In zweieinhalb Wochen, wenn der Hype um Österreichs Frauenteam, die samt Teamchef Dominik Thalhammer den Heldenstatus in der rotweiß-roten Fußballnation eroberten, etwas abgeebbt sein wird, gibt Marcel Koller seinen Kader für die WM-Qualifikationsspiel gegen Wales und Georgien bekannt. Schon am 2. September wird sich in Cardiff gegen Real Madrid-Topstar Gareth Bale entscheiden, ob die Chancen auf die WM-Qualifikation intakt bleiben oder das drei Tage später folgende Spiel gegen Georgien im Happel-Stadion bereits praktisch bedeutungslos ist. Abgesehen von der Ausgangsposition gibt es für Koller noch andere Gründe, besorgt zu sein.
Vor allem wegen des Alarms um Zlatko Junuzovic. Der Kapitän von Werder Bremen absolvierte eine Super-Vorbereitung, ehe ihn im Trainingslager in Schneverdingen die linke Achillessehne bremste. Entzündung am Wurzel-Ansatz, Pause auf unbestimmte Zeit. „Der schlimmstmögliche Zeitpunkt“, klagte Junuzovic, „am quälendsten ist die Ungewissheit. Denn es weiß keiner, wie lange das dauert, das nervt wirklich.“ Junuzovic kann nicht mit der Mannschaft trainieren, verbringt täglich mehrere Stunden im Kraftraum, macht dort Stabilisationsübungen, merkt Fortschritte. Aber ist es nicht einmal sicher, ob er es bis zu Werders erstem Heimspiel gegen Bayern München am 26. August schafft. Knapp vor dem Match in Wales.
Ohne Junuzovic, aber mit Florian Kainz vergeigte Werder Bremen die Saisongeneralprobe gegen Valencia mit 1:2. Apropos Bayern: David Alaba musste sich während der Vorbereitung auch mit Verletzungen herumschlagen. Derzeit mit einer lädierten Hüfte. Deshalb fehlte er Samstag Abend beim Supercup in Dortmund rückte mehr der „junge Alaba“, der 19jährige Tiroler Marco Friedl in den Blickpunkt. Aber Trainer Carlo Ancelotti bot dann gegen Cupsieger Borussia den routinierteren Brasilianer Rafinha als Linksverteidiger auf. Bayern lag bis zur 88.Minute 1:2 zurück, rettete sich mit dem Ausgleich ins Elferschießen, das der Meister 5:4 gewann. Womit Trainer Carlo Ancelotti nach der gruseligen Vorbereitung weitere Turbulenzen erspart bleiben.
Junuzovic schiebt also Frust. Er könnte nicht der einzige Ausfall für September sein. Valentino Lazaro „gestand“ während seiner Präsentation bei Hertha BSC Berlin am letzten Donnerstag, wegen der Sprunggelenksverletzung erst in ein paar Wochen wieder trainieren zu können, dann komplett matchfit werden zu müssen. Wird sich alles bis Ende August nicht mehr ausgehen. Nicht gut ist auch, dass in fast allen deutschen Medien prophezeit wird, dass Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic es nicht schaffen werden, zum Saisonstart zu den ersten elf zu gehören. Obwohl Sportchef Rudi Völler öffentlich versicherte, dass es der 18 Millionen-Kauf Dragovic derzeit „sehr ordentlich“ macht. Aber Samstag beim 3:3 im letzten Test gegen Celta da Vigo spielte er gar nicht, Baumgartlinger nur elf Minuten.
Sehr ordentlich macht es auch Michael Gregoritsch bei seinem neuen Klub FC Augsburg. Schon vier Treffer in der Vorbereitung erzielt, darunter zwei beim beachtlichen 4:0 in Southampton. Eines mit seiner gefürchteten linken „Klebe“, eines per Kopf. Der Steirer spielt zentral hinter der einzigen Spitze, nicht mehr wie in Hamburg teilweise auf der Außenbahn: „Das bringt Selbstvertrauen“, gestand Gregoritsch, „ich müßte lügen, wenn ich sage, dass ich in Augsburg nicht glücklich bin.“ Vielleicht wird bald der FC „Ösi Augsburg“ weiter vergrößert, kommt zu Martin Hinteregger, Kevin Danso, Gregoritsch und Georg Teigl noch ein fünfter dazu: Ex-Teamverteidiger Florian Klein, der beim Aufsteiger VfB Stuttgart keinen neuen Vertrag bekam, dem israelischen Interessenten Maccabi Haifa nach einem Lokalaugenschein absagte. Der 30jährige Klein könnte in Augsburg ablösefrei von Manager Stefan Reuter unter Vertrag genommen werden, da Paul Verhaegh, der 33jährige holländische Rechtsverteidiger und Kapitän, in den Norden zu Wolfsburg wechselt. Klein wäre nach Lazaro das nächste „Erfolgserlebnis“ für Berater Max Hagmayr.