Fußball

Quantensprung? Auch mit neuen Vorzeichen Ärger um Pro-Diplom-Trainerkurs.

Vor einem Jahr sorgte die Tatsache, dass die Trainerausbldner des ÖFB, sprich Damen-Teamchef Dominik Thalhammer (Bild oben) und sein Assistent, Ex-FAC-Trainer Thomas Eidler, verdiente Teamspieler wie den ehemaligen Kapitän Thomas Flögel und EM-Teilnehmer Martin Hiden nicht zum Kurs für das UEFA-Pro-Diplom zuließen, für Ärger und Aufregung. Heuer verzichteten Flögel, inzwischen Trainer in der Regionalliga Ost bei Wr.Neustadt und Hiden, inzwischen Chefscout bei Rapid, darauf, sich nochmals anzumelden. Für einen Kurs mit 20 Teilnehmern, der unter neuen Vorzeichen mit kompetenzorientierter Selektion stehen soll. Die Auswahl  der Kandidaten hängt nur zu 40 Prozent von den allgemeinen Selektions-Kriterien ab, jedoch zu 60 Prozent vom neuen Assessment, sprich neuer Beurteilung und Bewertung  für das ÖFB-Sportchef Peter Schöttel, Thalhammer und Eidler verantwortlich zeichneten. In Zusammenarbeit mit der Salzburger Universität und ihrem Sportpädagogen Günter Amesberger.

Schöttel sprach von mehreren innovativen Impulsen, Thalhammer hingegen sogar euphorisch und selbstsicher von einem Quantensprung im Vergleich zu dem bisherigen Auswahlverfahren. Es geht dabei um fünf Kompetenzen: In Sachen Fußball, Methodik, Soziales, Vermittlung und Selbsteinschätzung. Seit dieser Woche sind die 20 auserwählen Trainer bekannt, die in der Punktevergabe am besten abschnitten. Dazu gehören Christian Heidenreich, Chefanalytiker bei Teamchef Franco Foda. Mit Gilbert Prilasnig ein Ex-Internationaler, der bei Sturm Graz im Nachwuchs arbeitet. Mit Danijel Zenkovic der neue Koordinator von Hartberg. Trainer aus der zweiten Liga wie Robert Micheu (Austria Klagenfurt), Ronnie Brunmayr (Blau Weiß Linz) und der vor kurzem beim GAK beurlaubte David Preiss. Aber doch auch überraschend und eigentlich nicht nachvollziehbar Liechtensteins U 21-Teamchef Martin Stocklase und der aus Nürnberg stammende Peter Perchtold, letzte Saison Co-Trainer bei Schalke unter Domenico Tedesco.  Unter anderem nicht nachvollziehbar, weil wieder ein früherer österreichischer Teamspieler auf der Strecke blieb: Joachim Standfest, der 34 Länderspiele absolvierte, bei der Euro 2008 dabei war, als Trainer zwei Jahre bei Sturm Graz als Assistent von Heiko Vogel (auch beim Cupsieg) und Roman Mählich arbeitete, zuletzt bei Admira unter Klaus Schmidt. Das zählt offenbar weniger als bei Schalke engagiert gewesen zu sein.

„Ich bilde mir ein, ein nicht so schlechter Trainer zu sein, wie es die Punktewertung aussagt“, behauptete Standfest einmal vorsichtig. In der letzten Märzwoche wird Thalhammer versuchen, ihm alles zu erklären. Derzeit bereitete er das Damenteam bei einem Trainingslager mit großer Entourage in Marbella auf die EM-Qualifikation gegen Frankreich vor. Nicht nur Standfest ist enttäuscht, auch die  Co-Trainer von Wolfsberg, Hannes Jochum oder Mo Sahli. Der amtierte im Herbst als Interimsnachfolger von Gerhard Struber auch in der Europa League gegen  Roma. Jetzt hat er nicht die Qualifikation für den Pro-Diplom-Kurs. Von Wolfsberg kam hingegen Akademieleiter Gernot Messner zum Zug. Kann passiert sein, weil Akademieleiter laut den neuen Lizenzbestimmungen den höchsten Trainerkurs zumindest besuchen müssen, sonst verlieren sie ihren Job. Auch der Leiter der Vorarlberg-Akademie, Dietmar Berchtold, kam im dritten Anlauf in den Kurs.

Natürlich führt das alles zu gewagten Überlegungen, Kombinationen und Unterstellungen. Etwa, dass Thalhammer und Eidler ein gestörtes  Verhältnis zu ehemaligen Spitzenfußballern haben, Thalhammer auch den Frust, seit Ende seiner Admira-Zeit 2005 kein Engagement in der Bundesliga bekommen zu haben, damit etwas kompensiert. Wie gesagt Unterstellungen. Auch die Tatsache, dass eine gewissen Nähe zu ÖFB-Trainern hilfreich sein kann, einen Platz im Kurs zu bekommen. Selbst wenn es zuvor zu nicht mehr als einen Trainerjob in der Wiener Unterliga reichte. Eines sollten die Chefs der Trainerausbildung aber nicht übersehen: Die österreichischen Trainer, die in der deutschen Bundesliga derzeit gute Figur machen wie Adi Hütter und Oliver Glasner oder in den Jahren zuvor Peter Stöger, die waren alle  Spitzenfußballer. Das kann also kein Nachteil sein.

Foto: ÖFB.

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