Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag. Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.
Der Cupsieg änderte nichts am Austria-internen Zweifel an den Trainerqualitäten von Herbert Prohaska. Von Boss Joschi Walter, der in den Sechzigerjahren einmal kurz auch Teamchef war, kam nach außen hin wenig bis nichts, doch man hätte durchaus glauben können, dass er mit Vizepräsident Hubert Dostal seinen Freund reden ließ, statt dies selbst zu tun. Es kamen viele Versuche, Prohaskas Autorität zu untergraben. Zu unerfahren, keine Führungsqualitäten hieß es, zu weich, zu jung, mit Führungsspielern „verhabert“. Als er noch spielte, behaupteten einige, Prohaska sei der heimliche Chef. Jetzt als Trainer sollte er dazu nicht geeignet sein. Härte zeigte er, als er dem mit ihm sehr befreundeten Linksverteidiger Josef Degoergi nahe legte, mit 32 besser ein Angebot der Admira über einen Dreijahresvertrag anzunehmen, da er bei Austria nur noch einen für eine weitere Saison bekommen hätte. Der aktuelle Rapid-Trainer Peter Stöger gehörte mit Kapitän Manfred Zsak, Andreas Ogris und Franz Wohlfahrt zu den vier Spielern, denen Prohaska bei einer Aussprache sagte, er fordere als Beweis ihrer Freundschaft ein, immer Vollgas zu geben. Wer das nicht tat, konnte nicht länger sein Freund sein. Stöger macht Prohaska noch immer mit einem Lächeln den „Vorwurf“, bei ihm härtere Maßstäbe angelegt zu haben als bei allen anderen. Für Ogris gab es jede Menge Geldstrafen, wenn Prohaska von seinem nächtlichen „Nachspielen“ hörte. Den Journalisten erzählte er nichts davon. Weil es zu seinen Prinzipien gehörte, heikle Dinge unter vier Augen zu klären, damit der Respekt der Spieler nicht verloren ging. Er hielt sich immer daran.
Die Gegenspieler des Trainers Prohaska waren damals Ernst Happel beim FC Tirol, Otto Baric bei Austria Salzburg und Hans Krankl bei Rapid. Obwohl sie als wahre Motivationsgurus galten, wurde Prohaska gegen sie zwischen 1990 und 1992 zweimal Meister´, Supercupgewinner und einmal Cupsieger, nicht der FC Tirol mit dem genialen Pipo Gorosito, den Torjägern Vaclav Danek und Peter Pacult. Beim Supercup 1990 zwischen Meister und Cupsieger in Linz sprach Prohaska Happel, so wie es sich für einen jüngeren gehört, mit „Herr Happel“ an. Dessen Antwort hörte Prohaska gerne: „Herr Happel kannst gleich vergessen. Wir zwei sind Kollegen, für dich bin ich der Ernstl!“ Die Austria spielte auf der Gugl den Meister schwindlig, gewann 5:1, Ogris legte eine Soloshow hin. Zwei Tore erzielt, das zweite nach einem überragenden Dribbling. In der Meisterschaft erzielte er in sechs Runden sieben Tore, Ogris war in der Form seines Lebens. Bald bekam Prohaska Jubelstimmung einen Dämpfer: Walter setzte ihn davon in Kenntnis, dass er sich mit dem Abschied von Ogris vertraut machen sollte. Espanyol Barcelona hatte seine Superform nicht übersehen, an ihm Gefallen gefunden.
