Fußball

Der Spitz von Klagenfurt: Salzburg am Ziel, Rapid zittert um Europa

Es war Mittwoch um 18.46 Uhr, als Andreas Ulmer, der verletzte Kapitän von Red Bull Salzburg, den neuen Pokal für den Cupsieger in die Höhe riss, für großen Jubel sorgte (Bild oben). Auch bei den rund 2000 Fans des Meister, die zum Endspiel nach Klagenfurt gekommen waren.  Kurz danach „duschte“ Tormann Alexander Walke Trainer Marco Rose  zum ersten, aber nicht zum letzten Mal mit Stiegl-Bier. Der Rapid-Fansektor war zu dieser Zeit schon leer. Der Frust trieb die grün-weißen Anhänger nach der 0:2 (0:0) aus dem Wörtherseestadion. Auf der Tribüne schüttelte Präsident Michael Krammer, der das grün-weiße Finaltrikot trug, nur den Kopf, vergrub ihn mitunter in den Händen. Seine Ära wie die von Sportchef Fredy Bickel geht ohne Titel zu Ende.  Salzburg feierte den insgesamt sechsten Cupsieg, den fünften in den letzten sechs Jahren. Selten sah man Rose so unter Strom stehen wie in dieser Begegnung. Auch noch im Finish. Es bewies die Qualität seiner Mannschaft, dass sie auch an einem für ihre Verhältnisse schwächeren Tag ihr Ziel erreichte. Für Rapid bleibt die seit elf Jahren titellose Zeit prolongiert. Und damit das Zittern um die Europacupqualifikation.

Lag es am holprigen, nicht finalwürdigen Klagenfurter Rasen, dass Salzburg gut eine halbe Stunde brauchte, um irgendwie in das Match zu finden? Selten sah man bei Österreichs bester Mannschaft so viele unnötige Ballverluste  im Spielaufbau, unerklärliche Fehlpasses. Das lag nicht nur daran, dass es Rapid ganz gut gelang, die Anspielstation Andre Ramalho „zuzustellen“. Das grün-weiße Problem: Rapid konnte Salzburgs Anlaufschwierigkeiten nicht nützen. Ein Kopfball von Kapitän Stefan Schwab nach einem Eckball, eine Konterchance für Philipp Schobesberger, bei der er sich noch einholen ließ, das war es. Also kein Nutzen. Es zeigte sich wieder, dass Rapid keinen Mann hat, der das Spiel an sich reißen und in richtige Bahne lenken kann, wenn es darauf ankommt. Der letzte, der dies schaffte, sass zwei Reihen hinter Krammer in seinem alten Dress mit der Nummer elf auf der Tribüne: Ehenkapitän Steffen Hofmann, jetzt Talentemanager.

Salzburg setzte sich vor den Augen von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, Teamchef Franco Foda und Peter Stöger erst mit der fast unerwarteten Führung nach 37 Minuten richtig in Szene. Für die sorgte der Mann des Spiels, mit dem sicher nur wenige rechneten:  Patrick Farkas, der 26jährige Ersatz für den verletzten Ulmer als Linksverteidiger. Davon erfuhr er am Tag  vor dem Match von Rose, konnte sich entsprechend darauf einstellen.  Szene zur Führung ließ den Ex-Mattersburger seine lange Leidenszeit vergessen: Nach einem Doppelpass mit Munas Dabbur kam Farkas durch, entschloss sich dank aus eher spitzem Winkel zu schießen. Traf mit einem Spitz zwischen den Beinen von Rapids Tormann Richard Strebinger ins Netz. Der wie in den Partien zuvor zeigte, nicht in der guten Form wie im Herbst zu agieren. Vor 32 Jahren hatte Herbert Prohaska, Mittwoch als ORF-Analytiker im Wörtherseestadion, mit dem Spitz von Izmir 1977 Österreich das WM-Ticket für Argentinien gesichert, ein ganzes Land glücklich gemacht. Der Spitz von Klagenfurt machte für Salzburg den Weg zum zweiten Finalsieg über Rapid in zwei Jahren frei. Als ihn die Mitspieler umjubelten, kamen Farkas fast die Tränen: Gegen Rapid hatte er vor einem Jahr einen Kreuzbandriss erlitten. Nach sieben Monaten war er wieder fit. Aber die Mannschaft spielte so gut, dass es für ihn keinen Platz gab. Ganze acht Minuten kam er diese Saison in der Bundesliga zum Einsatz. Aber als er gebraucht wurde, war er voll da.

24.200 Zuschauer, um 4000 mehr als bei Salzburg 2:1 über Rapid vor zwei Jahren, sahen zwei Minuten später Salzburgs Doppelschlag: Munas Dabbur köpfelte eine Flanke von Zlatko Junuzovic, der in seinem ersten Finale seinen  ersten Titel gewann, ins Eck. Jubelte danach sehr emotionell, lange und damit auch etwas provokant vor dem Rapid-Sektor. Vor der Pause vergab Fredrik Gulbrandsen die Chance auf das 3:0, aber das wäre fast zu viel des Guten gewesen. Nach der Pause hielt Rapid in einem „intensiven Cupfight“, wie Rose das Endspiel sah, nochmals dagegen. Hatte mit einem Kopfball von Mert Müldur an die Latte Pech. und verzweifelte an Referee Manuel Schüttengruber, als er noch vor Mario Sonnleitners Kopfball ins Netz abpfiff, weil er einen Rempler von Christoph Knasmüllner an Ramalho sah. Auch nach den TV-Bildern war die Entscheidung nicht nachvollziehbar.  Spätestens ab diesem Zeitpunkt sah man Rose rund um die Coaching Zone tigern, weil er den Sieg in Gefahr sah: „Die Freude der Fans, den Jubel in der Kabine zu sehen, das tut richtig gut“, gestand er nachher. Und meinte resolut, als ihn in er Mixed-Zone ein Journalist ansprach, ob Salzburg sich jetzt nicht wünschen müsse, dass Ajax Amsterdam die Champions League nicht gewinnt, um sich die Qualifikation für die nächste Königsklasse zu ersparen: „Das ist der völlig falsche Zeitpunkt für diese Frage. Jetzt freuen wir uns über einen Titel, den wir letztes Jahr verpassten.“

Verlierer Didi Kühbauer blieb nichts anderes übrig, als den Blick nach vorne zu richten. „Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es bringt nicht über den Schiedsrichter zu reden. Salzburg hat uns nicht dominiert, es war lange Zeit ein Match auf Augenhöhe“. Nach dem Rapid um den Europacupplatz weiter zittern muss.  Jetzt gilt es,  beginnend am Samstag gegen Admira in der Südstadt ohne den gesperrten Thomas Murg Platz eins in der Qualifikationsgruppe zu halten, dann im Play-off am 28.Mai zunächst in Hütteldorf den Zweiten der Qualifikationsgruppe zu  bezwingen, sich dann noch in zwei Partien am 30. Mai und 2.Juni gegen den Fünften der Meistergruppe durchzusetzen. Erst dann ist es geschafft. Bejubelt wurde der Salzburger Sieg auch 60 Kilometer von Klagenfurt entfernt. In Wolfsberg. Denn Platz drei bedeutet dadurch einen Fixplatz in der Gruppenphase der nächsten Europa League.

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