Fußball

Wollte „Stani“ als Zweiter lieber nach Moskau?

Kalte Dusche für Russland bei über 30 Grad in Samara: Im Kampf um den Gruppensieg setzte es nach einem unglücklichen Spielverlauf eine klare 0:3 (0:2)-Abfuhr gegen Uruguay. Und bald folgten Spekulationen, dass Russlands Teamchef „Stani“ Tschertschessow ohnehin lieber Zweiter werden wollte. Auch in seiner zweiten „Heimat“ Tirol. Die angebliche Absicht dahinter: Um einen Tag mehr Pause bis zum Achtelfinale zu haben und das nicht in Kasan vor 45.000 Fans, sondern im Luschniki-Stadion von Moskau vor 80.000 bestreiten zu können. Das einzige Indiz dafür: „Stani“ brachte nicht seine Stammformation, ließ die drei mit einer gelben Karte belasteten Spieler auf der Bank, um ihren Einsatz im Achtelfinale nicht zu gefährden. Wenn die Niederlage wirklich beabsichtigt gewesen sein soll, dann hätte „Stani“ seinem Kapitän Igor Akinfeev befehlen müssen, einen Freistoß von Luis Suarez ins Tormanneck zum 0:1 passieren zu lassen. Ein Eigentor wie das von Dennis Cheryshev zum 0:2 fünf Minuten später kann man nicht anordnen. Und Verteidiger Igor Smolnikov kassierte sicher nicht auf Befehl von der Bank die gelb-rote Ampelkarte.

Viel mehr die Wahrheit: Uruguay zeigte  Russland die Grenzen auf. Die Mannschaft mit dem ältesten Teamchef, dem 71jährigen Oscar Tabarez. Der bei seiner vierten Weltmeisterschaft an dem Guillain-Barre Syndrom leidet, einer Nervenkrankheit, die Lähmungserscheinungen hervorruft. Mit einer Krücke auf die Bank geht. So war es auch am 14. November 2017 beim 1:2 gegen Österreich im Wiener Happel-Stadion. Die Premiere von Teamchef Franco Foda war das letzte Match, das Uruguay verlor, Louis Schaub der letzte  Spieler, der ein Tor gegen Uruguay erzielte. Da stand allerdings nicht Fernando Muslera zwischen den Pfosten, dessen 100. Länderspiel  in Samara sein 14. WM-Einsatz war, womit er Uruguays WM-Rekordspieler ist. Muslera kassierte in der Vorrunde kein Tor.

Vier Stunden nach dem Abpfiff in Samara gab´s für Stani ein Wechselbad der Gefühle über den Gegner am Sonntag im Achtelfinale. Zunächst sah es nach Europameister Portugal aus. Der führte in einem schwachen Spiel gegen den Iran in Sarransk 1:0. Cristiano Ronado scheiterte mit einem Elfmeter, den der überfordert wirkende Schiedsrichter aus Paraguay, Enrique Caceres, auf Intervention des italienischen Videoreferees Massimiliano Irrati verhängte, am iranischen Tormannriesen  Alireza Beiravand. Dann sah sich Caceres auf Befehl aus dem Moskauer Videokeller die Szene an, in der sich hinter seinem Rücken Ronaldos Ellbogen an den Hals des Iraners Morteza Pouraliganji „verirrte“. Caceres beließ es bei Gelb. Gab dann in der 93. Minute noch Penalty für den Iran , als ihn Irrati darauf hinwies, dass der Portugiese Cedric bei einem Luftduell den Ball mit der Hand traf.  Karim Amrasifard, Legionär bei Olympiakos Piräus, nützte den Strafstoss zum 1:1. In der sechsten Minute der Nachspielzeit ließ Mehdi Tarami die Chance zum 2:1 aus. Hätte er getroffen, wäre der Iran sogar Gruppensieger gewesen, hätte Portugal heimfliegen müssen. So kam Spanien nach zweimaligem Rückstand gegen Marokko noch auf Platz eins. Der Ausgleich zum 2:2 gelang Joker Iago Aspas von Celta Vigo erst in der 91.Minute nach einem Eckball mit der Ferse. Auch in Kaliningrad spielte der Schiedsrichter eine eigenartige Rolle: Ravshan Irmatov aus Usbekistan zeigte den Eckball von links an, ließ aber zu, dass ihn die Spanier von rechts schossen. Das führte doch zu etwas Konfusion in Marokkos Abwehr.

Spanien also Gruppensieger bei gleichter Tordifferenz vor Portugal. Weil Spanien dabei sechs Treffer erzielte, Portugal einen weniger. Das heißt: Der Europameister Samstag im Achtelfinale gegen Uruguay in Kasan, Spanien am Sonntag in Moskau gegen Russland. Wobei sportlich sicher Portugal die unangenehmere Aufgabe hat als die Spanier im Luschniki-Stadion.

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