Fußball

Schwab ist schon zu sehr Rapid-Politiker

Beifall für die Rapid-Spieler nach dem 1:1 in der Grazer Merkur-Arena gegen Sturm aus dem grün.weißen Sektor, aber weiter keine Unterstützung für Trainer Goran Djuricin. An der „Gogo raus“-Devise hat der glückliche Aufstieg in die Gruppenphase der Europa League nichts geändert. Und die wird auch nach der Länderspielpause aktuell bleiben. Denn nachvollziehbare Argumente zählen in diesen Kreisen nichts. Dort ist Sturheit Trumpf.  Je mehr Erklärungen es aus der Chefetage geben wird, die nach bedingungsloser Rückendeckung für Djuricin klingen, desto größer wird die Sturheit. Und es ist dann nur eine Frag der Zeit, bis die „Gogo raus“-Rufe nicht  wie in Graz und zuvor beim 2:1 gegen Wacker Innsbruck erst nach dem Spiel ertönen sondern wie erstmals im Allianz-Stadion gegen Steaua Bukarest während des Spiels. Egal, ob Rapid führt oder nicht. In der Fanszene bleibt die Meinung einzementiert: Djuricin ist eine „Schöpfung“ von Sportchef Fredy Bickel, die der Schweizer unter allen Umständen verteidigt und halten will, weil damit sein Einfluss unverändert groß bleibt .  Denn Widerspruch von Djuricin bei seinen Entscheidungen hat Bickel keinen zu befürchten. Bei anderen Trainer wäre das anders.

Mit diesem Szenario wird Rapid leben müssen.  Da kann Kapitän Stefan Schwab reden, was er will, er wird nicht gehört werden: „Seit das losging, zeigt bei uns der Pfeil nach oben. Wir können gut mit dem Trainer zusammenarbeiten“, behauptete der Salzburger in Graz, „lassen uns von den Sprechchören nicht beeinflussen, versuchen uns, auf das wesentliche zu konzentrieren und Ruhe zu bewahren.“ Ein Kapitän sollte natürlich zum Trainer stehen, nur betätigt sich Schwab  schon zu sehr als Rapid-Politiker. Und läuft damit Gefahr, die Mannschaft zu spalten. Denn einige im Kader, die nicht so große Djuricin-Befürworter wie der Kapitän sind, sehen seine Rolle durchaus kritisch.  Daher sollte sich Schwab trotz der Kapitänsschleife drauf konzentrieren, in erster Linie ein wichtiger  Spieler zu sein. Wenn er sich in den nächsten Wochen nicht mehr so  viele Ballverluste leistet wie in den letzten Speilen, dann wird das für Grün-Weiß wichtiger und wertvoller ein als seine Erklärungen in der Trainerfrage.

Nicht nur Rapid blieb in der Meisterschaft sieglos, auch die drei Gegner in der Europa League. Spartak Moskau, am 20. September Gast in Hütteldorf, erkämpfte in Russlands Spitzenduell bei Tabellenführer Zenit St. Petersburg vor 61.000 Zuschauern  ein torloses Remis, blieb Zweiter, verlor seinen holländischen Torjäger Quincy Promes an den FC Sevilla.  Die Glasgow Rangers verloren das 414. Old Firm, das Derby von Glasgow, im Celtic-Park gegen die Grün-Weißen aus der schottischen Hauptstadt 0:1. Und dies obwohl Salzburgs Gruppengegner  knapp vor Transferschluss seinen französischen Torjäger Moussa Dembele sehr zum Ärger von Trainer Brendan Rodgers an Lyon verkaufte. Das Goldtor erzielte mit Oliver Nchtam  ein anderer Franzose. Celtic ist in der Tabelle Zweiter, die Rangers liegen nach der ersten Niederlagen unter ihrem prominenten neuen Trainer Steven Gerrard nur auf Platz sieben, haben sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Hearts of Midlothian, bei dem ein früherer Rapid-Amateur aus dem Burgenland, Peter Haring, einen Stammplatz hat. Schlechter als Rapid geht es Gruppenfavorit Villarreal: Nach drei Runden von La Liga nur ein Punkt und Drittletzter. Bei der 0:1-Heimpleite gegen Girona spielten nur zwei, die bereits vor drei Jahren in der Europa League gegen Rapid zur Mannschaft gehört hatten.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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