Fußball

Schlimme deutsche Pleite: „Österreich ist fußballerisch besser als die Türkei!“

Schlimme deutsche Pleite bei der Heimpremiere des neuen Teamchefs Julian Nagelsmann.  Von Aufbruchstimmung und Euphorie keine Spur mehr, es herrscht wieder fast das blanke Entsetzen. Drei Tage vor dem Gastspiel im ausverkauften Wiener Happel-Stadion, 209 Tage vor dem Start in die Heim-EM, gab es nicht nur durch das 2:3 (1:2)gegen die Türkei einen schlimmen Tiefschlag. Ein reiner Frustabend, weil tausende türkische Fans unter den 70.000 Zuschauern im Olympiastadion dafür sorgten, dass es eine Atmosphäre wie bei einem Auswärtsspiel gab. Ilkay Gündogan, der deutsche Kapitän mit türkischen Wurzeln, wurde gnadenlos ausgepfiffen. Überdies bot die Türkei nicht einmal ihre beste Besetzung auf. Das reichte. Nagelsmann (Bild) machte genau das, was man Vorgänger Hansi Flick vorgeworfen hatte, was dem auch zum Verhängnis wurde: Er experimentierte. Und das ging total daneben.

Etwa der Versuch mit Offensivspieler Kai Havertz als linkem Verteidiger. Nagelsmann wollte flexibel agieren, Arsenal-Legionär Havertz sollte die Positionen wechseln. Nach fünf Minuten brachte er nach schöner Kombination und Vorarbeit von Leroy Sane die Führung. Alle schien zu passen. Aber zur Pause führte die Türkei 2:1. Nach 20 Minuten begann die Wende, Deutschland ließ sich, wie man so schön sagt, die Butter vom Brot nehmen. Und in der Defensive zeigten sich wieder einmal zu viele Löcher. Das flexible Nagelsmann-System? Eigentlich eine Fünferabwehr mit Offensivspielern als Außenverteidiger. Mit Havertz und rechts Leroy Sane. Der sich beim Ausgleich düpieren ließ. Die türkische 2:1-Führung kurz vor der Pause tat besonders weh: Weil sie der in Regensburg ausgebildete und im Bayern-Nachwuchs ausgebildete 18 jährige Kenan Yildiz erzielte, der erst fünf Spiele in der Serie A für Juventus absolvierte. Nach drei Minuten der zweiten Hälfte erzielte Niclas Füllkrug den Ausgleich, aber Deutschland wirkte auch danach zu lethargisch und passiv, wie es Gündogan nachher zugab. Auch wenn der entscheidende Treffer nach 71 Minuten aus einem umstrittenen Handselfmeter nach VAR-Intervention, den Havertz „verschuldete“, fiel: Die erste deutsche Heimniederlage gegen die Türkei nach 72 Jahren war nicht unverdient. Auch wenn es für Julian Brandt noch die große Chance zum Ausgleich gab. Wieder einmal zeigte sich, dass Gündogan und Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld nicht richtig zusammenpassen. Keiner ist der Abräumer vor der Abwehr. Auch deshalb gab es die Lücken in der Defensive.

Was bedeutet der deutsche Rückschlag, den Österreichs Spieler gemeinsam am TV-Schirm sehen? So komisch es klingen mag, die Aufgabe am Dienstag wird dadurch eher noch schwieriger. Die Stars und Nagelsmann werden bis Dienstag viel Kritik hören, deshalb muss eine Reaktion folgen. Unter anderem mit Umstellungen. Mit Routinier Mats Hummels in der Abwehr, vielleicht mit England-Legionär Pascal Groß im zentralen Mittelfeld. Nagelsmann verteidigte im RTL-Interview seine Aufstellung, behauptete, Havertz habe ein herausragendes Spiel gemacht: „Man kann die Situationen vor den türkischen Toren aber besser verteidigen!“ Und zum Spiel in Wien: „Österreich ist fußballerisch besser als die Türkei. Wir brauchen ein höheres Emotionsniveau!“

Deutschlands Nachbar Holland schaffte in der Frankreich-Gruppe mit einem 1:0 (1:0) gegen Irland in Amsterdam das EM-Ticket. Frankreich schaffte in Nizza mit 14:0 gegen Gibraltar das EM-Ticket. Ebenso die Schweiz trotz des enttäuschenden 1:1 (0:0) gegen Kosovo in Basel. Weil Israel die letzte Chance im „Heimspiel“ gegen Rumänien im ungarischen Felscut nicht nützen konnte, zwar nach zwei Minuten 1:0 führte, aber 1:2 verlor. Der WM-Dritte Kroatien hat die Qualifikation mit dem 2:0 (2:0) gegen Lettland in Riga praktisch geschafft, Wales ließ in Armenien beim 1:1 zwei Punkte liegen.

 

Foto: DFB.

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