Fußball

Das wird leider nichts mehr, Herr Koller!

Selbst wenn Aleksandr Dragovic sein einziger Fehler nicht passiert wäre, Österreich im Aviva-Stadium von Dublin den 1:0-Vorsprung länger  gehalten und damit über die Distanz gebracht hätte, wäre man um eine Feststellung nicht herumgekommen: Zwischen dem Team, das in der Qualifikation zur Euro 2016 begeisterte, und dem von Dublin lagen Welten. Daran hätten auch drei Punkte gegen Irland, die mögliche Wende im Kampf um das WM-Ticket für Russland  2018 nichts geändert. Keine Leistung wie 2015 beim mitreißenden 4:1 in Stockholm gegen Schweden, zu viele Schwächen. So muss man dem Teamchef nach dem 1:1, dem zweiten Unentschieden unter ihm in Dublin, leider sagen: Das wird nichts mehr mit der zweiten Qualifikation in ihrer sechsjährigen Ära. Die neigt sich dem Ende zu.

Um Aufstellung und Taktik gab es ein Riesengeheimnis. Drei Systeme kursierten in der letzten Stunde vor dem Anpfiff im Aviva-Stadium. Und das Gerücht, dass der ORF als ÖFB-Partner eine andere zeigen sollte, als dann gespielt wurde. Der Plan mit einem 4-1-4-1, das sich bei Ballbesitz der Iren in ein 5-1-3-1 veränderte, weil dann aus dem linken Verteidiger Martin Hinteregger ein dritter Innenverteidiger  wurde und Florian Kainz meist in die Abwehr zurückging, klappte bis zur Pause sehr gut. Das zweite Tor von Hinteregger in dieser Qualifikation entsprang einer einstudierten Eckballvariante, bei der auch die anderen Innenverteidiger (Dragovic und Sebastian Prödl) eine Rolle spielten, weil sie den flachen Ball von David Alaba durchließen. Leider klappte viel zu wenig alles so nach Wunsch wie beim Führungstreffer. Speziell in der zweiten Hälfte. Das sah auch Koller so: „Da gab`s ein bissel Probleme, den Ball zirkulieren zu lassen.“ Aber Vorwürfe machte er keinem: „Alle haben nochmals alles rausgehauen.“

Es wäre falsch und ein Fehler, die liegen gelassenen zwei Punkte auf die Ausfälle von Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker etc.  zurückzuführen. Gerade zwei, die vielleicht deshalb erstmals von Beginn zum Zug kamen, zählten zu den Aktivposten: Stefan Lainer, der einmal auf der Linie rettete, und Kainz, der zwei der vier vergebenen Chancen auf die 2:0-Führung vorbereitete. Für die kann man dem Teamchef keinen Vorwurf machen, mit dem möglichen Treffer zum 2:0 wäre Österreich sicher mit drei Pukten heimgeflogen. Aber die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, den an der Wade verletzten Dragovic auszutauschen, muss sich Koller schon gefallen lassen. Auch verwunderlich, dass er dann den 18jährigen Debütanten Kevin Danso gebracht hätte, nicht den anderen Kevin. Nämlich Tottenham-Legionär Wimmer, der  mit dem britischen Fussballstil und den vielen hohen Bällen besser vertraut als Danso aus seiner Zeit im Nachwuchs bei Milton Keynes Dons. Koller meinte, Dragovic habe signalisiert, weiter spielen zu können, daher sei der Wechsel kein Thema mehr  gewesen. Und das Tor habe mit der Wade von Dragovic nichts zu tun.

Am Pechvogel Dragovic, eine der großen Stützen in der Qualifikation zur EURO 2016, merkte man, dass im Vergleich dazu etwas fehlt. Sein Stockholm-Niveau konnte eigentlich nur  Prödl abrufen. Auf keinen Fall gelang dies Alaba und auch Zlatko Junuzovic. Alabas mehr als durchwachsene Leistung ließ wieder einmal Zweifel an seiner und Kollers Meinung aufkommen, dass er im zentralen Mittelfeld dem Team am meisten hilft. Was der Mannschaft sicher auch fehlt: Ein Tormann, der ihr Sicherheit verleiht. So wie vor zwei Jahren Robert Almer.

Jetzt regieren  die Durchhalteparolen, die Hinweise auf den heißen Herbst. Siege am 2. September in Cardiff gegen Wales  und drei Tage später im Happel-Stadion gegen Georgien sollen alles noch umdrehen. Nur muss man nach dem beiderseits schwachen Match von Dublin schon fragen: Wie soll Österreich spielerisch stärkere Teams wie Wales mit ihren Stars Gareth Bale und Aaron Ramsey oder dann im Oktober daheim Serbien schlagen? Wales schaffte ohne den gesperrten Bale Sonntag in Belgrad gegen Tabellenführer Serbien ein 1:1. Serbien und Irland haben vor den letzten vier Spielen je vier Punkte mehr als Wales und Österreich. Koller: „Man muss irgendwann beginnen, zu gewinnen. Es wird alles immer enger.“ Wie recht er doch hat. Wie schon gesagt: Das wird leider nichts mehr.

 

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