War Rapids Leistung beim 0:2 gegen West Ham im stimmungs- und trostlosen Geisterspiel wirklich brav wie Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic bei „Servus TV“ behauptete? Wird da nicht etwas schön geredet, obwohl es keine Chance auf eine Überraschung gab, die man sich offenbar nicht selbst zutraute? Darauf lässt der Verzicht auf drei Stammspieler schließen. Das Meisterschaftsspiel in Ried hat in der aktuellen Situation mehr Bedeutung, weil es um den Platz unter den ersten sechs geht. Darum spielten Marco Grüll und Ercan Kara nur je eine halbe Stunde, blieb Max Ullmann ganz draußen. Eigentlich darf es diese Konstellation bei einem Klub mit Ansprüchen, der Rapid zweifelsohne ist, nicht geben.
Zur Trainersuche vermeldete Barisic bei „Sky“, dass die Liste seiner Kandidaten schon „shorter“, sprich kleiner wurde. In Wahrheit spielt eigentlich bei allen das Thema Geld eine Rolle. Vielleicht eine zu große. Aus finanziellen Gründen steht der Deutsche Domenico Tedesco nicht mehr auf der Liste. Bei Markus Schopp stellt sich die Frage, auf wie viel des ihm zustehenden Geldes bei Barnsley, wo er einen Vertrag bis 2024 hatte, er verzichtet, um im Jänner bei Rapid einsteigen zu können. Barnsley-Boss Paul Conway gilt als gnadenloser Verhandler, der für Kompromisse nichts übrig hat. Andreas Herzog müsste aus seinem Vertrag bei Admira herausgekauft werden, der Kroate Goran Tomic aus dem bei Rijeka, der bis Juni 2022 läuft. Riejka ist derzeit in Kroatien hinter Osijek (mit Ex-Austria-Trainer Nenad Bjelica) Zweiter. Tomic war von 2001 bis 2005 Legionär bei Austria Salzburg, hatte als Trainer nach einem Jahr bei Shenzhwn in China als Assistent des englischen Ex-Teamchefs Sven Göran Eriksson vier erfolgreiche Saisonen bei Lok Zagreb, ehe er zu Rijeka wechselte. Ferdinand Feldhofer müsste aus keinem Vertrag herausgekauft werden, aber sein Münchener Berater Robert Schneider hat deutsche Gehaltsvorstellungen.
Das Trainerthema stellt sich im Dezember auch beim LASK. Dort ist zum Unterschied von Rapid es ein Thema, ob aus der Interimslösung eine für den Rest der Saison gilt. Mit dem 1:0 bei Maccabi Tel Aviv und dem Gruppensieg in der Conference League gibt es ein Argument für Andreas Wieland, auch bei Präsident Siegmund Gruber. Die Befürworter Wielands sehen in ihm so etwas wie den Bewahrer der unter dem ehemaligen Trainer Oliver Glasner entwickelten erfolgreichen LASK-DNA. Obwohl man objektiv feststellen muss, dass ein Gruppensieg in der Conference League gegen Konkurrenz aus Israel, Finnland und Armenien keine herausragende Leistung bedeutet. Allzu sehr sollte man dies nicht bejubeln.
Der LASK hat bei seiner Entscheidung etwas mehr finanziellen Spielraum, da er in der Conference League mit 5,756 Millionen Euro an Startgeld und Prämien bisher rund 1,5 mehr verdiente als Rapid in der lukrativeren Europa League (4,23 Millionen). Schopp und Feldhofer sind auch in Linz Kandidaten. Wieland sagte Donnerstag kurz nach Mitternacht im Bloomfield Stadium, was eine Vorgabe für ihn ist, um auch 2022 im Amt zu sein: „Wir müssen den Bock auch in der Meisterschaft umstoßen.“ In der fehlen dem LASK als Vorletzter fünf Punkte auf den Sechsten Rapid.
Foto: West Ham.