Anfang November stand Ralph Hasenhüttl mit Southampton für zwei Tage auf Platz eins der Premier League. Schon damals schrieb er Geschichte, was für Schlagzeilen sorgte. Aber noch mehr machte Montag Abend der 1:0-Sieg gegen Meister FC Liverpool. Auch wegen der Reaktion des 53 jährigen Grazers: Ein Trainer, der vor Glück weint, ist nicht alltäglich. Das Bild, wie Verlierer Jürgen Klopp dem in der Coaching Zone knienden und weinenden Hasenhüttl anerkennend auf die Schulter klopft, ging rund um die Fußballwelt. Hasenhüttls erster Sieg über Southampton, bei sein erster gegen Klopp, bestärkten nochmals den Glauben n seinen eingeschlagenen Weg, seine Methoden. So fern dies überhaupt noch nötig war. Denn zuvor hatte Southampton ja schon andere große Mannschaften mit ihren Trainergurus bezwungen. Wie Manchester City mit Pep Guardiola oder Tottenham mit Jose Mourinho. Nur Manchester United mit Ole Gunnar Solskjaer fehlt noch in Hasenhüttls „Sammlung“. Am 29. November war im St.Mary´s der erste Punkt der „Saints“ gegen United zum Greifen nahe. Zur Pause führte Southampton 2:0, bis in die Nachspiezeit stand es 2:2, ehe Edson Cavani für das 2:3 sorgte.
Egal ob Solskjaer, Mourinho oder Guardiola, Montag Abend jubelten alle mit Hasenhüttl. Von den 14 eingesetzten Siegern stammten elf aus der Nachwuchsakademie von Southampton, die als eine der besten in England gilt. Der „Southampton Way“ macht das Titelrennen noch spannender als es ohnehin schon war. Solskjaer kann mit Manchester United am 12. Jänner schon mit einem Unentschieden im Nachtragsspiel bei Burnley Platz eins von Liverpool erobern. Mourinho hat mit Wolfsbergs Europa League. Gegner Tottenham bei einem Spiel weniger nur vier Punkte Rückstand auf Titelverteidiger Liverpool, Guardiola mit Manchester City sogar bei zwei Spielen weniger. Für Hasenhüttl scheint mit solchen Kraftakten und Leistungen sogar ein Europacup-Platz möglich zu sein, wie Rang sechs zeigen. Doch davon redete er nach seinem großen Abend nicht. Nur im Spaß davon, dass er eigentlich jetzt aufhören könnte. Viereinhalb Jahre vor Vertragsende. Wäre aber auch gar keine gute Idee.
Hasenhüttl bekam unzählige Glückwünsche via WhatsApp oder SMS. Sogar von ehemaligen Gegnern aus aktiven Zeiten wie Ex-Rapid-Legionär Jan Age Fjörtoft aus Norwegen. Die Premier League ist bereits die zweite europäische Top-Liga, in der Hasenhüttl bleibende Spuren hinterlässt. Vorher war ihm dies in der deutschen Bundesliga mit den Aufsteigern Ingolstadt und RB Leipzig gelungen. Ob es nur Zufall war, dass er früher mit anderen österreichischen Trainern, die in Deutschland erfolgreich sind (Adi Hütter) oder es zuletzt waren (Peter Stöger) früher zusammenspielte? Mit Hütter bei Austria Salzburg, mit Stöger bei der Wiener Austria. Für Österreich spielten Hasenhüttl, Hütter und Stöger in der Teamchefära von Herbert Prohaska gemeinsam. Allerdings ohne zu gewinnen – im Herbst 1994 0:3 gegen Russland in Klagenfurt, 1.2 gegen Nordirland im Wiener Happel-Stadion.
Foto: FC Southampton.