Bedeutet die verbale Attacke von Marko Arnautovic nach seinem Tor zum 3:1 in Richtung von Nordmazedoniens Verteidiger Ezgijan Alioski den Schlusspfiff für ihn bei der Europameisterschaft? Man muss es befürchten. Zwar kam Arnautovic laut nordmazedonischen Medien nach dem Match in die Kabine der Verlierer, um sich bei Alioski zu entschuldigen, was der auch als fair empfand. Die Entschuldigung soll Arhautovic in deutscher Sprache ausgesprochen haben, am Rasen drücke er sich auf serbisch offenbar wenig vornehm aus. Alioski akzeptierte die Entschuldigung, bezeichnete sie als „fair“, der nordmazedonische Verband hingegen nicht. Er wandte sich an die UEFA mit der Forderung nach einer strengen Bestrafung. Die setzte Dienstag Mittag einen Ethik-und Diszlinarkommissar ein. Der kommt aus der Schweiz: „Er wird den Sachverhalt wie ein Staatsanwalt bearbeiten“, kündige der österreichische Vorsitzende der UEFA-Disziplinarkommission, Thomas Partl an. Klar ist, dass der Kärntner in den „Fall Arnautovic“ nicht verwickelt sein wird. Aber er kann abschätzen, wie es läuft. Partl ist bei seiner sechsten Europameisterschaft vorerst zwei Wichen in Rom stationiert, übersiedelt dann nach London.
Es gibt eine Sachverhaltsdarstellung des nordmazedonischen Verbands über rassistische Beleidigungen aus dem Mund von Arnautovic, über die der Kommissar ermittelt. Dazu gehört, auch Österreichs Verband zu einer Stellungnahme aufzufordern. Da Österreichs nächstes Spiel bereits Donnerstag in Amsterdam gegen Holland über die Bühne geht wird alles vermutlich sehr schnell ablaufen müssen ehe der Bericht des Kommissars der Disziplinarkommission vorgelegt wird. Die dann entscheiden muss, ob ein Verfahren gegen Arnautovic eröffnet wird oder nicht. Falls dies bis Donnerstag nicht geschehen ist, könnte es auch eine vorläufige Verfügung geben. Wie gesagt, es sieht nicht gut für Arnautovic aus. Alleine seine Entschuldigung beweist ja, dass etwas vorgefallen sein muss. Die könnte zwar als mildernd bei der Strafbemessung wirken, aber auch nicht mehr.
Wenn es ein Vergehen gab, woran es keine großen Zweifel mehr gibt, dann wird das von der UEFA sanktioniert. Bei Rassismus-Vorwürfen reagierte die Diszinplinarkomission meist mit drakonischen Strafen. Wie vor zwei Monaten: Glen Kamara, Finnlands Teamspieler in Diensten der Glasgow Rangers warf nach dem Europa League-Spiel gegen Slavia Prag dem tschechischen Verteidiger Ondrej Kudela vor, ihn rassistisch beleidigt zu haben. Die UEFA ermittelte, sperrte schließlich Kudela für nicht weniger als zehn internationale Spiele. Kudela fehlt deshalb bei der Europameisterschaft.
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