Das ÖFB-Präsidium machte Mittwoch Abend das Rechtsgutachten des Linzer Universitätsprofessor Martin Karollus, das die Basis für den Entschluss, wegen Corona alle Amateurligen, die Frauen-und Nachwuchsbewerbe abzubrechen, öffentlich. Ein positiver Schritt zur Transparenz, der verhinderte, dass Verschwörungstheorien, wonach sich einige im stillen Kämmerlein gemauschelt hätten, aufkommen. Die Reaktionen darauf? Von Vernunft bis zum Vergreifen im Ton und Klagedrohungen. Denen aber der ÖFB laut Generalsekretär Thomas Hollerer, selbst ein gewiefter Jurist, gelassen entgegen sieht, Unter anderem, weil diese Sondersituation ja durch höhere Gewalt entstand.
Format bewies unter anderem Wiens ältester Fußballklub, die Vienna. Als klarer Tabellenführer der Wiener Liga war sie auf dem Weg zur Rückkehr in die Regionalliga Ost, die sie vor drei Jahren infolge der Insolvenz verlassen musste. Weil die ÖFB-Satzungen vorsehen, dass bei auf einen Insolvenzantrag automatisch die Relegaton in die nächst tiefere Klasse folgt. Die damalige blau-gelbe Führung unter Gerhard Krisch wollte das nicht einsehen, klagte vor dem Handelsgericht den ÖFB und verlor auf allen Linien. Das Resultat: Vienna bekam auch den frei gehaltenen Platz in der Wiener Liga nicht, musste hinab in die Unterliga, aus der 2019 der Aufstieg gelungen war. Die neue Führung unter Vizepräsident Michael Svoboda nahm hingegen die Realität zur Kenntnis, gab die Devise aus, lieber gemeinsam einen Schritt zurück machen, um künftig wieder zwei Schritte nach vorne schreiten können. Das spricht für Format.
Klar, dass es unter insgesamt 2150 Vereinen einige, die sich auf Kurs in Richtung Aufstieg befanden, gibt, die nicht so umsichtig reagieren. Von Wien über das Burgenland bis in die Steiermark oder in den Westen. Man fühlt sich im Stich gelassen, will eigene Rechtsgutachten einholen und dann vor ein ordentliches Gericht. Damit würde nur unnötig Geld verbrannt werden. Die Argumente von einem Einnahmenverlust durch die Abbruch-Entscheidung des ÖFB sind nicht stichhaltig, weil Fußball mit Zuschauern bis Ende Juni und wahrscheinlich noch länger von der Regierung untersagt ist. Geisterspiele in den Regional-und Landesligen wären ein komplett sinnloses Unterfangen. Aus der Steiermark kommt eine Initiative, dass jene Klubs, der derzeit die Tabelle anführen, aufsteigen sollen, damit für die Saison 2020/21 alle Ligen aufgestockt werden. Auch das wird´s nicht spielen.
Hingegen könnten drei Regionalligaklubs doch in die zweite Liga aufsteigen, ohne dass die Meisterschaft beendet wurde: Die Amateure von Rapid und Sturm Graz sowie Hertha Wels. Alle suchten bereits bei der Bundesliga im März um die Spielberechtigung dafür an. Weil abzusehen war, dass einige Klubs der zweiten Liga nach Corona freiwillig den Gang in die Regionalliga antreten werden.