Fußball

Zum 60.mal Baumgartlinger: Seine schwersten Zeiten hat der Teamkapitän hinter sich

Stefan Hierländer, den Teamchef Franco Foda ich aus seiner Zeit bei Sturm Graz genau kennt, war Mittag Abend beim ersten Teamtraining in Klagenfurt für die Länderspiele gegen Slowenien und Luxemburg als Ersatz für den am Knöchel verletzten Marcel Sabitzer dabei. Einige kamen mit Erfolgserlebnissen nach Kärnten, wie etwa Youngster Max Wöber, der bei Ajax Amsterdam wieder seinen festen Platz in der Innenverteidigung hat wie vor seiner Knieverletzung, beim 5:2 in Rotterdam gegen Sparta  ein Tor erzielte, das zu Unrecht annulliert wurde. Einige Routiniers waren hingegen noch mit Frustabbau beschäftigt. Es war für Sebastian Prödl sicher schwer, das 0:5-Debakel mit Watford an der Anfield Road beim FC Liverpool mit vier Toren des Ägypters Mohamed Salah, wegzustecken. Die Laune von Aleksandar Dragovic war im Jänner, als er bei Leicester spielte, sicher besser als derzeit. Auch Sonntag kam er nicht zum Zug, als Leicester daheim gegen Chelsea in der Verlängerung mit 1:2 aus dem Cup flog. Als Dragovic im Abwehrzentrum statt des jetzt wieder fitten und gesetzten Kapitäns Wes Morgan spielte, hatte Leicester in der Premier League bei Chelsea an der Stamford Bridge ein 0:0 geschafft.

Auch bei Teamkapitän Julian Baumgartlinger endete der Höhenflug mit Leverkusen in die Champions League Ränge vorläufig durch das 0:2 im Rheinderby beim 1.FC Köln. Da ist bei einem Punkt Rückstand auf Rang vier noch nichts verloren, aber Trainer Heiko Herrlich ging mit den Verlierern verbal hart ins Gericht.: „Von allen zu wenig“ kritisierte er. Nicht mit höchster Intensität die Kölner angelaufen, hieß sein größter Vorwurf. Das Anlaufen scheint in der Bundesliga bei vielen Klubs inzwischen das wichtigste im ganzen Spiel zu sein. Aber Baumgartlinger weiß bei allem Ärger über die Niederlage alles einzuordnen. Vor dem ersten Teameinsatz im WM-Jahr, der für den 30jährigen ein besonderer sein wird: Freitag heißt es für zum 60. mal Baumgartlinger für Österreich. Das gilt auch für den fünf Jahre jüngeren David Alaba.

Bei Leverkusen hat Baumgartlinger schon schwerere Zeiten hinter sich: „In den erfolgreichen letzten Wochen war ich mehr involviert als bisher, das tat schon gut“, konstatierte er. Speziell zu Saisonbeginn schien er bei Herrlich keine Rolle zu spielen. Auf 16 Einsätze kam er in 24 Runden. In den zehn Partien der Rückrunde auf vier über die gesamte Distanz. Genau so viele wie in der kompletten Hinrunde: „Mitunter war es wirklich nicht leicht, das alles wegzustecken, ohne den entsprechenden Spielrhythmus zum Team zu kommen.“ Und dann sein Potenzial abzurufen. Aber der Salzburger ist einer, dem es gelingt, sich immer in den Dienst der Mannschaft zu stellen, zu zeigen, wie wertvoll sein großer Aufwand als Laufmaschine ist. Bei Herrlich gerät es hin und wieder in Vergessenheit, bei Foda droht diese Gefahr wohl ebenso wenig wie bei dessen Vorgänger Marcel Koller.

Die Herausforderung im WM-Jahr für Österreich sieht Baumgartlinger darin, variabler zu werden, mehr als ein System, das 4-2-3-1, zu beherrschen, unberechenbarer zu werden: „Geredet haben wir darüber seit der Europameisterschaft seit zwei Jahren. Wirklich geschafft haben wir das nicht“, nimmt er sich kein Blatt vor den Mund.  Aber die Ansätze unter Foda im letzten November, die Tendenz zum 4-4-2, stimmten ihn  durchaus zuversichtlich. Die größte Herausforderung in Klagenfurt wird erst der 2. Juni, das Duell gegen Weltmeister Deutschland. Der Kapitän ist froh, dass vor dem Urlaub noch eine  weitere folgen wird, der Prestigekampf gegen Brasilien für 10. Juni im Happel-Stadion Montag fixiert wurde. Denn er hat noch nie gegen die Selecao gespielt, da er beim letzten Gastspiel der Brasilianer in Wien  vor dreieinhalb Jahren verletzt war. Für die Herausforderung,, auch gegen die Ballkünstler seinen Mann zu stellen, verzichte er gerne auf  acht Tage Urlaub mehr.

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