Fußball

Austrias Kampf um Königstransfer Dragovic dauerte 15 Monate

Einen Tag vor dem richtungsweisenden Retourspiel um den Aufstieg in die dritte Runde der Qualifikation zur Conference League gegen Ilves Tampere, das Mittwochabend live in ORF  zu sehen sein wird, meldete die Wiener Austria offiziell Vollzug in Sachen Königstransfer. Nach dem langen Hin und Her konnte man  die Rückkehr von Aleksandar Dragovic nach 13 Jahren erst wirklich glauben, als er Dienstagmittag im Medienraum der Generali-Arena neben Sportvorstand Jürgen Werner auf der Bühne saß. Da gab es keine Zweifel mehr über den Dreijahresvertrag des 33jährigen, der mit der Austria 2008 Cupsieger war. Seit 2011 gewann er als Legionär mit dem FC Basel, mit dem er auch ins Semifinale der Europa League kam, Dynamo Kiew und Roter Stern Belgrad nicht weniger als 13 Titel, mit Roter Stern dreimal hintereinander das Double, in der letzten Saison war er auch Kapitän. Bei der Austria bleibt es Manfred Fischer.

Werner kam zur Präsentation in einem T-Shirt mit der Nummer 15 und dem Namen Dragovic darunter. Die 15 aus besonderem Anlass: Weil das die Rückennummer von Dragovic zu bei Roter Stern war. Mit der soll er auch bei Austria Titel holen. Und weil Werners Kampf um Dragovic 15 Monate daueerte. Er flog zweimal nach Belgrad, mitunter schienen alle Mühen umsonst zu sein. Zuletzt noch im Juni, knapp vor der Europameisterschaft. Als ich mir erlaubte, zu schreiben, die Liebe von Dragovic zu seinem Stammklub könne nicht so groß wie von ihm behauptet sein, wenn er überlege, ein Engagement in Zypern der Rückkehr nach Wien vorzuziehen, meldete er sich ziemlich wütend am Telefon. Zum bisher einzigen Mal gab es richtig Streit zwischen uns: „Der Cristiano hat viel mehr Geld als ich verdient und nimmt trotzdem immer das lukartivste Angebot an“, machte er seinem Ärger Luft, bezog dies auf Cristiano Ronaldo, beendete die Diskussion mit dem Satz „jedes Wort, das ich sage, ist eines zu viel“. Bis Dienstag hielt er sich daran.

„Er hat sich letztlich für das Herz und nicht für das Geld entschieden“, behauptete Werner, der die Nerven bewahrte, nie das Angebot, das er für Austria-Verhältnisse als sehr gut bezeichnete, zurückzog und doch den Zuschlag erhielt. Auch mit Hilfe von Sebastian Prödl, der als Vertreter der Investorengruppe um Werner im Aufsichtsrat der Austria sitzt. Einen guten Kontakt zu seinem ehemaligen Mitspieler im Nationalteam hat, auch dessen Aussöhnung mit dem ÖFB vermittelte. Im Juni wurde Dragovic, der bei Ralf Rangnick nie eine Chance bekam, sich zu zeigen, vor dem EM-Test gegen Serbien für 100 Länderspiele geehrt.

Um des Friedens Willen soll Werners Satz so im Raum stehen bleiben. Für Austria ist es sicher gut, dass mit Dragovic ein Abwehrchef zurückkommt, der vorangeht, eine Zentralfigur ist, alles für den Erfolg tut. Mit ihm könnte man die Aufholjagd gegen Tampere etwas ruhiger angehen, aber seit 25. Mai hat Dragovic keine Spielpraxis mehr, sich zuletzt nur durch Privattraining mit seinem Freund und ehemaligen Austria-Mitspieler Lukas Rotpuller am Platz des SV Donau fit gehalten. Jetzt heißt das Ziel, vielleicht schon der zweiten Bundesligarunde in eineinhalb Wochen gegen zuspielen. Trainer Stephan Helm sieht aber auch ohne den Königskauf genug Qualität in der Mannschaft, um das 1:2 von Tampere in den Aufstieg umzuwandeln.

Außer Dragovic holte Werner einen 19 jährigen Offensivspieler aus Abidjan: Konte Abdoulaye war letzte Saisonen der beste Torschütze in der ivorischen Liga. Er ist so wie der Brasilianer Cristiano ein Zukunftsprojekt. Damit ist das violette Einkaufsprogramm abgeschlossen. Bei Wolfsberg mit Linksverteidiger Max Ullmann noch nicht: Den gebürtigen Linzer trainierte Kühbauer schon in seiner Rapid-Zeit. Im Jänner 2022 wechselte Ullmann in Italiens Serie B zu Venezia, wo er nie richtig in die Spur kam, im Frühjahr 2023 an den deutschen Zweitligisten Magdeburg verliehen war. Den Vertrag mit den Italienern löste der 29 jährige auf, bei Wolfsberg unterschrieb er für ein Jahr.

Foto: FK Austria/Daniel Shaked.

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