Fußball

Toni Polster verdient größere Bühnen als die „Gruab´n“

Ein Samstag der Lokalderbys im österreichischen Uniqa-Cup. Im Burgenland zwischen Pinkafeld mit Christian Saurer, dem Ex-Teamspieler und ehemaligen Austrianer und Rapidler, gegen Mattersburg, in Niedeerösterreich Gloggnitz mit den Ex-st-Pölten-Spielern Helmut Prenner und Ömer Ozbek gegen St.Pölten, in Kärnten zwischen SAK Klagenfurt und Wolfsberg, in Oberösterreich zwischen Vöcklamarkt und Vizemeister LASK. Die Austria gastiert in Kärnten beim Viertligisten Köttmansdorf, überlässt nichts dem Zufall, hat sich laut Trainer Christian Ilzer speziell darauf vorbereitet. Aber das zentrale Thema in Violett heißt: Wann wird Peter Stögers Comeback fixiert, wann beginnt seine eigentlich fünfte violette Ära? Zwei gab es als Spieler, je eine als Sportchef und Trainer.

De Cup bietet Samstag einer anderen Austria-Legende eine Bühne: Toni Polster als Trainer der auch für ihr soziales Engagement ihres Obmanns Roman Zeisel bekannten Wiener Viktoria, des Aufsteigers in die Regionalliga Ost, die den Bundesligisten Hartberg herausfordert. Von 1984 bis 1986 war Polster mit Austria dreimal Meister, erzielte in 145 Spielen 119 Tore, ehe seine zwölf Legionärsjahre in Italien (Torino), Spanien (FC Sevilla, Logrones, Rayo Vallecano) und Deutschland (1.FC Köln, Mönchengladbach) begannen.  Ein  gemeinsames Kapitel zwischen Stöger und Polster gab es außer in Österreichs Nationalteam, dessen Rekordtorschütze der 55jährige mit 44 Toren in 95 Länderspielen vermutlich noch lange bleiben wird, auch bei Austria. Allerdings nur sehr kurz Im Frühjahr 2005. Als Stöger Sportchef wurde, hieß der Teammanager Polster. Ehe ihn nach dem Cupsieg im Finale gegen Rapid der Bannstrahl des launischen Frank Stronach traf. Polster klagte gegen die fristlose Entlassung vor Gericht und bekam dreimal Recht: In Sachen Lohnfortzahlung, Schadenersatz und Stadionverbot, das gegen ihn verhängt worden war, aber aufgehoben werden musste.

Jetzt ist Polster zum zweiten Mal Trainer der Wiener Viktoria. Mit sechs Monaten Unterbrechung insgesamt sieben Jahre lang. Für ihn noch immer eine Herzensangelegenheit, die Spaß macht. Erstmals seit  2011, nachdem er als Trainer der Amateure des LASK, der mit seinem Assistenten namens Damir Canadi nicht gerade ideal harmonierte, Linzer Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen war. Von 2011 bis 2013 hatte er die Wiener Viktoria von der Wiener Unterliga mit zwei Meistertiteln in die Regionalliga geführt. Ein Highlight war damals auch die Cupsensation gegen eine steirischen Bundesligaklub. Gelingt ein ähnliches Husarenstück wie 2012 gegen Kapfenberg sieben Jahre später gegen Hartberg?

Nach zwei Erfolgsjahren bei der Viktoria holte ihn 2013 die Admira als Nachfolger von Didi Kühbauer in die Südstadt. Das schlimmste Kapitel seiner Karriere dauerte nur drei Runden. Dann wurde er gefeuert. Von einer fairen Chancen konnte da wirklich keiner reden. Da wurde er durch schlimme Intrigen weggemobbt. Polster sprach dieser Tage bei einem Interview in der „Kleinen Zeitung“ speziell den intriganten Co-Trainer an.  Das war  Oliver Lederer. Am 2. August wird es ein Wiedersehen zwischen Polster und Lederer geben, wenn die Viktoria zum Start der Regionalliga Ost in Traiskirchen gastiert. Dort heißt der Trainer Lederer. Die sportliche“Hinrichtung“ bei Admira beendete  die Trainerkarriere von Polster in der Bundesliga, ehe sie begonnen hatte., Denn bei allen Trainerwechseln seit damals war er eigentlich nie ein Thema. Das Thema ist für Polster  abgehakt. Was er schade findet, auch für die rot-weiß-rote Fußballszene. Recht hat er. Einmal hatte Ex-ÖFB-Sportchef Willi Ruttensteiner die gute Idee, ihn als Spezialtrainer für Stürmertalente in allen Akademien zu engagieren. Das ließ sich dann angeblich aus finanziellen Gründen nicht in die Tat umsetzen. Dass solche Gedanken bei der Stürmernot in Österreich nicht wieder aktuell wurden, muss sehr verwundern.

Sicher verdient Polster großere Bühnen als  die „Gruab´´n“, wie der Platz des WAF Brigittenau im Volksmund heißt. Dort kämpft die Viktoria gegen Hartberg auf Kunstrasen um die große Cupsensation, weil der eigene Platz im zwölften Wiener Bezirk renoviert wird. Inklusive Kunstrasen. Mit dem Begriff „Gruab´n“ kann auch Hartbergs Trainer Markus Schopp, den mit Polster Erinnerungen an gemeinsame Spiele für Österreich, darunter bei der  WM 1998 in Frankreich verbinden, etwas anfangen. Schopps Karriere bei Sturm begann, als die Heimspiele noch in der Grazer“Gruab´n“ ausgetragen wurden. Darum wurde Schopp in den letzten Tagen öfters, als es ihm lieb war, darauf angesprochen, dass er  Samstag mit Hartberg in die „Gruab´n“ muss. Polster begann erst vor zwei Wochen mit der Vorbereitung, sieht aber deshalb die Mini-Chancen nicht weiter geschmälert: „Wir haben ja auch nur zwei Wochen pausiert, also ist das nicht so schlimm.“ Das besondere an der jahrelangen Verbindung zwischen der Wiener Viktoria und der Austria.Ikone Polster: Der Klub ist schon durch die Nähe der Meidlinger Heimstätte zu Hütteldorf eher grün-weiß angehaucht, sympathisiert mit Austrias Erzrivalen Rapid. Speziell Klubpräsident Roman Gregory, der vor drei Jahren zur Eröffnung des neuen Allianz-Stadions mit seiner Band Alkbottle  Englands Lied zur Heim-Europameisterschaft 1996 in Rapid-Version als „Wir san daham“ zum Besten gab. Toni Polster ist bei der Wiener Viktoria daham.

 

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