Sechs Klubs aus der renommierten deutschen Bundesliga bezogen von Dienstag bis Donnerstag in Champions sowie Europa League sechs Niederlagen. Die kleine „Ösi“-Liga, wie sie in den deutschen Medien oft spöttisch genannt wird, bliebt mit Meister Red Bull Salzburg und Austria hingegen in der Europa League ungeschlagen. Salzburg erkämpfte mit dem 1:0 gegen Olympique Marseille sogar die Tabellenführung, Austria verpasste bei Griechenlands Tabellenführer AEK Athen beim 2:2 in letzter Minute unnötig den Sieg, noch dazu durch ein Abseitstor. Darum fühlte sich das Unentschieden in der ersten Enttäuschung wie eine Niederlage an. Trotzdem: Österreich mit einer besseren Europacubilanz als Deutschland, diese Woche muss man sich sozusagen einrahmen. Wird sich nicht so schnell wiederholen.
In Deutschland verdrängte der unerwartete Bayern-Aktionismus mit dem Ende für Trainer Carlo Ancelotti vorerst alle Analysen über die Gründe der internationalen Probleme einer Liga, die zu den besten vier Europas gezählt wird. Unerwartet, dass auch bei einem Renommierklub wie Bayern die Macht der Spieler so groß ist, um einen der renommiertesten Trainer der Szene zu stürzen. Präsident Uli Hoeneß gestand, Ancelotti habe mit der Aufstellung beim 0:3 von Paris fünf Spieler gegen sich aufgebracht. Nämlich Jerome Boateng, Mats Hummels, Franck Ribery, Arjen Robben und Kingsley Coman. „Das war nicht durchzuhalten. Ich weiß aus Erfahrung, dass der schlimmste Feind der im eigenen Bett ist“, behauptete Hoeneß. Daher fiel in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 3.30 Uhr in der Früh die Entscheidung gegen den italienischen Trainerstar. Überraschend, wie wenig Hoeneß und Rummenigge mit der Entscheidung für frustrierte Spieler und gegen den Trainer in der Kritik stehen. Hat sicher mit ihren großen Verdiensten um Bayern zu tun. Die Lösung mit Ancelottis Assistent Willy Sagnol als Chef gilt vorerst nur für das Sonntag-Spiel in Berlin gegen Hertha BSC, einem anderen sieglosen Europacupteilnehmer.
Keine Trainerdiskussion hingegen natürlich bei Salzburg und Austria. Im Gegenteil: Salzburg Newcomer Marco Rose punktete mit der Mentalität, mit der sich sein letztes Aufgebot beim bisher einzigen österreichischen Sieg in dieser Europa League präsentierte. Nur noch fünf Ersatzspieler, nur eine Alteernative (David Atanga) für die Offensive. Trotzdem: Die zweite Hälfte mit dem Jubel um das Goldtor des Israelis Munas Dabbur (oben) nach starker Vorarbeit von Amadou Haidara und Österreichs Teamverteidiger Stefan Lainer kann man international herzeigen. Jetzt wird man in Roses Heimat Deutschland noch mehr auf ihn aufmerksam werden als letzte Saison durch den Triumph in der Youth League: „Heute bin ich nur stolz“, gestand Rose Donnerstag ab 21 Uhr. Zurecht. Hannes Wolf, der 18jährige Youngster, bezeichnete den Gruppensieg als Salzburger Anspruch. Marseilles Brasilianer mit Deutschland-Vergangenheit, Luiz Gustavo, verwechselte Salzburg bei den TV-Interviews, sogar mit Leipzig. Was nicht passt, ist die Kulisse: Diese Salzburger Mentalität mit elf Europacupspielen hintereinander ohne Niederlage verdient sich mehr als 11.000 Zuschauer.
Salzburg hat vor den Duellen gegen Türkeis Cupsieger Konyaspor im Kampf um Platz eins und zwei gute Aussichten. Bessere als die Austria, die trotz des Punkts von Athen weiter drei Rückstand auf den Zweiten AEK hat. Wie umkämpft diese Gruppe vorerst ist, zeigte auch Milans zweiter Sieg: In San Siro gegen Kroatiens Meister HNK Rijeka, bei dem Alex Gorgon verletzt fehlte, einen 2:0-Vorsprung von der 84. bis zur 90. Minute verspielt. Aber in der 94. gelang dem 19jährigen Jungstar Patrick Cutrone noch Milans 3:2. Die verpassten Punkte von Athen muss Austria in den Duellen gegen Salzburg-Bezwinger Rijeka liefern: „Der späte Ausgleich ist ärgerlich, da hätten wir uns besser verhalten können. Gesamt waren wir die bessere Mannschaft“, bilanzierte Traienr Thorsten Fink im Athener Olympiastadion, das zu zwe Dritteln leer blieb. Der 20jährige Goalie Patrick Pentz überzeugte auch beim internationalen Debüt. Verwunderlich, dass er erst durch die Verletzung von Osman Hadzikic zum Thema wurde.Verwunderlich auch,wie leichtsinnig Mohammed Kadiri wieder im Abwwehrzentrum agierte. Trotz der schechten Erfahrungen, die er damit beim 1:5-Heimdebakel gegen Milan machte, als er den schnellen 0:2-Rückstand verschuldete.
Mit einer Ausnahme blieben die Klubs mit österreichischen Legionären in der Europa League sieglos. Trainer Adi Hütter hätte mit dem Schweizer Tabellenführer Young Boys Bern, bei dem Thorsten Schick durchspielte, in Albanien gegen Skenderbeu sicher mehr erwartet als ein 1:1. Peter Stöger kam mit dem 1.FC Köln nicht zum ersten Saisonsieg. Gegen Serbiens Tabellenführer Roter Stern Belgrad beim 0:1 (0:1) die erste Hälfte verschlafen, in der guten zweiten mit drei Stangenschüssen die Scheiße am Fuss. Jetzt gibt´s auch bei Kölns Sportchef Jörg Schmadtke Aktionismus wie bei Bayern: Er holt den im Juni bei Werder Bremen ausgemusterten, fast 39jährigen Torjäger Claudio Pizarro. Valentino Lazaro blamierte sich beim Debüt im Dress von Hertha BSC Berlin im Norden Schwedens bei Östersunds auf Kunstrasen mit dem 0:1 (0:1), Hoffenheim vergab mit U21-Teamspieler Stefan Posch im Abwehrzentrum in Bulgarien gegen Rasgrad eine 1:0-Führung, verlor 1:2, woran der solide Posch bei seinem Einstand schuldlos war. Die Ausnahme heißt Andi Ivanschitz: Das erste „Lebenszeichen“ des Ex-Teamkapitäns seit Monaten bei Viktoria Pilsen. Erstmals in dieser Saison gab ihm Trainer Pavel Vrba daheim gegen Hapoel Be´er Sheva aus Israel eine Chance, tauschte ihn bei 1:1 in der 74. Minute ein. Zwei Minuten später bereitete Ivanschitz das 2:1 vor, Endstand 3:1.