Fußball

Welche Gefahr geht von Fußballspielen aus, Herr Kogler?

Hans Joachim Watzke, der Boss von Borussia Dortmund, warf Samstag Abend als Gast im ZDF-Sportstudio der deutschen Regierung populistisches Fußball-Bashing vor. Verschiedene Kommentare, von Kanzlerin Angela Merkel abwärts, lassen darauf schließen, dass die Tendenz wegen gestiegener Inzidenzwerte wieder in Richtung Geisterspiele geht. Ähnliches muss man auch in Österreich annehmen. Bevor Bundeskanzler Sebastian Kurz Montag mit dem Landeshauptleuten neue Maßnahmen gegen die gestiegenen Infektionszahlen berät, lud schon Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler zum Medientermin, bei dem mitteilte, er wisse nicht, wie lange man die derzeit erlaubten 3000 Zuschauer in der Bundesliga halten könne. Nicht ohne festzuhalten, wie  shr  ihm als Fan von Sturm Graz dabei das Herz blute.

Sonntag Mittag appellierte ÖFB-Präsident Leo Windtner in einer Aussendung, nicht wie von März bis Juni den Sportbetrieb erneut zum Erliegen zu bringen. Stellte fest, dass von 38 383 angesetzten Spielen 36 841 plangemäß ausgetragen werden konnten. Das sind immerhin 96 Prozent. Da Windtner behauptet, gute Kontakte zu Gesundheitsminister Rudolf Anschober zu haben, muss offenbar Gefahr in Verzug sein: Keine Zuschauer in der Bundesliga, totaler Stopp für die Amateurligen ab der Regionalliga  und den Nachwuchs. 2200 Klubs wären davon betroffen. Das würde ganz zur derzeit herrschenden Tendenz passen, hysterisch zu werden. Die öffentliche Stimmung wird zunehmend von Panik geprägt, die von der Politik ausgeht.

Watzke behauptete zurecht, es habe bisher kein deutscher Politiker erklären können, welche Gefahr beim seit Monaten von umgesetzten Präventionskonzept, das die Liga präsentierte und die Politik genehmigte, von Fußballspielen ausgehe. Und folgerte daraus: „Weil Fußball keine Gefahr bedeutet!“ Das traf bisher durchaus auch auf Österreich zu, wo man sich ja auch vom vorbildlichen deutschen Konzept orientiert. Auch mit personalisierten Tickets, wodurch das Kontakt-Tracing bei positiven Corona-Fällen bei einem Zuschauer nach einem Spiel wirksam werden könnte. Aber bisher gab es nach keinem Spiel einen deutlichen Anstieg von Covid 19-Fällen, geschweige denn ein Cluster.

Daher lieferte Kogler nur vage Andeutungen, was bei einer Outdoor-Veranstaltung wie Fußball passieren kann. Es könnten einige Besucher zum „Nachspiel“ gemeinsam ein Lokal aufsuchen, was Gefahr mit sich bringe. Auch der Bereich der  Stadioneingänge, der Gastronomie-Kioske und Toiletten bleibe problematisch. Beweise dafür blieb der Vizekanzler und Sportminister schuldig. Weil es die nicht gibt. Denn das Verhalten der  Fans war bisher fast musterhaft. Wenige Ausnahmen bestätigten die Regel.  Also dürfte wieder ähnliches passieren wie im September, als über Nacht die Zuschauerhöchstgrenze von 10.000 auf 3000 herabgesetzt wurde, ohne dass ein Spiel mit 10.000 zuvor stattfand. Man will halt auch im Sport wieder in Zeichen setzen, ohne es begründen zu können. Schlimm. So trägt auch die Politik Schuld daran, dass der Fußballszene der Verlust vieler  Fans droht.

Kann es Red Bull Salzburg, Rapid und Wolfsberg Mittwoch und Donnerstag passieren, in Champions und Europa League statt vor ohnehin nur 3000 Zuschauern vor leeren Tribünen spielen zu müssen? Ausschließen kann man diese Aktion der Politik leider nicht. Es gilt das, was ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold in Bezug auf Zuschauer und den Austragungsort von Österreichs November-Spielen in der Nations League gegen Nordirland und Norwegen sagte: „Es kann sich von Tag zu Tag alles ändern“.

 

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