Fußball

Viermal ohne Sieg: Rapid in „Testkrise“! Ljubicic bringt mehr als drei Millionen

Red Bull Salzburg und der LASK gewinnen ihre Testspiele, Rapid hingegen nicht. Schon viermal hintereinander. Samstag bezwang der Meister im Trainingszentrum Taxham am Vormittag mit  der B-Elf Blau Weiß Linz 6:0 (3:0), am Nachmittag mit der ersten Garnitur Gornik Zabrze aus Polen sicher 3:0 (3:0). Der Vizemeister schlug im spanischen Algorta Viking Stavanger, den Fünften von Norwegen, 1:0 (0:0), Rapid unterlag hingegen in Belek gegen Levski Sofia durch einen zweifelhaften Elfmeter und ein Tor nach 92 Minuten 1:2 (1:0), was Trainer Didi Kühbauer gar nicht gefiel, aber doch nicht beunruhigte: „70 Minuten war die Leistung wirklich top!“ Da hätte Rapid schon höher führen müssen. Aber jetzt ist die „Testkrise“, was die Ergebnisse betrifft prolongiert, aktuell Noch in Wien 2:2 gegen den Floridsdorfer AC, in Belek Mittwoch 0:0 gegen Odense und 0:2 gegen Vojvodina Novisad, Samstag 1: 2 gegen gegen den Zweiten der bulgarischen Meisterschaft, bei dem Ex-Rapidler Deni Alar in der zweiten Hälfte zum Einsatz kam. Taxiarchis Fountas sorgte für das erste Rapid-Tor in Belek,, ließ aber auch ebenso wie Kelvin Arase einen Sitzer auf eine höhere Führung. Zu Pause tauschte Kühbauer nur Tormann Richard Strebinger gegen Tobias Knoflach aus, nach 62 Minuten alle Feldspieler. Da feierten Thorsten Schick und Stephan Auer ihr Comeback nach Verletzungspause, aber der  Zusammenhang war weg. Überdies verletzte sich im Finish Christopher Dibon, mit dem prinzipiell über eine Vertragsverlängerung Einigkeit besteht, als er ohne Fremdeinwirkung, umkippte. Damit begann das Bangen, dass er sich nicht schwerer verletzte und ausfällt.

Nichts mit einer Verletzung hatte es zu tun, dass Dejan Ljubicic (Bild oben)wie schon am Mittwoch nicht mehr spielte. Das befeuerte die Spekulationen, dass der 22 jährige Mittelfeldspieler Millionen bringen soll, die Rapid offenbar nötig hat, und in die Major Soccer League  zu Chicago Fire  wechseln darf. Und da muss man schon hinterfrage, ob dies die richtige Entscheidung ist. Auf der Position von Ljubicic neben Kapitän Stefan Schwab im zentralen defensiven Mittelfeld spielten Samstag je eine Hälfte Srdjan Grahovac und Youngster Dalibor Velimirovic. Eigentlich ist es nicht normal, wenn ein Spieler, der seine beste Zeit noch vor sich hat, sich für einen Wechsel in die USA entscheidet. Das machten bisher Routiniers im Herbst ihrer  Karriere oder knapp vor dem Ende. Wie früher Österreichs Ex-Teamkapitän Andi Ivanschitz, der mit den Seattle Sounders 2016 Meister wurde, oder zuletzt der deutsche Weltmeister Bastian Schweinsteiger, der letztes Jahr mit Chicago die Play-off verpasste, danach die Karriere beendete. Aber in jungen Jahren, auch wenn die Major Soccer League ihre Strategie änderte, jetzt vermehrt nach jungen talentierten Spielern Ausschau hält? Ljubicic reizt das. Trainer in Chicago ist der Vorgänger von Österreichs Teamchef Marcel Koller beim FC Basel, Raphael Wicky. Der bekam schon einen Ex-Rapider: Den slowenischen Torjäger Robert Beric.  Aber die größeren Rätsel gibt Rapid auf. Zoran Barisic führt als Sport.Geschäftsführer das konsequent durch, was er schon in seiner Trainerzeit gepredigt hatte: Wenn das Angebot für den Klub stimmt, dann soll man einem Spieler nichts in den Weg legen. Offenbar stimmt das Angebot von Chicago Fire.

