Fußball

Ein Kind von Rapid: Legendär passt perfekt zu Hans Krankl

Legendär! Das Wort ist fast täglich in Fernsehen und Rundfunk zu hören. Gesprochen von einer markigen Stimme in Werbeeinschaltungen des Mobilfunkanbieters Spusu. Die Stimme gehört Hans Krankl. Dieses Wort passt auch zu ihm:  Legendär! Sein 70. Geburtstag, den er Dienstag feiert, ruft so viele legendäre Dingen von ihm in Erinnerung, über die man tagelang reden konnte. Von den Anfängen bei Rapid über die WM 1978, den FC Barcelona, die kurze Zeit bei der Vienna, nochmals Rapid, die Erfolgsstory bei Austria Salzburg zum Abschluss. Auch über die Trainer-und Teamchefzeit, auch wenn die nicht so verlief, wie er sich das erhoffte. Dem Entertainer Johann K. gelingt es, gemeinsam mit der Band Monti Beton für legendäre Best of-Konzerte zu sorgen. Eines wird Samstag in der Wiener Event-Location in Szene gehen, im August ein Open Air-Event in Kärnten am Faaker See.

Krankl ist ein Kind Rapids, der beste grün-weiße Stürmer der Nachkriegszeit. Erworben 1965 vom unterklassigen Klub Straßenbahn. Die Ablöse für den 12 jährigen betrug damals 25.000 Schilling, heute wären es um die 1900 Euro. Im Frühjahr 1971 bestritt er auf der Pfarrwiese sein erstes Meisterschaftsspiel in der Kampfmannschaft. Der damalige Trainer Gerdi Springer setzte lieber auf Routiniers. Daher musste der 18 jährige für ein Jahr in die Regionalliga Ost zum WAC, rief sich unter anderem mit acht Toren in einem Spiel in Erinnerung. 1972 kehrt er nach Hütteldorf zurück, zwei Jahre später war er Schützenkönig, 1976 feierte er den Cupsieg, gewann seinen ersten Titel. Das erste Millionenangebot aus dem Ausland ließ nicht lange auf sich warten: Es kam aus Holland von Alkmaar, noch bevor er sich von Skender Fani beraten ließ. Damals empfing er mich zu einem Interview in seiner Wohnung im sechsten Bezirk. Ein Privileg, das ich bis heute zu schätzen weiß. Weil Homestorys für ihn immer tabu waren.

Er liefere viele Schlagzeilen. Alle vier Tore beim 4:0 im Derby gegen Austria im Praterstadion, sieben Treffer beim 11:1 gegen den GAK im Frühjahr 1977, fünf ein Jahr später beim 6:0 gegen Admira, dem letzten Spiel auf der Pfarrwiese. Einfach legendär. 1978 war er weltweit ein Begriff. 41 Meisterschaftstore in einer Saison, damit bester Torschütze Europas, der den Goldenen Schuh bekam. Als Nummer neun in Österreichs Team folgte nach sechs Toren in der Qualifikation gegen Malta 1977 in Salzburg die WM in Argentinien. Siegestor gegen Spanien, Siegestor gegen Schweden, die legendären zwei Treffer zum 3:2 gegen Titelverteidiger Deutschland in Cordoba, der dadurch ausschied. Das wird immer ein Stück österreichischer Fußballgeschichte bleiben. Dem FC Barcelona war Krankl danach zwölf Millionen Schilling wert. Heute wäre das ein Schnäppchen. Ein Goalgetter der nicht einmal eine Million Euro kostet.

1979 war er spanischer Torschützenkönig, der bewunderte „Goleador“, gewann den Europacup der Cupsieger. Beim 4:3 im Finale gegen Fortuna Düsseldorf erzielte er in Basel das 4:2 in der Verlängerung. Bis wenige Tage zuvor war es nicht sicher, ob er für den großen Tag bereit war. Grund war ein schwerer Autounfall in Barcelona, bei dem seine Frau Inge lebensgefährlich verletzt wurde. Erst als sie nicht mehr auf der Intensivstation lag, dachte er wieder an Fußball. Nach einem Krach mit Trainer Joaquin Rife wollte er unbedingt von Barcelona weg. Nicht einmal Fani konnte ihn die Rückkehr nach Wien ausreden. Für die Rapid-Chefetage war er zu teuer, da griff die Vienna zu. Unvergesslich, wie Präsident Heinz Werner Krause beim ersten Heimspiel auf der Hohen Warte, das ausverkauft war, bei der Präsentation ins Mikrofon brüllte: „Zurückgekehrt, für immer!“ Zuvor hatte Krankl beim Debüt in Blau-Gelb das Siegestor gegen Rapid im Hanappi-Stadion erzielt. Beim 4:0 in Döbling kletterte er nach seinen Toren auf den Zaun. Trotz 13 Krankl-Toren stieg Vienna ab, damit war das Kapitel vorbei, begann ein neues in Barcelona. Nicht lange, denn bald stellten ihn die Katalanen wegen des „blonden Engels“ aus Deutschland, Bernd Schuster, ins Abseits. Damals durften nur zwei Legionäre eingesetzt werden.

