Fußball

Das Assistenten-Modell bei Altach ist gescheitert

Zwischen dem Letzten der Schweizer Super League und der österreichischen Bundesliga liegen nur 125 Kilometer. Zwischen Zürich und Altach. Bei Grasshoppers blieb am Tag nach dem deprimierenden 1:3 gegen Luzern, mit dem der Rekordmeister die rote Laterne weiter fest in seinen Händen hält, der Trainerwechsel aus. Obwohl Thorsten Fink mit 0,8 Punkten pro Spiel den bisher schlechtesten Schnitt aller Trainer in der Geschichte der Schweizer Liga hat. Präsident Stephan Anliker stand Samstag Abend beim Schlusspfiff neben der Trainerbank, schüttelte Fink die Hand, gab keine Kommentare ab. Die Krise der Grasshoppers ist auch ohne Worte. Fink konstatierte, dass der Verein sehr fair zu ihm sei. Österreichs Teamtormann Heinz Lindner stellte sich als einziger Spieler den Journalisten, zeigte Verständnis für den Ärger der Fans: „Ich kann sie hundertprozentig verstehen“, gab der Kapitän zu. Versicherte aber gleichzeitig, dass Fink die Mannschaft immer noch erreiche: „Wir trainieren immer gut, können es leider nie umsetzen!“

In Vorarlberg gab es hingegen eine Reaktion auf den letzten Platz, auf den Altach mit der 0:1-Heimpleite gegen Admira zurückgefallen war. Dort wusste Werner Grabherr Sonntag Früh, dass seine Ära als Chef  vorbei war. Schon vor den letzten vier Runden des Grunddurchgangs hatte Sportvorstand Georg Zellhofer (Bild oben) deponiert, dass ab sofort geliefert werden müsse. Geliefert hat der 33jährige, bis Sonntag der jüngste Cheftrainer der Bundesliga ein 0:0 in Wolfsberg und die Niederlage gegen die Südstädter, die von den Fans mit „Grabherr raus“-Rufen quittiert wurde. 15 Punkte in 20 Runden ergeben nur einen Schnitt von 0,75 pro Match. Noch schlechter als bei Fink. Alles vorbei, der sechste Trainerwechsel der Saison nach Mattersburg, Rapid, St.Pölten, Admira und Sturm Graz perfekt. Obwohl Grabherr Samstag noch versichert hatte: „Kraft genug ist vorhanden. Es gilt gemeinsam, durch dieses Tal durchzukommen.“ Da klang Zellhofer auf „Sky“ schon skeptischer, obwohl er die Mannschaft ebenfalls in die Pflicht nahm: „Auch die einfachsten Sachen waren zu wenig. Dass der Trainer massiv in der Kritik steht, ist auch klar.“

Mit Grabherr ist das Assistenten-Modell in Altach gescheitert. Grabherr war schon im Herbst 2016 Assisetent von Damir Canadi, als der zu Rapid gewechselt war, übernahm für ihn interimistisch bis zur Winterpause, übergab den damaligen Favoritenschreck sogar als Winterkönig. Er musste wegen der fehlenden Lizenz in die zweite Reihe zurück. Zunächst hinter Martin Scherb, dann eine Saison hinter Klaus Schmidt, eher er doch wieder Chef wurde. Das war inzwischen möglich, da Grabherr in den Kurs zur UEFA-Trainerlizenz aufgenommen wurde. Aber es reichte nicht, um Altachs Erwartungen zu erfüllen. Wobei es sich wieder einmal zeigte, wie problematisch es ist, einen Assistenten zum Nachfolger des Chefs zu machen. Einfach aus dem Grund, weil ein Assistent immer in die Handlungen des Chefs involviert ist, sie auch mitbestimmt. Also wird ja mit seiner Bestellung eigentlich nur die Person an der Spitze des Trainerstabs geändert. Die Ideen bleiben hingegen fast die gleichen. Das geht mitunter schief. Wie jetzt in Altach.

Bis Mitte März, bis zur Länderspielpause soll Grabherrs Nachfolger feststehen.. Vorerst ist der 39jährig Wolfgang Luisser, der Assistent von Schmidt und Grabherr, für die Spiele bei der Austria und daheim gegen den LASK der Chef. Offiziell unterstützt von Zellhofer, 19 Jahre älter als Luisser, dessen Bruder Klaus derzeit als Fitnesstrainer bei Schalke auch keine leichten Zeiten hat. Also kann man annehmen, dass Zellhofer als Sportchef mit Vertrag bis 2020 durch die Erfahrungen seiner Trainerstationen bei Pasching, Rapid, Austria, Altach und LASK vorerst die Entscheidungen trifft bis der neue Trainer feststeht. In Altach gibt´s Rufe nach einem erfahrenen Mann. Bereits vor Weihnachten artikuliert von Organisationschef Christoph Längle mit dem Namen von Rapids letztem Meistertrainer Peter Pacult. Der ist noch immer am Markt. Im Osten Österreichs gibt´s noch andere Kandidaten mit genug Erfahrung. Wie Zoran Barisic oder Ernst Baumeister. Aber ob man im Westen  einen aus dem Osten will? Canadi war einer, hatte aber schon Ländle-Erfahrung. Die Frage ist, wer außer Zellhofer den Trainer mitbestimmt.  Hält sich Karl Heinz Kopf raus, da er am 22.März abtritt? Sein designierter Nachfolger Peter Pfanner, der künftige Vizepräsident Werner Gunz, Längle, Finanz-Vorstand Christoph Begle werden garantiert ihre Stimme erheben.  Es gibt einige im Altach-Umfeld, die behaupten, dass im Hintergrund auch  Ex-Pasching-Boss Franz Grad mitmischen wird.

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