Fußball

Austria stellt Negativrekord auf: „Schlechter geht´s nichts mehr!“

Offene Rechnungen wollten die Austria Samstag gegen Aufsteiegr WSG Swarovski Tirol begleichen. Wobei der Ausdruck offene Rechnungen bei der angespannten finanziellen Situation eine zwiespältige Bedeutung hat. AG-Vorstand Markus Kraetschmer stellte  dezidiert fest, dass es in keine Unregelmäßigkeit bei Violett gebe. Damit meinte er die wirtschaftliche Lage. Sportlich gibt es diese Unregelmäßigkeiten hingegen in großer Menge. Gegen die Tiroler setzte es die dritte Niederlage im dritten Duell dieser Saison. Das ist schon mehr als eine Unregelmäßigkeit, fast eine Bankrotterklärung. Bei der die Austria einen neuen Negativrekord in ihrer Klubgeschichte aufstellte: Nach vier Minuten lag sie bisher in der Bundesliga noch nie 0:2 zurück. Endstand 2:3 (0:2), damit sechs Punkte hinter dem Sechsten Hartberg, der daheim Mattersburg 3:1 (1:0) bezwang. So wie sich Austria präsentierte, kann sie diesen Rückstand in den ausstehenden zehn Runden des Grunddurchgangs  aufzuholen. Die Devise von Trainer Christian Ilzer „zusammenstehen, zusammenhalten, gemeinsam den Weg aus der Krise finden“, wird nicht reichen. Samstag freute sich in der Generali-Arena nur ein Ex-Austrianer im gelben, kristallbesetzten Tirol-Dress: Der 37jährige Florian Mader, der 2013 zur letzten Austria-Meistermannschaft unter Peter Stöger gehörte. Dessen Sorgen als violetter Sportvorstand wuchsen mit dem 2:3.

Für Ilzer waren die ersten vier Minuten der Knackpunkt. Das stand außer Diskussion. 0:2 nach vier Minuten lag nicht einmal Southampton am Freitag Abend bei der 0:9-Rekordpleite gegen Leicester zurück. Tirol-Trainer Thomas Silberberger konnte sich nicht erinnern, mit seiner Mannschaft jemals zuvor so schnell mit zwei Toren Vorsprung geführt zu haben: „Wir wussten, wie wir der Austria weh tun können, haben gesamt gesehen den Sieg verdient!“ Weh tun konnte der Aufsteiger Austria mit hohen Bällen. Zunächst köpfelte James Jeggo im Luftkampf mit Michael Swoboda den Ball ins eigene Tor, dann ließen nach einer Flanke von Oldie Clemens Walch vier Austria-Spieler im Strafraum Benjamin Pranter zweimal schießen. Einmal zuviel. Danach war die Austria bis zur Pause total leblos, bäumte sich nie auf. Da gab es mehrere Spieler, die in 45 Minuten,  dreimal den Ball zum eigenen Mann brachten, obwohl sie ohnehin keinen riskanten Passes spielten. Ganz schlimm. Mit dem Anschlusstor des Israelis Alon Turgeman kam nach 52 Minuten Leben in die Mannschaft. Aber in die beste Phase  gelang den Tirolern durch den Slowenen Zlatko Dedic aus einem Konter das 1:3, bei dem auch Tormann Ivan Lucic nicht gut aussah. Tirols deutscher Keeper Ferdinand Oswald schenkte dann mit einem Anfängerfehler Austria den zehnten Saisontreffer von Christoph Monschein, der Ausgleich gelang nicht. Apropos Monschein: Er weiß, wie viel von ihm abhängt. Aber gegen Tirol reagierte er darauf nicht richtig, in dem er glaubte, im Alleingang alles richten zu müssen. Das kann nicht funktionieren.

Im Hütteldorfer „Sky“-Studio wirkte Ex-Austrianer Toni Pfeffer als Analytiker neben Marc Janko entsetzt. Fragte seine Nachfolger: „Seid ihr noch bei Trost? Wisst ihr, was ihr mit eurer Kickerei anrichtet?“ Zumindest Kapitän Alexander Grünwald (Bild oben), der auch keinen guten Tag hatte,  wusste es. Den er gab nach Schlusspfiff offen zu: „Schlechter geht´s nicht mehr!“ Und daher begann die zweite Hälfte des Grunddurchgangs für die Austria so wie die erste: Mit einer Niederlage gegen den Aufsteiger, der gleichauf mit dem Wiener Großklub auf Rang acht liegt. In Tirol wären alle glücklich, wenn es bei dieser Platzierung bis zum Saisonende bleibt. Für Austria wäre es hingegen ein Desaster, nach 32 Runden Siebenter zu sein. Kraetschmer meinte vor der dritten Pleite gegen die Tiroler: „Unser Ziel muss sein, so schnell wie möglich wieder in den Europacup zu kommen.“

Das scheint für Sturm Graz möglich zu sein. Mit dem 4:0 (0:0) bei St. Pölten kamen die Grazer vorerst bis auf einen Punkt an Rapid heran.  Seine drei Tore werden dem Bulgaren Kiril Despodov sicher etwas helfen, endgültig zu vergessen, dass er auch vor eineinhalb Wochen beim 0:6 im Skandalspiel gegen England in Sofia spielte. St. Pölten bleibt damit Letzter, kassierte so wie Mattersburg in 12 Spielen 35 Tore. Mattersburg wechselte nach dem 2:7-Debakel beim LASK den Tormann und den Abwehrchef. Markus Kuster und Nedeljko Malic mussten Tino Casali und Thorsten Mahrer weichen – geholfen hat es, wie das 1:3 in Hartberg zeigte, nicht sehr viel.

 

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