Fußball

Der Unterschied zwischen Baumgartlinger und Dragovic

Das ausverkaufte Happel-Stadion wird Dienstagabend eine würdige Kulisse für den Abschied von einem langjährigen Teamkapitän. Das war Julian Baumgartlinger (Bild) als Nachfolger von Christian Fuchs zwischen 2016 und 2021, ehe David Alaba offiziell übernahm. Für 84 Länderspiele ab 2009 hat sich der gebürtige Salzburger sicher ein großes Dankeschön verdient. Hätten ihn nicht seit September 2013 ständig Knieprobleme „begleitet“, wäre Baumgartlinger sicher in den „Hunderterklub“ mit 100 Länderspielen oder mehr gekommen. So bestritt er „nur“ 30 normale Länderspiele, vier Partien bei der Europameisterschaft, 25 in der EM-Qualifikation, 17 in der WM-Qualifikation und acht in der Nations League. Was dem 35 jährigen verwehrt blieb, war ein WM-Ticket. Aber das lag nicht an dem zentralen Mittelfeldspieler, der im Teamdress ein Tor erzielte. Das brachte vor neun Jahren den 2:1-Sieg gegen Tschechien in Olmütz.

Das Debüt feierte er am 9. September 2009 in Bukarest beim 1:1 gegen Rumänien. Teamchef war damals Didi Constantini, Baumgartlinger war zwei Monate zuvor von 1860 München zur Wiener Austria gewechselt. Gegen Deutschland spielte er viermal. Einmal gewann er. Schon als Kapitän. Das war als Leverkusen-Legionär am 2. Juni 2018 beim 2:1 in Klagenfurt, Österreichs bisher letzten Sieg gegen den großen Nachbarn, sein 63. Länderspiel. In den folgenden drei Jahren kamen noch 21 dazu. Trotz Knie als Problemzone. In das Aufgebot zur Europameisterschaft, die seine zweite war, konnte sich die Nummer 14 nach einer Kreuzbandverletzung, noch zurückkämpfen. Teamchef Franco Foda legte auf Baumgartlingers Meinung Wert. Das konnten nicht viele behaupten. Der Kurzeinsatz im ersten EM-Gruppenspiel beim 2:1 gegen Nordmazedonien in Bukarest war sein letztes Spiel für Österreich. Wenige Wochen später war eine Knieoperation fällig. Das letzte Match seiner Karriere bestritt er am 29. April dieses Jahres für Augsburg in Frankfurt. Es endete mit einer Meniskusverletzung. Montagabend verabschiedet er sich in der Wiener Innenstadt von Medienvertretern und Wegbegleitern. Baumgartlinger hatte immer Stil.

Er ist der dritte Spieler der Mannschaft, die er in Klagenfurt zum Sieg gegen Deutschland auf den Rasen führte, der seine Karriere beendet. Zuvor taten dies Sebastian Prödl und Martin Hinteregger. Alle anderen stehen noch bei Klubs unter Vertrag. Im aktuellen Kader von Ralf Rangnick sind noch David Alaba, Florian Grillitsch und Marko Arnautovic dabei. Alle anderen sind kein Thema. Auch nicht Aleksander Dragovic, der mit Roter Stern Belgrad in der Champions League spielt. Er war nach 100 Länderspielen von Anfang an bei Rangnick nicht gefragt. Das Duell gegen Deutschland wäre sicher auch eine Gelegenheit gewesen, Dragovic in allen Ehren zu verabschieden. Doch darauf bestand keine Chance. Der Unterschied zwischen Baumgartlinger und Dragovic: Der Abwehrchef brach aus Verärgerung, dass er nie eine Chance bekam, sich bei Rangnick zu „zeigen“, Kontakte zum ÖFB ab.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

4

Meist gelesen

Nach oben