Gelingt ein guter Start, schafft Köln einen Europa-League-Platz: Das prophezeite „Bild am Sonntag“ der Mannschaft von Peter Stöger. Der gute Start muss zweimal auswärts gelingen: Zunächst im Duell der Karnevalvereine in Mainz, anschließend beim Letzten Darmstadt. Bei den drei Vorbereitungsspielen gegen die Zweitligisten Bochum (1:0) und VfB Stuttgart (0:0) sowie in Brüssel gegen den belgischen Spitzenklub Anderlecht (1:1) blieb Köln ohne Niederlage, womit der 50jährige Kulttrainer aus Wien zufrieden war und feststellte: „Wir sind startklar.“ Die Spekulationen, ob Köln noch einen Innenverteidiger, der auch im zentralen defensiven Mittelfeld spielen kann, holt, belustigte Stöger zunehmend. So dass er auf die x-Anfrage zuletzt mit dem Spruch verblüffte: „Totti kommt nicht“. Das ist der mittlerweile 40jährige Altstar von AS Roma, ein Freigeist in der Offensive.
Was Stöger mit dem Scherz nochmals klarstellen wollte: Er sieht keinen Grund, am Transfermarkt aktiv zu werden. Trotz des Abgangs des albanischen Innenverteidigers Mavraj nach Hamburg und des serbischen Linksfuß Mladenovic, der fast nie zum Zug kam, nach Lüttich. Er sieht die Mannschaft stabil genug, um verschiedene Systeme zu spielen. Entweder mit drei Innenverteidigern oder mit Viererabwehr. Und er hat wieder mehr Optionen da sich drei Langzeitverletzte nach Monaten zurückmeldeten: Innenverteidiger Dominic Maroh, Kapitän Matthias Lehmann im zentralen Mittelfeld sowie Kreativspieler Leonardo Bittencourt. Nur Stammkeeper Timo Horn fehlt noch einige Wochen, aber den vertrat Routinier Thomas Kessler bisher ausgezeichnet.
„Nur wenn wir uns zu viel Zeit lassen, bekommen wir beim Spiel nach vorne Probleme“ glaubt Stöger nach der Vorbereitung. Bei der ihm gefiel, dass Legionäre aus der zweiten Reihe wie Pawel Olkowski oder der Ex-Dortmunder Milos Jojic nach eineinhalb durchwachsenen Jahren ordentlich Gas gaben, so die interne Konkurrenz steigerten. Somit wird der einzige Neue am Sonntag in Mainz Flügelspieler Christian Clemens sein. Der bei seinem letzten Klub, bei dem er in den ersten 16 Runden nur zu drei Einsätzen (zwei von Beginn) und 188 Spielminuten kam, auch weil ihm auf seiner Position Österreichs Teamspieler Karim Onisiwo mit 13 Spielen (neun in der Startelf) und 805 Minuten den Rang ablaufen konnte, wohl sehr motiviert sein wird. Stöger erwartet von Clemens, dem Ersatz für seinen Kunstschützen Marcel Risse, vor allem viele Flanken auf Torjäger Anthony Modeste. Qualitäten bewies der 25jährige Clemens bei seiner Heimkehr nach vier Jahren bereits, als er letzten Samstag nach der Rückkehr vom Test in Brüssel seinen Einstand beim Kölner In-Italiener Rosati gab, dabei Helene Fischers „Atemlos“ trällerte. Wenn Clemens auch so spielt, könnte so manchem Kölner Gegner der Atem weg bleiben.
Auf jeden Fall wird der 28.März zum denkwürdigen Tag in der Kölner Klubgeschichte. Durch Stöger. An diesem Dienstag wird seine Erfolgsgeschichte perfekt werden, von der er selbst nicht überzeugt war, als er 2013 bei dem als launischer Diva verschriebenen Chaosklub anfing, der inzwischen für Seriosität steht. Dann wird Stöger 1385 Tage im Amt sein, so lange wie kein anderer Köln-Trainer vor ihm. Kein Christoph Daum, kein Hennes Weisweiler. Stöger versichert, das ihm das eigentlich ziemlich wurscht ist. Aber es spricht für ihn, dass er im Juni seine fünfte Saison beim 1.FC Köln beginnen wird. Das ist schon etwas, auf das er stolz sein kann.