Fußball

Salzburg kann gar keine Gnade mit Leipzig haben und Geheimnisse über Wolf

Seit Wochen gibt es keine Karten mehr für den „El Dosico“, wie deutsche Medien das Red Bull-Duell zwischen Salzburg und Leipzig in der  Europa League nennen. Ausverkauft in Wals-Siezenheim, damit 74.244 Zuschauer bei den drei Gruppenspielen, ein Schnitt von 24.744. Ein Zeichen mehr für die Weiterentwicklung von Österreichs Meister, der das beste Europa League-Team aller Zeiten ist. Aber aktuell trotz vier Siegen aus vier Spielen mit 14 erzielten Toren noch nicht fix in die k.o.-Phase aufgestiegen ist. Dazu fehlt noch ein Punkt. Der soll Donnerstag Abend her. Den ersten „El Dosico“ gewann Salzburg in Leipzig durch ein Tor von Joker Fredrik Gulbrandsen in der Nachspielzeit 3:2, war dabei die bessere Mannschaft. Ralf Rangnick, Leipzigs Trainer und Sportchef mit Salzburg-Vergangenheit, gibt zu: „Unser schlechtestes Spiel in der Saison. Es hatte aber auch etwas Gutes. Wir haben das genutzt, um hart mit uns ins Gericht zu gehen und Fehler, vor allem im Zusammenspiel, abzustellen.“

Seit der Heimpleite gab es nur zwei Niederlagen. Je eine in der Europa League, das  1:2 in Glasgow gegen Celtic und in der Bundesliga. Beim 0:1 in Wolfsburg fehlten  letzten Samstag die Ex-Salzburger Kevin Kampl, Marcel Sabitzer und Dayot Upamecano. Kampl ist auch Donnerstag nicht dabei, ebenso Sabitzer sieht es nicht gut aus. Obwohl die Physios alles mit der lädierte Wade des Steirers, der seit der Vertragsverlängerung bis 2022 mit fünf Millionen Euro brutto pro Saison als Leipzigs Topverdiener gilt, versuchten. Da auch Diego Demme nicht zur Verfügung steht, der Schwede Emil Forsberg seit Wochen zusehen muss, jammerte Rangnick: „Unser ganzes Mittelfeld fällt aus.“ Die Ex-Salzburger Konrad Laimer und Stefan Ilsanker werden sicher beginnen.

Was Leipzig in Salzburg erwartet?: „Eine gute Stimmung und eine Mannschaft, die alles daran setzen wird, das Ding endgültig zuzumachen“. Prognosen von Trainer Marco Rose in einem Interview mit „Bild“. Unter dem Titel: Keine Gnade mit Leipzig. Könnte auch Salzburg gar nicht haben. Es gibt kein Ergebnis, das beiden Teams hilft, weiterzukommen. An einem Dezember-Finale um den Aufstieg in Glasgow ist bei Salzburg wirklich keiner interessiert. Ein Stallregie im Duell der Klubs, die durch den Getränke-Giganten Red Bull von Didi Mateschitz,praktisch gegründet wurden, Salzburg 2005, Leipzig 2009) kann es daher gar nicht geben. Der Entflechtungsprozess, der 2015 begann, ist abgeschlossen. International spielt Österreichs Meister als FC Salzburg Die Trikots ähnlichen sich zwar sehr, ebenso die Internetseiten beider Klubs. Auch die Logos sind dem Konzernwappen von Red Bull ähnlich. Salzburg änderte seines auf Befehl der UEFA vor einem Jahr. Seither springt dort nur ein Rind statt zwei.

Bis 2015 war Rangnick Sportdirektor in Salzburg und Leipzig,  den Posten an der Salzach legte er dann nieder. Die beiden Klubs haben inzwischen eine getrennte Scouting-Abteilung, tauschen sich über Talente nicht mehr in langen Konferenzen aus. Manche Manager wollten ihren Spielern beim Wechsel nach Salzburg die Garantie für den nächsten nach Leipzig in die Verträge schreiben lassen. Das passiert wegen juristischer Bedenken aber nie. Trotzdem wechselten bisher 14 Spieler aus Salzburgs erster Mannschaft nach Leipzig, umgekehrt waren es sechs. Die Verhandlungen zwischen Salzburgs Sportchef Christoph Freund sowie Leipzigs Bossen Oliver Mintzlaff und Rangnick sind inzwischen mitunter erbittert geworden. Bestes Beispiel: Der derzeit verletzte Amadou Haidara. Den wollte Rangnick unbedingt als Nachfolger  für den nach Liverpool gewechselten Ex-Salzburger Naby Keita, bekam ihn aber nicht.

„Man muss nicht aus Salzburg weg gehen, um auch international Erfolg zu haben“, sagen die herausragenden Youngsters Xaver Schlager und Hannes  Wolf. Leipzig war für sie der ideale Gegner, um den Frust über die gegen Roter Stern Belgrad verpasste Qualifikation zur Champions League  zu überwinden, mit dem 3:2 im Hinspiel war alles wieder vergessen. Begann eine neue, bis jetzt beeindruckende Erfolgsstory mit derzeit 26 Pflichtspielen ohne Niederlage. Wolf steht inzwischen nicht nur im Fokus einiger ausländischer Klubs, ohne jetzt wechseln zu wollen, sondern auch bei Salzburgs Autosponsor Audi. Unter www.quattro.at sind alle „Geheimnisse“ über den 19jährigen nachzulesen. Etwa, dass Roses Assistent Rene Aufhauser für den in Graz aufgewachsenen Wolf ein Idol zu Kinderzeiten war, weil damals der GAK seine beste Phase hatte. Oder dass er nach Spielen nie vor vier Uhr früh einschlafen kann. Daher in Salzburg nach dem Match mitunter ins Trainingszentrum fährt, um sich dort in der Sauna zu entspannen. Vielleicht auch Donnerstag.

Wer Salzburg als kleinen Bruder von Leipzig sieht, verärgert nicht nur Schlager und Wolf, sondern alle Spieler. Wie beim Hinspiel am 20. September wird Rangnick, der damals ziemlich schlimmen Anfeindungen der Salzburg-Fans ausgesetzt  war, wieder ihr  Feindbild sein. Aber so ehrlich muss man sein: Ohne Rangnick würde es den Salzburger Höhenflug in seiner derzeitigen Form sicher nicht geben. Denn er legte den Grundstein dazu, holte damals auch Rose, der das Thema nicht kommentieren wollte, aber feststellte, Szenen wie in Leipzig hätten in Stadien besser nichts verloren, Rangnick als Trainer sehr zu schätzen. Freund arbeitete einst unter Rangnick, ehe er sein Nachfolger wurde. Das Verhältnis der beiden gilt als sehr professionell. Das jeder dem anderen ein Schnippchen schlagen will, liegt auf der Hand. Der gebürtige Leipziger Rose bekräftigt: „Wir wollen so richtig einen raushauen.“ Wer ihn auf eine etwaige Mateschitz-Regie für Leipzig anspricht, der bekommt eine klare Antwort, die da heißt: „Das beleidigt mich!“

 

Foto: © FC RB Salzburg Media .

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