Bisher schwieg Ralf Rangnick zu allen Themen rund um die WM, die für Österreich relevant waren. Auch als er in Doha zwei Gruppenspiele des EM-Qualifikationsgegner Belgien beobachtete. Was bei den vor Ort befindlichen österreichischen Medienvertreter für nachvollziehbaren Ärger sorgte Freitag Abend, bei Holland -Argentinien, dem zweiten Viertelfinale nach Kroatien-Brasiien am Nachmittag, bricht Rangnick sein WM-Schweigen. Der Teamchef wird dabei weder im ORF-Studio am Küniglberg sitzen oder gar auf einer Pressekonferenz des ÖFB reden, sondern im ausgesuchten, kleinen Kreis in einer noblen Wiener Innenstadt-Location. Auf einer Veranstaltung von Teamsponsor tipp3. Für den WM-Abend mit dem akribischen Professor Rangnick gab es eine große Nachfrage. 5600 Interessenten bewarben sich um drei Zweier-Packages. Ein gelungener-Coup, wie Philipp Newald, der Geschäftsführer der Sportwetten GmbH zufrieden konstatierte. Den auf das merkbar gestiegene WM-Interesse der Wettkunden vor dem Viertelfinale zufrieden stimmte.
Es wird interessant, zu erfahren, ob Rangnick neue Trends bei der Weltmeisterschaft erkannte, welche Spieler ihn am meisten beeindruckten, wie er vor allem die Lage bei den Belgiern nach der Pleite in der Vorrunde beurteilt: Was wird bis Juni, bis zum Qualifikationsspiel gegen Österreich in Brüssel passieren? Bisher gingen zwei der insgesamt sieben Rücktritte nach dem WM-Aus auf das Konto der Belgier. Teamchef Roberto Martinez traf sofort nach dem 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Kroatien zurück, beendete seine sechsjährige Ära. Über einen möglichen Nachfolger wurde nichts bekannt. Sechs Tage nach Martinez gab auch Kapitän Eden Hazard seine Rücktritt bekannt. Hazard, der am 7. Jänner 32 Jahre alt wird, hat seinen Zenit schon einige Zeit hinter sich. Das zeigte sich sowohl bei Real Madrid als auch bei den „roten Teufeln“. Die weiteren Rücktritt betrafen die Teamchefs von Mexiko (Gerardo Martino), Ghana (bei Otto Addo war immer vereinbart, dass er nach der WM auf seinen Posten als Talente-Coach bei Borussia Dortmund zurückkehrt), Südkorea (der Portugiese Paulo Bento), den deutschen Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff und zuletzt am Donnerstag auch Spaniens Teamchef. Luis Enrique quittierte allerdings nach dem Scheitern an Marokko im Achtelfinale nicht seinen Job, sondern muss gehen. Spaniens Verband entschied, den auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, sondern Luis de la Fuente zu vertrauen Der 61 jährige war zuletzt U 21-Teamchef, wurde mit Spaniens U 19 und U 21 Europameister.
In deutschen Medien wurde Rangnick als dritter Kandidat für die Bierhoff-Nachfolge genannt. Sollte das so stimmen, wäre er schon die Nummer zwei, weil Favorit Matthias Sammer nur als Berater zur Verfügung stehen würde. Der DFB will allerdings zuerst die Aufgaben und Kompetenzen des Bierhoff-Nachfolgers festlegen, bevor er mit möglichen Kandidaten verhandelt. Das ist das Ergebnis des Frankfurter Krisengipfels, bei dem Hansi Flick als Teamchef für die Heim-EM 2024 bestätigt wurde. Deutscher Teamchef kann Rangnick daher nicht werden, nur vielleicht in zwei Jahren mit Österreich deutscher Gegner bei der Endrunde. Ob er auch darüber beim Wiener WM-Abend reden wird?
Foto: Servus TV/Neumayr Leo.