Fußball

Das Wunder von Rotterdam erinnerte an Mönchengladbach: Wolfsbergs nächste Sternstunde

In der Bundesliga den Ergebnissen nach bisher pfui, in der Europa League aber mehr als hui: Wolfsberg ist unglaublich sensationell. In der Meisterschaft nach vier Niederlagen in fünf Runden nur drei Punkte, international aber aus zwei Spielen vier. Denn auf das beachtliche 1:1 gegen CSKA Moskau folgte ein 4:1-(2:0)-Paukenschlag im leeren De Kuip von Rotterdam gegen Feyenoord. Mit drei verwandelten Elfmetern. Den man durchaus mit dem vom letzten Jahr, dem 4:0-Startsieg bei Borussia Mönchengladbach gleich setzen kann, von dem ganz Europa redete.  Die nächste Sternstunde von Wolfsberg, über die man noch lange reden wird. Ebenso über den Dreierpack des 35 jährigen Kapitäns Michael Liendl. Daher gastiert Wolfsberg in einer Woche als alleiniger Tabellenführer bei Kroatiens Serienmeister Dinamo Zagreb, der nach dem 0:0 gegen Feyenoord auch bei CSKA Moskau eine Nullnummer ablieferte, damit bisher weder ein Tor schoss noch eines kassierte.

Nach 13  Minuten führte Wolfsberg gegen Feyenoord schon 2:0. Durch zwei Elfmeter, die Christoph Wernitznig herausholte. Zweimal zeigte der serbische Referee Srdjan Jivanovic, der nicht pfeifen hätte sollen, aber als Ersatz für den  Ukrainer Nicola Baloki, der einen positiven Corona-Test hatte, sofort auf den Punkt. Beim zweiten Mal erschien es nach den TV-Bildern eher fragwürdig. Zweimal ließ Liendl Tormann Justin Bijlow keine Chance. Bis zur Pause ließ Wolfsbergs in der Bundesliga schwache, wacklige Defensive (14 Tore kassiert) wenig zu. Das änderte sich in der zweiten Hälfte, als der 73 jährige Trainerfuchs Dick Advocaat den 30 jährigen Flügelflitzer Luciano Narsingh ins Spiel brachte. Der bereitete ideal nach 53 Minuten das Anschlusstor von Kapitän Steven Berghuis vor, der mit links traf. Darauf folgten für Feyenoord Chancen fast im Minutentakt. Der Ausgleich schien nur eine Frage der Zeit, als Trainer Ferdinand Feldhofer sieben Minuten nach Feyenoord Tor für den 20 jährigen Matthäus Taferner den 18 jährigen Kai Stratznig, einen Eigenbauspieler, brachte. Der kam bei seinem Europa League-Debüt mit seiner ersten Aktion aus einem Konter frei vor das Feyenoord-Tor, scheiterte an Bijlow. Aber der Ball kam zu Liendl, der in aller Ruhe mit links an zwei Verteidigern ins Tor traf. Mit der ersten gelungen Offensiv-Aktion der zweiten Hälfte mitten in Feyenoords Sturmlauf drehte sich wieder das Spiel zu Gunsten der Kärntner.

Die sechs Minuten später den Sack endgültig zumachten, als Jovanovic sehr zum Ärger der Holländer zum dritten Mal auf den Elfmeterpunkt zeigte, als Bijlow bei einer Faustabwehr Dejan Joveljic mit dem Knie im Rücken traf. Der DAZN-Kommentator konnte den Schiedsrichter nicht verstehen, aber  regeltechnisch ging das schon in Ordnung. Die Überraschung war, dass der gefoulte Serbe  verwandelte und nicht Liendl als Elfmeterkönig in dieser Saison, in der er bereits fünfmal vom Punkt traf. Aber das blieb im Endeffekt völlig egal. Liendl sprach von einem überragenden Abend, Feldhofer von einem historischen: „Überragend, wie die Mannschaft vor der Pause das Konzept umsetzte!“

Feldhofer ist als Trainer international noch ungeschlagen. Mit der Prognose, bei einer offensiv orientierten Mannschaft wie Feyenoord werde man sicher Räume vorfinden, die man nützen könne, lag er richtig. Bevor Wolfsberg kam, war Feyenoord in 20 Spielen der Eredivisie und in einem der Europa League unbesiegt. Aber dann passierte das Wunder von Rotterdam, nach dem Wolfsberg wie vor einem Jahr nach zwei Spielen vier Punkte hat. Danach fielen die Kärntner auf den letzten Tabellenplatz zurück. Sieht so aus, als sollte ihnen dies nicht noch einmal passieren.

Eines zeugte Wolfsbergs Überraschung aber auch: Österreichs Bundesliga ist um nichts schlechter als Hollands Eredivisie, eher sogar besser. Letzte Saison verlor der LASK in den Gruppenspielen  gegen PSV Eindhoven vier Punkte, eliminierte in der k.o.-Phase Alkmaar.

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