Letzten Freitag vermeldete der ÖFB eine Erfolgsmeldung in Sachen Sponsoren. Mit dem Comeback der südkoreanischen Hyundai-Konzerns als Autopartner. Das war er bereits zehn Jahre lang, von 1998 bis 2018, ehe ihn VW ablöste. Der Dreijahresvertrag mit dem deutschen Konzern lief aus, Hyundai kehrte zurück. Montag ging es vor dem Wiener Landesgericht für Strafsachen auch um ÖFB und Sponsoren. Aber das endete ohne Erfolgsmeldung. Ganz im Gegenteil: Es macht für den ganzen Fußballbund höflich ausgedrückt keine gute Optik, wenn Präsident Gerhard Milletich mit einer Klage wegen eines Zeitungsartikels mit Vorwürfen gegen ihn abblitzt. Was passierte. Dass in Frankreich die Justiz gegen den 81 jährigen Verbandspräsidenten Noel Le Graet wegen Mobbing ermittelt, ist zwar noch viel schlimmer, tut aber nichts zur Sache. Der 81 jährige musste sein Amt sogar ruhend stellen.
Anfang Oktober vermeldete das Magazins „News“ seltsame Geschäfte von Milletich. Er sei bei ÖFB-Sponsoren um Inserate für Magazine, die in seinem Bohmann-Verlag erscheinen, vorstellig geworden. Drei Wochen später erhärtete der „Kurier“ die Vorwürfe gegen den Burgenländer. Sowohl im Internetportal als auch in der Printausgabe. Das wurde auch im ÖFB-Präsidium, in dem Milletich schon zuvor keinen leichten Stand hatte, zum Thema. Milletich kündigte an, zu klagen, um alles aus der Welt zu schaffen. Das scheint nach aktuellem Stand ein klassisches Eigentor gewesen zu sein. Richter Hartwig Hansur lehnte Montag Milletichs Antrag auf Gegendarstellung des Online-Artikels aus formalen Gründen ab, was noch nicht rechtskräftig ist. Den Milletich ging in Berufung. Er und sein Anwalt Gerald Ganzger sahen aber offenbar wenig Chancen, dass die Verhandlung am Dienstag, in der es um den Printartikel gehen sollte, ein anderes Urteil bringt. Daher zog der ÖFB-Präsident, der Montag vor Gericht versicherte, sein Amt niemals missbraucht zu haben, die Klage zurück.
Jetzt könnte man argumentieren, Milletich habe wahrscheinlich nur ungeschickt reagiert. Dass Diplomatie nicht zu seinen Stärken zählt, war immer bekannt. Aber das bedenklichste bei der Verhandlung am Montag war die Aussage des als Zeugen geladenen oberösterreichischen Verbandspräsidenten Gerhard Götschhofer. Weil die alles über die Atmosphäre im ÖFB-Präsidium aussagt, wenn ein Mitglied sozusagen privat Vorwürfe gegen den Präsidenten bei vier Sponsoren recherchiert. Das machte Götschhofer. Eine Reaktion des Rechtsanwalts auf eine schroffe Antwort, die er von Milletich als Reaktion auf einen Brief an den Präsidenten, in dem es auch um die Amtsführung ging, erhielt. In der 90-minütigen Verhandlung sprach Götschhofer davon, dass die Sponsoren Milletichs Anfrage um Inserate als ungut, plump und schlecht für den ÖFB empfanden, davon irritiert waren. Und dass es vor Beginn von Milletichs Präsidentschaft keine Geschäftsbeziehung zwischen seinem Verlag und diesen Sponsoren gab. Das war ziemlich heftig.
Der Richter ging auf die Frage, ob Milletich Inseratenkeilerei betrieben habe, nicht ein. Damit bleiben die Vorwürfe im Raum. Die Zweifel, ob das ÖFB-Präsidium unter Milletich jemals noch zu einer gemeinsamen Linie finden kann, um positive Entwicklungen einzuleiten, blieben nicht nur bestehen, sondern wurden noch größer. Daran hat der Dezember-Beschluss zum Bau des neuen ÖFB-Zentrum in Aspern, für den auch Götschhofer gestimmt hatte, nichts geändert. Daher verlor Montag nicht nur Milletich vor Gericht, sondern Österreichs Fußball. Mit den Vorwürfen gegen den Präsidenten beschäftigt sich seit Dezember das Ethikkomitee der Bundesliga unter Vorsitz von Wolfgang Pöschl, dem ehemaligen Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts. Bis Ende Jänner soll die Inseraten-Affäre geprüft und beurteilt werden. Wie die Mitglieder, zu denen Hans Rzeszut gehört, der drei Jahre Präsident des Obersten Gerichtshofes war, Milletichs abgewiesene Klage auf Gegendarstellung beurteilen werden?
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.