Fußball

Zwischen Emotionen und Kontrolle: Die sieben Posen von Adi Hütter

Diesmal ist es genau umgekehrt im Duell der österreichischen Trainer in der deutschen Bundesliga um die Champions League-Plätze als in der vergangenen Runde. Diesmal legt Adi Hütter mit Eintracht Frankfurt am Freitag Abend vor und Oliver Glasner muss mit Wolfsburg Samstag Nachmittag sozusagen nachziehen. Vor einer Woche gewann  Wolfsburg Freitag in Bielefeld 3:0, sprang auf Platz drei. Samstag antwortete Frankfurt mit dem 2:1 gegen Bayern trotz des Fehlens der besten Torschützen Andre Silva, blieb aber durch die um einen Treffer schlechtere Tordifferenz Vierter. Diesmal gastiert Frankfurt bei Werder Bremen, empfängt Wolfsburg Hertha BSC Berlin.

Hütter hat mit Frankfurt aktuell den besten Lauf der Liga. Das bringt die deutschen Medien auf einige Ideen. „Bild“ engagierte Hütters Landsmann  Stefan Verra, einen international anerkannten Experten für Körpersprache. Sein Urteil: Hütter setzt sie wahnsinnig gut und bewusst ein, beherrscht das Zwischenspiel aus Emotionen und Kontrolle. Verra arbeitete sieben Posen heraus, nannte sie der Selbstbremser, der Umarmende, der Kontrollierte, der Denker, der Aufmerksame, der  Fußballer und Einfühlende. Verra bemerkte auch, dass Hüter völlig bewusst binnen weniger Sekunden seinen Gesichtsausdruck total verändert (Bild oben).

Nach elf ungeschlagenen Spielen hört Hütter bereits Fragen nach Titelchancen.  Eintracht ist mit acht Siegen und einem Remis das beste Team des Jahres und das beste der Rückrunde mit fünf Siegen. Zudem spricht der Faktor Erfahrung für den ältesten Kader der Bundesliga (Durchschnittsalter 27,7 Jahre). Seit Wochen erlaubt Hütter den Spielern öffentlich über das Ziel Champions League zu reden, gab ihnen aber mit auf den Weg: „Ihr müsst euch an  den eigenen Aussagen messen lassen“. Das Spiel in Bremen war letzte Saison das Highlight von Hütters Landsmann Stefan Ilsanker, der beim 3:0 zwei Tore erzielte, seine ersten in der Liga. Zuletzt war der Salzburger aber nur Joker. Allerdings ein von Hütter sehr geschätzter: „Ein Fighter, der von allen anerkannt wird, mit einer Rolle umgehen kann und sie akzeptiert. Das ist wichtig, weil er da ist, wenn wir ihn brauchen!“

Bei Wolfsburg muss Glasner Samstag nach sechs Spielen mit unveränderter Startelf umstellen: Der amerikanische Innenverteidiger John Brooks ist gesperrt, daher kommt der Ex-Salzburger Marin Pongracic zum Zug. Wie viele Rekorde Wolfsburg derzeit einstellt oder bricht, das  weiß Glasner gar nicht, das ist ihm auch gar nicht so wichtig. Vier Auswärtssiege in Serie und ohne Gegentor, das gab es noch nie gleichzeitig.  Wettbewerbsübergreifend ist Wolfsburg sieben Spiele ohne Gegentreffer. Das letzte kassierte Tormann Koen Casteels am 16. Jänner beim 2:2 gegen RB Leipzig. Der Belgier gilt aktuell mit 75 Prozent abgewehrter Bälle als bester  Torhüter der Liga. Kein Wunder, dass Österreichs Teamkeeper Pavao Pervan zum Zusehen verdammt ist. Nur zweimal in 22 Runden verlor Wolfsburg. Auch das bedeutet Vereinsrekord. In der Meistersaison 2008/09 hatte Wolfsburg zu diesem Zeitpunkt schon fünfmal verloren. Auch ein Heimsieg gegen Hertha BSC Berlin wäre Samstag etwas Besonderes. Weil der  Wolfsburg zum letzten Mal vor sechs Jahren gelang.

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