Fußball

Rapids Abwehr-Experiment ging daneben: Sturm Graz neuer Tabellenführer

Kurz bevor in Hütteldorf der Schlager zwischen Rapid und Sturm Graz angepfiffen wurde, ertönte in Klagenfurt der Schlusspfiff zur 3:4 (2:0)-Niederlage von Meister Red Bull Salzburg. Damit war klar: Schon mit einem Punkt kann Sturm Tabellenführer werden. Bereits nach neun Minuten lag der Vizemeister vor 20.100 Zuschauern durch das Führungstor von Tomi Horvath auf Platz eins. Und blieb bis ans Ende auch dort. Auch wenn Fally Mayulu nur elf Minuten später per Kopf der Ausgleich gelang. Am Ende feierte Sturm verdient mit 3:1 (3:1) verdient den zweiten Sieg über Rapid innerhalb von sechs Tagen, liegt damit erstmals seit der Saison 2010/11 auf Platz eins. Damit wurde Sturm unter Franco Foda auch Meister. Sonntag kann beim Spitzenduell in Salzburg ein großer Schritt gelingen. Oder sogar die Vorentscheidung mit einem Sieg. Das wäre der fünfte hintereinander.

Rapids Trainer Robert Klauß wollte mit einem Taktik-Experiment eine Woche vor der Cupfinale Sturm bezwingen. Abgesehen davon, dass der Zeitpunkt in der entscheidenden Phase der Saison nicht der günstige ist, ging es auch total daneben: Er versuchte es nicht wie bisher mit einer Viererabwehr, sondern erstmals mit drei Innenverteidigern. Also mit einem 3-4-3 oder 5-4-1, wie man es sehen will. Im Mittelfeld kam der 20 jährige Deutsche Dennis Kaygin zu seinem dritten Einsatz in der Bundesliga, dem ersten von Beginn an. Er blieb diskret. Aber die neue Variante  funktionierte überhaupt nicht. In 15 Spielen unter Klauß kassierte Rapid bisher nie mehr als einen Treffer pro Spiel, diesmal waren es  drei in 36 Minuten. Zum vierten Mal in der Saison bekam Rapid vier Tore. Immer in einem Heimspiel, zuvor passierte dies gegen Wolfsberg, Austria Klagenfurt und den LASK. Die drei Innenverteidiger waren Max Hofmann, Nikolas Sattlberger, eigentlich ein Mittelfeldspieler und Nerayisho Kasanwirjo. Da fehlt bei der Premiere auch die Abstimmung. Beim 0:1 kam Horvath nach Vorarbeit von David Schnegg frei zwischen Hofmann und Sattlberger zum Schuss, das 1:2 leitete ein Ballverlust von Sattkberger, der im Mittelfeld sicher besser eingesetzt ist, ein.  Dadurch entstand ein Freistoss, den Jusuf Gazibegovic über die Mauer ins Eck zirkelte. Durch einen Fehlpass von Rapdis Linksverteidiger Jonas Auer, der nach der Pause die fünfte gelbe Karte sah und Sonntag beim LASK gesperrt ist, entstand die Aktion zum 1:3 eine Minute vor der Pause ein, die Otar Kiteishvili mit einem präzisen Schuss ins Eck abschloss.

Sturm hatte alles im Griff. Aber Klauß wechselte zur zweiten Hälfte nicht zurück zur Viererabwehr, brachte Nenad Cvetkovic im Abwehrzentrum statt Hofmann und Marco Grüll, der zwecks Belastungssteuerung auf der Bank begann, statt Lang. Cvetkovic hätte beim Bundesliga-Comeback nach dem Kreuzbandriss nach Standards Rapid mit Kopfbällen fast zurück ins Spiel gebracht, aber das verhinderte zweimal Sturms tschechischer Tormann Viteszlav Jaros. Aus dem Spiel heraus kam Rapid zu keinem Sitzer, Guido Burgstaller wärmte nur auf. Sturms Trainer Christian Ilzer freut sich über einen souveränen Sieg. Er war vor Anpfiff nicht souverän. Weil er den Handschlag mit Klauß verweigerte, weil der Dienstag von einer Sturm-Spionage beim Rapid-Training gesprochen hatte. Es soll ein Agreement zwischen den Klubs bestehen, dass beim Training des bevorstehenden Gegners nicht spioniert wird. Nach Schlusspfiff gab Ilzer Klauß die Hand, aber da war Rapids Trainer sauer (Bild). Auf Wiedersehen nächsten Mittwoch in Klagenfurt beim Cupfinale, vor dem alles für Sturm spricht. Bei Rapid muss man sich nach nur drei erzielten Toren in den letzten vier Bundesliga-Heimspielen schon fragen, worin der Fortschritt gegenüber letzter Saison, von dem immer gesprochen wird, bestehen soll. Fünf Punkte Rückstand auf den Dritten LASK, weil der in Hartberg durch ein Tor von Kapitän Philipp Ziereis in der 93. Minute nicht unverdient 2:1 (1:1) gewann, Platz vier ist in Gefahr, Austria Klagenfurt hat Rapid eingeholt, empfängt Grün-Weiß noch daheim.

Salzburg führte in Klagenfurt nach 18 Minuten durch zwei Tore von Karim Konate 2:0, wurde dadurch aber überheblich. Das merkte man vor allem bei Oumar Solet. Klagenfurt verwandelte zwischen der 52. und 74. Minute den Zweitorerückstand in eine 3:2-Führung. Den Ausgleich uns das dritte Tor, beide erzielt von Andy Irving, verschuldete Solet. Fünf Minuten vor Schluss verwandelte der Schotte noch einen Elfmeter nach Foul von Lucas Gourna-Douath, kam sozusagen zu seinem Abschieds-Hattrick, da er bereits an West Ham verkauft ist. Strahinja Pavlovic verkürzte noch auf 4:3, Referee Stefan Ebner gab das Tor zunächst wegen eines angeblichen Fouls nicht. Darüber regte sich der Serbe furchtbar auf, bekam die gelbe Karte. Nach VAR-Intervention gab Ebner das Tor doch, die gelbe Karte nahm er aber nicht zurück. Dadurch ist Pavlovic Sonntag gegen Sturm gesperrt. Es sieht nicht gut für Salzburgs elften Titel in Serie aus. In Hütteldorf sangen die Sturm-Fans bereits, wir werden Meister! Präsident Christian Jauk hörte das gerne.

Foto: PhotobyHofer/Christian Hofer.

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