Wer Donnerstag bei tipp3 zehn Euro auf das Altach-Wunder, den Aufstieg gegen Gent aus Belgien setzte, bekam nach dem 3:1 nur 18 zurück. Offenbar rochen die Quotenmacher nach dem 1:1 im Hinspiel beim letztjährigen Achtelfinalisten der Europa League bereits den Aufstiegsbraten: „Wir sind die Gallier“, bemerkte Klaus Schmidt lächelnd nach dem spektakulärsten Erfolg seiner Trainerkarriere, die Vorarlberger ins Play-off für die Europa League zu führen. Wo sie auch bereits 2015 unter Damir Canadi waren. Auffällig auch, wie etwa ein Stefan Nutz auftrumpfte. Assist zum ersten Tor, sein viertes Europacuptor zum vorentscheidenden 2:1. Kein Vergleich zu dem diskreten Nutz aus Rapid-Zeiten, zu dem auch nicht sehr auffälligen in Ried: „Er hat leider zu wenig Mögichkeiten gehabt, zu zeigen, wie gut er ist“ erinnerte sich Schmidts Assistent Thomas Hickersberger an seine Zeit bei Rapid als Co-Trainer von Zoran Barisic, der in Nutz eigentlich den Nachfolger für Steffen Hofmann gesehen hatte. Donnerstag stellte der Steirer nach seiner Gala in Innsbruck zur Außenseiterrolle lachend fest: „Marktwerte spielen nicht.“
Nur ein Wunsch der Altacher ging nicht in Erfüllung, nämlich im Play-off gegen den AC Milan zu spielen. Das Los ist zwar möglicherweise sogar schwerer als das von Meister Red Bull Salzburg und Austria, läßt aber den Altach-Galliern doch Chancen, erstmals die Gruppenphase zu schaffen: Gegen Maccabi Tel Aviv werden die Aufstiegsquoten nicht viel anders sein als vor dem Rückspiel gegen Gent. Der bekannteste Mann bei den Israelis sitzt auf der Trainerbank: Jordi Cruyff, der 43jährige Sohn des verstorbenen holländischen Legende. Sohn Jordi hat zwar sicher die Offensiv-Philosophie seines Vaters John übernommen, aber in den sechs Qualifikatonsspielen gegen FK Tirana aus Albanien, IS Reykjavik und Panionios aus Griechenland überzeugte Maccabi mit seiner Defensive: Nur ein Tor kassiert. Maccabi hat sieben Legionäre unter Vertrag: Torhüter aus Brasilien und Serbien, ansonst aus Weißrussland, Italien, Portugal, Island und den USA. Altach hat anders als Salzburg und Austria zuerst das Heimspiel.
Auch auf die Bullen wartet ein berühmter, großer Name auf der Trainerbank von Rumäniens Meister Viitorul Constanta: Gheorge Hagi, als Spieler Karpaten-Maradona genannt, jetzt schon 52 Jahre alt. Er trug den Dress von Real Madrid und Barcelona, war Rumäniens Nummer 10 bei je drei Welt-und Europameisterschaften, gewann mit 35 noch mit Galatsaray Istanbul den UEFA-Cup. Nach der Karriere zerkrachte er sich 2007 als Trainer bei Steaua Bukarest mit dem allmächtigen Besitzer, dem EU-Abgeordneten George Becali, gründete zwei Jahre später in der Hafenstadt an der Schwarzmeerküste Viitorul Constanta. Hagi ist dort alles: Präsident, Nachwuchschef, Trainer. Präsident Hagi zahlt dem Trainer Hagi angeblich nur 500 Euro pro Monat. Das ist auch in Rumänien nicht viel. Aber der hat ja als Aktiver genug verdient und ausgesorgt. Der erste Meistertitel in der achtjährigen Klubgeschichte war seine Revanche an Steaua. Hagi hat einen Brasilianer in seinem Aufgebot: Mittelfeldspieler Eric. Das Stadion in Constanta fasst nur 4500 Zuschauer.
Die Austria bekommt es mit einem Sensationsteam aus Kroatien zu tun: Denn der Aufstieg von Osijek gegen PSV Eindhoven kam völlig unerwartet. 17 Jahre ist es her, dass Austrias Erzrivale Rapid in der zweiten UEFA-Cup-Runde an Osijek gescheitert war. Auswärts 1:2, daheim im Hanappi-Stadion 0:2. Entscheidend dabei Nenad Bjelica, der ehemalige Austria-Trainer: Daheim verwandelte er in der 93. Minute einen Elfmeter zum Siegestor, in Hütteldorf sorgte er für die Führung. Auch Rapid damaliger Topstar aus dem Montenegro , Dejan „Il Genio“ Savicevic, konnte nichts retten: Er vergab bei der Heimpleite sogar einen Elfmeter. Das Match in Kroatien hatte er mit einer „offiziellen“ Zerrung zur Vorsicht ausgelassen. Denn in der Provinz Slawonien, in der Osijek als viert größte Stadt Kroatiens an der Drau liegt, waren Spieler, die früher in Serbien zu den Topstars gezählt hatten, nach den Bürgerkriegswirren nicht sehr willkommen. Austria schaltete Mannschaften aus Kroatien bisher stets aus: 1978 Hajduk Split auf dem Weg ins Finale des Europacups der Cupsieger, 2013 Dinamo Zagreb im Play-Off zur Champions League. Unter Bjelica. Mit dem Heimspiel gegen Osijek am 24. August gibt es Probleme: Das Happel-Stadion steht wegen des Konzerts von Robbie Williams am 26. August nicht zur Verfügung. Also dürfte erstmals ein Europacup-Heimspiel der Austria in St. Pölten stattfinden.
Die Auslosung für das Play-off zur Champions League brachte Österreichs Trainerlegionär Adi Hütter eine russische Hürde: ZSKA Moskau mit Russlands Teamkapitän Igor Akinfeev im Tor und dem schwedischen Teamspieler Pontus Wernbloom. Die Russen schalteten zuvor AEK Athen aus. Sicher leichter zu schaffen als etwa der FC Liverpool. Auf die Mannschaft von Jürgen Klopp trifft eine andere Österreicher-Mannschaft: Hoffenheim mit Florian Grillitsch, Robert Zulj und Stefan Posch. Das Trainerduell zwischen Klopp und dem 30jährigen Jungstar Julian Nagelsmann wird sicher einige Schlagzeilen liefern. Der Gegner für Alex Gorgon mit Salzburg-Bezwinger Rijeka: Griechenlands Abonnementmeister Olympiakos Piräus.