Trotz eines Angebots von Milan hieß sein Ziel wieder Wien. Heute sieht er darin einen Fehler, den er bereut. Diesmal blieb Rapid nichts anders übrig, als zuzugreifen. Womit eine der erfolgreichsten Zeiten der Klubgeschichte begann. Zwei Meistertitel, drei Cupsiege, einmal Finale im Europacup der Cupsieger. Die sportliche „Tragödie“ für Hauptdarsteller Krankl: Bei den entscheidenden Spielen zu den Meistertiteln fehlte. 1982, beim 5:0 gegen FC Tirol in Hütteldorf, war er gesperrt. Sein Spruch danach beim ORF-Interview ist wie so vieles legendär: „Der Teller ist in Hütteldorf und dort bleibt er auch!“ Ein Jahr später musste er nach einem Seitenbandriss mit Gips am linken Fuß beim 5:0 in Eisenstadt zuschauen. Hielt mit seiner Autorität die Fans davon ab, frühzeitig den Rasen zu stürmen. Verhinderte damit den Abbruch, der Austria zum Meister gemacht hätte. In dieser Zeit begann er als Sänger auf sich aufmerksam zu machen. Mit „I bin ja so allan, kana mag mi“, der wienerischen Version des „Lonely Boy“ von Paul Anka. Die „Rostigen Flügel“ im Duett mit Lukas Resetarits sind bis heute Kult.

Im Winter 1986 kam es nach 317 Toren in Meisterschaft, Cup und Europacup zum Bruch. Rapid sollte ins Trainingslager nach Tadschikistan. Aber nur Kapitän Krankl traute sich mit aller Konsequenz gegenüber den Bossen zu vertreten, dass niemand dorthin wollte. So wie damals sieht er sich noch immer: „Ein sozialer Egoist, nie falsch, immer gerade und authentisch!“ Auf Rapid folgten zwei Jahre beim Wiener Sportclub, ein kurzes Kapitel bei Krems, ehe er noch zum Helden von Austria Salzburg avancierte, damals in der zweiten Liga. Der Aufstieg ins mittlere Play-off hing im November 1988 am seidenen Faden, Salzburg brauchte in den letzten zwei Spielen des Grunddurchgangs zwei Siege. Am Abend vor dem Heimspiel gegen Kufstein kam ein Anruf von Salzburg-Präsident Rudi Quehenberger, ob er bereit wäre, zu helfen. Krankl bat um Bedenkzeit, sagte am nächsten Morgen zu. Holte seine Fußballschuhe von Rapid, wo er mittrainierte, um sich fit zu halten, fuhr mit dem Auto nach Salzburg. Erzielte am Abend in der ersten Minute mit einem spektakulären Volley das goldene Tor zum 1:0 gegen Kufstein. Traf auch drei Tage später beim 2:1 gegen Spittal, stieg im Frühjahr mit Salzburg auf. Das Ende der Spielerkarriere mit 36.

Drei Jahre später kehre er als Trainer zu Rapid zurück. Es gab zwar denkwürdige Europacupabende gegen Aberdeen, Brügge und Inter Mailand, aber mehr Enttäuschungen. Die größte im verlorenen Cupfinale gegen Zweitligist Stockerau. Die drei Saisonen möchte er nicht missen, auch wenn sie ihn im Rückblick weh tun. Aber noch mehr schmerzen die Intrigen, als er vor zehn Jahren auf einer Liste zur Wahl des neuen Präsidiums als Vizepräsident stand, die vom Wahlkomitee nicht akzeptiert wurde. Dass auch manche Fans gegen ihn Stimmung machten, hätte er nie erwartet. Das kannte er ja auch ganz anders. Als er einmal als Salzburg-Trainer beim Cupspiel gegen Rapid in Hütteldorf von der Bank auf die Tribüne geschickt wurde, feierten ihn die Westtribüne mit „Hansi“-Sprechchören. 1999 wählten ihn die Fans zum 100. Geburtstag zum Jahrhundertrapidler.

Freitag wird Rapid mit ihm seinen 70. Geburtstag feiern. Der VIP-Club des Allianz-Stadions ist beim Krankl-Abend ausverkauft. Dienstag zeigt Sky Austria vor der Champions League die Dokumentation „Ich bin Hans Krankl“ über seinen Experten. Unter anderem an jenem Ort, an dem er begann, Fußball zu spielen, im Loquai-Park in Mariahilf. Zu sehen sind Aufnahmen von einem Konzert mit Monti Beton im Wiener Metropol und aus Jesolo, der zweiten Krankl-Heimat. Donnerstag wird auch der ORF Krankls Leben würdigen.

 

 

Foto: Sky Austria.

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