Zwei Tage ließ sich Real Madrid mit seiner Grandezza und Selbstherrlichkeit eines Champions League-Triumphators Zeit, um die Transferbestätigung für Philipp Lienhart an den Sc Freiburg zu schicken. Also durfte Österreichs U21-Kapitän erst Mittwoch erstmals mit seinem neuen Klub trainieren, Sportchef Klemens Hartenbach Vollzug melden: Vorerst ein Leihvertrag für ein Jahr, aber mit der Option, längerfristig mit dem Innenverteidiger aus Lilienfeld zu planen. Was auch geschieht. U21-Europameister Marc-Oliver Kempf, den jetzt schon der Hamburger SV und Hoffenheim engagieren wollten, wird in einem Jahr nicht mehr zu halten sein. Hartenbach verriet nicht, wie die vielen Klauseln mit Real aussehen und wie lange Lienhart bereits am Montag unterschrieb. Es wird sicher deutlich länger als nur für eine Saison gewesen sein.
Michael Gregoritsch band sich an den FC Augsburg, seinen bereits fünften Klub in Deutschland nach Hoffenheim, St. Pauli, Bochum und dem Hamburger SV, gleich für fünf Jahre bis 2022. Hamburgs Trainer Markus Gisdol sah in ihm nach fünf Toren bei 30 Spielenin der vergangenen Saison weiter nur einen Ergänzungspieler, aber das empfand der 223jöährige Steirer für keine wirklich ermutigende Perspektive. Er will mehr spielen, bei Augsburg spürte er das Vertrauen von Trainer Manuel Baum und des Sportvorstands Stefan Reuter, dem deutschen Weltmeister von 1990. Der dafür sorgte, dass Augsburg als einziger Bundesligaverein auf vier „Ösis“ setzt: Mit Rückennummer 11 auf Gregoritsch, dann der 26jährige Flügelflitzer Georg Teigl mit Nummer 28, auf den unumstrittenen Abwehrchef Martin Hinteregger mit Nummer 36 und das große 19jährige Defensivtalent Kevin Danso, der die Nummer 38 hat. Gregoritsch bekam die Zusage, im Zentrum eingesetzt zu werden, nicht auf der Außenbahn. Mit ihm holte Augsburg auch den 19jährigen Venezuela-Stürmer Sergio Cordova. Das waren die Neuerwerbungen fünf und sechs. Zuvor kam auch von RB Leipzig Rani Khedira, der Bruder des Juventus-Stars Sami. Mit U21-Europameister Dominik Kohr (zurück nach Leverkusen) und dem türkischen Routinier Halil Altintop, der zu Tschechen-Meister Slavia Prag wechselte, gingen allerdings zwei Stützen verloren. Als Altintop-Nachfolger ist Gregoritsch eingeplant. Für ihn zahlte der „FC Ösi Augsburg“ fünf Millionen Euro Ablöse. Gregoritsch stand in Hamburg mit einer Million Grundgehalt im unteren Teil der Gehaltsliste.
Gestern fuhr er mit seiner neuen Mannschaft ins Trainingslager nach Mals in Südtirol. Baum nahm 41 Spieler mit. Daher waren zwei Autobusse nötig, um den ganzen Tross zu transportieren. Beim 0:1 (0:0) auf der Anreise bei Wacker Insnbruck fehlten Hinteregger und Gregoritsch. Mit 35 Millionen Euro hat Augsburg eines der kleinsten Budgets der Liga, letzte Saison konnte der Klassenerhalt erst in der letzten Runde gesichert werden. Auch heuer wird der Kampf gegen den Abstieg kein Thema sein. Die Gregoritsch-Konkurrenten im Angriff kommen aus Paraguay, Island und Südkorea: Der schon verletzungsanfällige 30jährige Sturmtank Raul Bobadilla, der zwei Jahre jüngere Alfred Finnbogason und Doug-won Ji. Am schwersten wird es vom Österreicher-Quartett sicher Teigl haben, einen Platz unter den ersten elf zu erobern.
Einen, den der Gregoritsch-Wechsel in den Süden Deutschlands sicher freuen wird, ist Österreichs erfolgreicher U21-Teamchef. Vater Werner braucht nicht mehr nach Hamburg zu fliegen, sondern kann sich in Graz in seinen Mercedes setzen, ihn in etwas mehr als vier Stunden nach Augsburg „prügeln“, um den Sohn zu sehen. Wird sicher öfters passieren. Nicht zum Saionstart: Da gastiert Augsburg ausgerechnet in Hamburg, wo Gregoritsch noch eine Rechnung offen hat.