Deutsche Bundesligaklubs nehmen gerne ihre größten Nachwuchshoffnungen ins Wintertrainingslager mit. Bei Bayern zählt der erst 16jährige Torhüter Christian Früchtl dazu, der zum Nachfolger von Manuel Neuer aufgebaut werden soll. Früchtl ist bereits zum zweiten Mal in der Aspire Academy im WM-Land Katar dabei. Ebenso ein Tiroler Linksfuss: Der 18jährige Marco Friedl, der zum Freundeskreis von David Alaba zählt, mitunter auch in dessen Haus im Münchner Nobelvorort Grünwald übernachtet. Friedl, der in früheren Jahren als „Ballschani“ in der Allianz-Arena Alaba einige Bälle zuwarf, begann links in der Offensive oder sogar hinter den Spitzen, ehe ihn Bayerns U19-Trainer Holger Seitz für die Abwehr „entdeckte“. Ein Linksverteidiger mit Offensivdrang, sechs Tore in 21 Spielen. Da will Bayern schon den neuen Alaba heranführen, auch wenn der „alte“ erst 24 Jahre jung ist. Friedl hat mit Roman Grill einer der profiliertesten Berater der deutschen Fußballszene, zu dessen Klienten Bayerns Kapitän Philipp Lahm gehört, der vor einem Jahrzehnt auch die Karrieren von Owen Hargreaves und Rapids Fußballgott Steffen Hofmann aus Bayerns Amateuren nach Hütteldorf lenkte.
„Marco hat sich defensiv stark verbessert. Für ihn war es bisher leichter, bei Bayerns linker Verteidiger zu spielen als in Österreichs Nachwuchsteams, in denen er mehr Defensivaufgaben hat“, meinte Österreichs U19-Teamchef Manfred Zsak, der Friedl als Offensivspieler gesichtet hatte. Auf der neuen Position konnte ihn Friedl erstmals letzten Oktober in Litauen bei der erfolgreichen Qualifikation für die U19-Eliterunde mit Siegen gegen Aserbaidschan, Litauen und Bosnien voll überzeugen. Die zweite österreichische U19-Hoffnung mit Kurs auf die deutsche Bundesliga ist dunkelhäutig: Kevin Danso, als Sohn ghanesischer Eltern 1998 im steirischen Voitsberg geboren, mit sechs Jahren nach England übersiedelt. Dort in der Nachwuchschule von Milton Keynes Dons, die einen hervorragenden Ruf hat, ausgebildet. So wie Tottenhams Jungstar Dele Alli, derzeit nicht nur auf der Insel in aller Munde.
2014 übersiedelte Danso nach Deutschland, musste zunächst einmal die Sprache wieder richtig lernen. Bei Augsburg entwickelte er sich als zentraler defensiver Mittelfeldspieler nicht nur körperlich (er ist 1,90 Meter groß) sehr gut. Ex-Trainer Dirk Schuster holte ihn im Herbst in den Bundesligakader, beim 0:0 in Köln sass er am 26. Oktober, Österreichs Nationalfeiertag, erstmals auf der Ersatzbank. Augsburgs Manager Stefan Reuter traut ihm bald den Sprung zum Stammspieler in der Bundesliga zu. Derzeit ist Danso mit Augsburg im Trainingslager in Marbella. „Er hat alle deutschen Tugenden“, behauptet Zsak, „körperlich stark, aggressiv in Zweikämpfen, großes Laufpensum, diszipliniert“.
Wenn Zsak Friedl und Danso bekommt, dann zählen sie gemeinsam mit Middlesbrough-Stürmer Jakupovic sowie Rapids Talenten mit Bundesligaerfahrung, Maximilian Wöber und Manuel Thurnwald, zu den geplanten Eckpfeilern für die Eliterunde im Frühjahr gegen Tschechien, Ungarn und Schottland in Tschechien, bei der sich nur der Sieger für die Europameisterschaft qualifiziert. Aber beim Nachwuchs gibt es keine Abstellpflicht. Und wenn Danso in Augsburgs Bundesligakader bleibt, kann es kritisch werden.