Fußball

So schwach wie Sturm und Altach können Salzburg und Austria nicht sein

Werden mit Doublegewinner Red Bull Salzburg und Vizemeister Austria nur noch zwei österreichische Klubs Ende Juli und Anfang August in der dritten Qualifikations-Runde für die Europacupbewerbe  vertreten sein oder doch mehr? Nach den eher peinlichen Heimvorstellungen vom Donnerstag im Kampf um den Aufstieg in Richtung Europa League  kann man keine großen Hoffnungen mehr auf Sturm Graz oder Altach setzen.  Es gehört schon viel Optimismus dazu, nach einem  0:1 gegen Montenegros Vizemeister Mladost Podgorica den Aufstieg anzukündigen, wie es Günter Kreissl, der Sportchef von Sturm Graz, tat. Anderseits kann man sagen, in seiner Funktion ist es dazu ja eigentlich verpflichtet. Aber es war schlimm anzusehen, wie Sturms Kapitän Christian Schulz mit einem Anfängerfehler, der einem Abwehrchef wie ihm nie passieren darf, die Blamage nach 32 Sekunden einleitete und Glück hatte, dafür nicht Rot zu sehen. Ebenso schlimm, wie einfalls-und hilfos die Grazer dem Rückstand nachliefen. Viel zu sehr durch die  Mitte, viel zu wenig über die Flügel. Es stimmt, Sturm musste  das Match aus der Vorbereitung heraus bestreiten, aber so darf man sich dennoch nicht präsentieren.

Der Siegesjubel der Aussenseiter, die ihre Überraschung nachher schon wie den Aufstieg feierten, ärgerten die Grazer Verlierer. Sie kündigten Revanche an, glaubten, für zwei oder drei Tore in Podgorica gut genug zusein. Woher dieser Optimismus? Bei einem Klub, der zuletzt am 29. September 2011  im Europacup gewann, danach von neun Partien sieben verlor, ist das verwunderlich bis frivol. Auch Altach klang nach dem 1:1 gegen Dinamo Brest aus Weißrussland sehr zuversichtlich. Den Vorarlbergern kann man zu Gute halten, anders als Sturm klare Chancen herausgespielt zu haben, nur an der Effizienz  gescheitert zu sein. Selbst wenn sich der Optimismus bewarheitet, Sturm und Altach die Runde drei erreichen, drängt sich nach der Auslosung am Freitag eine Prognose fast auf: Ins  Play-off wird keiner von beiden kommen. Fenerbahce Istanbul ist für die Grazer  eine Nummer zu groß, Altachs möglicher belgischer Gegner Gent kam letzte Saison ins Achtelfinale, schaltete dabei Englands Vizemeister Tottenham aus.

Ans Play-off dürfen Salzburg und Austria seit Freitag Mittag aber schon denken. So schwach wie Sturm und Altach können beide nicht sein. Daran änderte  auch  Stunden später  der langsame und behäbige Austria-Auftritt beim Cup in Ebreichsdorf, wo nach einem 0:0 erst im Elferschiessen der Aufstieg fixiert wurde, nichts. Salzburgs Gegner wird wohl Kroatien-Meister NK Rijeka sein, der das Heimspiel gegen The New Saints aus Wales 2:0 gewann. Bei manchen läuteten die Alarmglocken, weil Salzburg  letzte Saison als bessere Mannschaft an Rijeka-Vorgänger Dinamo Zagreb gescheitert war. In besserer Besetzung als derzeit. Nach einem 1:1 in Kroatiens Hauptstadt führte Salzburg daheim 1:0, verlor im Nachspiel 1:2. Selbstfaller  passieren nicht alle Tage. Der österreichische Legionär bei NK Rijeka, der Ex-Austriaer  Alex Gorgon, hat schon seine privaten Erfolgserlebnisse gegen Salzburg mit dem Meistertitel vor vier Jahren gefeiert: „Man muss abwarten, was sich bei uns am Personalsektor noch tut“. Bisher kamen acht neue Spieler, darunter Innenverteidiger Robert Puncic von Union Berlin. Schwerer als Österreichs Meister traf es dessen Ex-Trainer Adi Hütter  mit Young Boys Bern. Da heißt die Hürde Dynamo Kiew.

Austria muss wahrscheinlich nach Zypern zu Apollon Limassol, das auswärts den Glasgow Ranegrs-Bezwinger aus Luxemburg, Progess Niederkorn, 1:0 bezwang und die Trümpfe wohl nicht mehr aus der Hand geben wird. Das bedeutet für  Trainer Thorsten Fink eine Begegnung mit seiner Vergangenheit: Bevor er in Wien anheuerte, trainierte er zwei Saisonen auf Zypern Apoel Nikosia. „Verstecken müssen wir uns sicher nicht“, kommentierte Fink das Los. Auch für Philipp Lienhart und den SC Freiburg gab es eine machbare Aufgabe: Wahrscheinlich Domzale aus Slowenien, 2:1-Sieger im ersten Match bei Valur Reykjavik.

Auch wenn man sich noch sehr über Sturm oder Altach ärgert,  es gibt noch viel schlimmeres, das einem geradezu den Boden unter den Füßen wegzieht. Etwa das  Drama um den 20jährigen Adelhak Nouri. Die große Ajax Amsterdam-Hoffnung, die letzten Samstag in Tirol bei einem Testspiel gegen Werder Bremen einen Herzstillstand erlitten hatte, bewusstlos zusammengebrochen war, wird bleibende Gehirnschäden davontragen. Die Chance auf Erholung der entscheidenden Hirnfunktionen ist gleich null. Das stellten Neurologen in Innsbruck fest. Bei solchen Tragödien verkommen Resultate zur völlig bedeutungslosen Nebensache

Foto: Facebook.

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