Nicht nur für Ljubicic, der sich nicht mehr von der deutschen Rogon-Agentur, sondern von „Spocs Rocks“, das sind Sascha Empacher und Rapids letzter Meistertormann Helge Payer, beraten läßt, für Grün-Weiß. Man hörte bisher von 2,5 Millionen Euro Ablöse.. Das war das erste Angebot. Inzwischen ist man bei mehr als drei Millionen angelangt. Dienstag fliegt Payer nach Chicago, um alles zu fixieren. Es ist er noch nicht einmal drei Monate her, dass Rapid seinen Geschäftsbericht präsentierte, über Rekordzahlen jubilierte. Dazu passte die Wintertransferzeit wie die Faust auf´s Auge: Die Rückkehr von Louis Schaub wurde nicht ernsthaft versucht, weil sie zu teuer war. Aliou Badji durfte gehen, was aus sportlicher Sicht durchaus vertretbar war. Jetzt wird Ljubicic folgen, was sicher eine Schwächung bedeutet. Es kam nur Ercan Kara, ein No Name-Stürmer von Horn, dem Vorletzten der zweiten Liga. Warum das alles? Als im Zuge des Präsidenten-Wahlkampfes das Gerücht aufkam, dass Rapid sich Grundstück und Gebäude der neuen Nachwuchs-Akademie nur durch einen Vorgriff auf die Sponsorgelder von Wien Energie  bis 2022 leisten konnte, folgte kein wirkliches Dementi. Also könnte das stimmen. Aber dann fehlen diese Gelder im „normalen“ Budget. Die Löcher muss man irgendwie schließen. Wahrscheinlich durch Transfereinnahmen. Wie von Badji und jetzt noch viel mehr von Ljubicic. Barisic kann seinen Ehrgeiz, die Mannschaft billiger, aber zugleich erfolgreicher zu machen, ausleben. Wenn´s gelingt, dann Gratulation! Aber eine Aufbruchstimmung vermittelt das derzeit nicht.

Salzburg verlor zwar auch Erling Haaland und Takumi Minamino, hat aber einen besseren Kader und konnte es sich auch leisten, um etwas mehr als elf Millionen Euro einen Stürmer aus der  Schweiz zu holen. Noah Okafor spielte einen Tag nach der Bekanntgabe des Wechsels 31 Minuten lang in der zweiten Garnitur, für die Heimkehrer Mergim Berisha, Sekou Koita,  Majeed Ashimeru, die neue große Hoffnung Karim Adeyemi sowie Thomas Schiestl und  Antonin Svoboda aus der Akademie scorten. Gegen Gornik Zabrze trafen Masaya Okugawa, Hee Chan Hwang und Patson Daka in den ersten 31 Minuten. Trainer Jesse Marsch zeigt sich vor allem mit dem „zu null“ zufrieden, er bot eine Dreierkette mit Albert Vallci, Andre Ramalho und Max Wöber auf. Jerome Onguene spielte in der B-Elf. Der verletzte dänische Verteidiger Rasmus Kristensen und der kränkliche Dominik Szoboszlai fehlten. Das Tor des LASK fiel sieben Minuten vor Schluss durch Innenverteidiger Philipp Wiesinger. Trainer Valerien Ismael setzt bis auf den angeschlagenen Alexander Schlager alle Kaderspieler ein zeigte sich sehr zufrieden: „Solche intensiven Spiele machen Hoffnung.“

 

Foto: Gepa/Wien Energie.

Meist gelesen

Nach oben