Fußball

So schlimm foult der ÖFB verdiente Teamspieler

Mittwoch gab die Pressestelle der Fußballbunds die 16 Teilnehmer bekannt, die ab Herbst am Kurs zur UEFA-Pro-Lizenz teilnehmen dürfen. Wer die Aussendung mit der vergleicht, mit der vor längerer Zeit die Bewerber darum veröffentlicht wurden, dem fehlen die Namen von zwei verdienten ehemaligen Teamspielern: Thomas Flögel, sogar jahrelang Teamkapitän, und Martin Hiden. Zu aktiven Zeiten erlebten beide viel, viel mehr, was sie für ihre Trainerkarriere verwerten können, als die 16 Teilnehmer an dem Kurs oder auch die Chefs der Trainerausbildung. Das sind Damen-Teamchef Dominik Thalhammer sowie seit April Thomas Eidler, der nach überschaubaren Erfolgen in nicht einmal einem Jahr als Trainer in der ersten Liga beim Floridsdorfer AC schon etwas überraschend den neuen Job in der Trainerausbildung bekam. Unter der von Thalhammer ausgegebenen Devise Entwicklung und Innovation. Eidler, zuvor Analytiker beim ORF, gilt als typischen Vertreter der Laptop-Generation. Da könnte man zum Schluss kommen, dass es sich um die Rache von früher nicht erfolgreichen Fußballern an den erfolgreichen handelt. Aber damit würde es man sich zu leicht machen.

Aber zur Erinnerung: Flögel absolvierte 46 Länderspiele, war viermal Meister und Cupsieger, in seinen fünf Jahren als Legionär bei Hearts of Midlothian in Edinburgh auch schottischer Cupsieger. Hiden kam auf 50 Länderspiele, war bei der WM 1998 und Heim-Euro 2008 dabei, gewann mit Austria Salzburg, den Wiener Violetten und Rapid vier Meistertiteln, war zweimal Cupsieger. Die England-Karriere bei Leeds stoppte ein Kreuzbandriss, erlitten gegen Manchester United in Old Trafford. Das würde nicht reichen, aber beide kommen auch bei der bisherigen Praxis im Trainerjob den Anforderungen nach. Flögel trainiert derzeit in der Regionalliga Ost die St.Pölten Juniors, Hiden die Admira-Juniors. Er war zuvor auch schon Co-Trainer bei Gerald Baumgartner, als der mit dem Regionalligaklub Pasching 2013 sensationell Cupsieger geworden war.

Und trotzdem wies der ÖFB beide ab. Woran das gelegen sein kann? Dann bleibt nur noch ein Hearing beim Salzburger Sportwissenschaftler, Universitätsprofessor Günter Amersberger, als mögliche Ursache. Da müssen sich alle Kandidaten  im Sportzentrum Hallein-Rif stundenlang einem Rollenspiel, wie man als Obmann, Zeugwart oder Trainer bei Problemen reagieren würde, einem Computertest und einem Interview stellen. Rollenspiele? Da geht es doch nicht um Schauspieler, ein Casting für ein Engagement beim Film,  sondern um Trainer. Das provoziert die Frage, ob die Kriterien in der Trainerausbildung stimmen. Amersberger sah offenbar bei Flögel und Hiden kein Potenzial zum Trainer in der Bundesliga. Etwas, das man nur als Gemeinheit bezeichnen kann.

Beide reagierten auf Anfrage mit Schweigen. Das passierte nicht unerwartet. Sonst würden sie rasch als Raunzer abgestempelt werden. Und wenn sie noch jemals in diesen UEFA-Pro-Diplom-Kurs kommen wollen, bedeutet Schweigen in diesem Fall wahrscheinlich eher Gold als wenn sie gegen das schlimme Foul an ihnen verbal Sturm laufen würden. Es gäbe noch einen, der die verhindern hätte können: ÖFB-Sportchef Peter Schöttel, der auch für die Trainerausbildung zuständig ist. Aber er wird auf die geltenden Bestimmungen, die noch aus der Ära seines Vorgängers Willi Ruttensteiner stammen, verweisen. Und tut persönlich gut damit. Weil dann sofort von Besserwissern lächerliche Vorwürfe von Freunderlwirtschaft und Verhaberung laut werden würden. Weil Schöttel mit beiden zusammengespielt, Hiden als Rapid-Sportchef von Austria geholt, ihn in seiner Trainerzeit bei Grödig als Assistent an seiner Seite hatte. Aus Schöttels Sicht ist es persönlich besser, nichts zu tun. Aber ob das der Sache dient?

Zehn der 16 Teilnehmer bestimmt eine Punkterangliste aller Kriterien. Die Bundesliga und der ÖFB haben je drei Joker. So kommen auch der sportliche Leiter des Kärntner Verbands oder Trainer aus Leistungszentren zum Zug. Oder Gernot Plassnegger, der ohne gültige Lizenz Austria Lustenau trainiert. Hubert Nagel, der Boss von Austria Lustenau, gehört aber zum Aufsichtsrat der Liga. Arg wäre es, sollten „Joker“ weniger Punkte haben als Kandidaten, die abgewiesen wurden. Auf jeden Fall stellt sich die Frage, warum Teamspieler dem „Rollencasting“ eines Universitätsprofessors ausgeliefert sein dürfen. Das gehört abgestellt. Und zwar rasch. Fakt ist, dass Flögel und Hiden zwei Jahre bis zum nächsten UEFA-Pro-Diplom Kurs warten müssen.

 

 

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