Wie erwartet gab es keine Gegenstimme, als Sonntag der ehemalige Vizekanzler, Finanzminister und Vizepräsident der Wiener Austria, Josef Pröll, in Bregenz einstimmig zum neuen Präsidenten des ÖFB gewählt wurde. Der nach der ebenfalls einstimmig verabschiedeten Strukturreform künftig Aufsichtsratsvorsitzender heißen wird. Ob das was ändern wird? Pröll ließ bei seiner Antrittsrede, die mehrmals durch Applaus unterbrochen wurde, keinen Zweifel daran, dass er sich nicht drauf beschränken wird, einige Aufsichtratssitzungen pro Jahr abzuhalten, ansonst nichts zu tun. Sein Programm heißt, Parteipolitik vom ÖFB fernzuhalten, den Verband zu einen, für Ruhe zu sorgen, vor allem rund um die Nationalmannschaft, die erstmals seit 1997 die Qualifikation für eine Weltmeisterschaft schaffen soll. Teamchef Ralf Rangnick gehörte zu seinen Gesprächspartnern in den letzten Wochen, als seine Kandidatur feststand. Pröll hörte nach eigenen Angaben viel zu, um sich einen Überblick zu verschaffen, wie es verbandsintern läuft. Er wusste genau, wer kompetent genug ist, um ihn richtig zu informieren.
Den mit der Strukturreform neu geschaffenen Posten eines Geschäftsführers des ÖFB will er öffentlich ausschreiben. Zuvor soll sich der Aufsichtsrat konstituieren und eine Strategie entwickeln, wohin es gehen soll. Nur für Ruhe zu sorgen, wird nicht reichen, es müssen auch Initiativen entwickelt werden, um ein Segen für den ÖFB zu sein, wie Prölls Befürworter prophezeien. Mit der von Pröll gewünschten Ruhe könnte es in einem Monat aber wieder vorbei sein. Falls nämlich der ebenso wie Philip Thonhauser von der Bundesliga zum Vizepräsident bestellte Johannes Wutzlhofer nicht Präsident des burgenländischen Verbandes bleibt. Das ist er seit November, seit dem Rücktritt von Vorgänger Georg Pangl, interimistisch. Unterstützt hat ihn dabei ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer, das gilt als offenes Geheimnis. Kann durchaus sein, dass Pangl im Juni wieder kandidiert. Die Unterstützung von 27 Vereinen hat er. Wutzlhofer, der sich etwas selbstherrlich schon in einer wichtigen Rolle zur Gestaltung von Österreichs Fußballzukunft sieht, drohte seinem Vorgänger mit juristischen Schritten und zivilrechtlichen Ansprüchen. Im Burgenland gibt es inzwischen einige, die meinen, weder Wutzlhofer noch der ehemalige Ligavorstand Pangl sollten Präsident werden, sondern ein Kompromisskandidat. Der Name ist bereits gefallen: der ehemalige Sportklub-Spieler Bernd Dallos, seit Jahren Geschäftsführer des Landessportzentrums VIVA.
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