieler Andy Irving bis zu Torjäger Jonas Arweiler verlor, sich Neuzugänge als Flop erwiesen. Mit denen hatte Pacult nichts zu tun, dafür sind Gesellschafter Zeljko Karajica und Gorentzel zuständig. Der letzte war im Winter der Amerikaner Steven Juncaj. Janckers Einstand ist Freitag das Kellerduell in Graz beim punktgleichen Letzten GAK. Pacults Ende war der dritte Trainerwechsel innerhab von sieben Tagen. Am Ostermontag gab es das Ende für Markus Schopp beim LASK, am Donnerstag das von Robert Klauß bei Rapid, Sonntag das von Pacult. Der am Samstag bei Sky auf die Frage nach der Rückendeckung sarkastisch meinte: „Es braucht keiner hinter mir zu stehen, mir ist lieber vor mir stehen. Hinter mir ist immer gefährlich.“

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