Fußball

Fällt Koller noch etwas Neues ein? Es gibt keinen Khedira

Der Schweizer „Blick“ fragte am Montag, ob Marcel Koller die futsche WM-Qualifikation überlebt, sieht dafür nur geringe Chancen. In Deutschland meldete „Bild“ , dass Koller bei den „Ösis“ vor dem Aus steht. Koller wird derzeit etwas neidisch in sein Heimatland blicken. Vor zwei Jahren war das noch   anders. Aber derzeit sind die Schweizer mit acht Siegen in acht Spielen voll auf WM-Kurs, führen sogar drei Punkte vor Europameister Portugal. Da bahnt sich im Oktober ein großes Finale um Platz eins in Lissabon an.  Der Vertrag mit Teamchef Vladimir Petkovic wurde bereits bis 2020 verlängert. Wenn man auf die Aufstellung beim 3:0 am Sonntag in Lettland gegen Riga blickt, steht ausser Diskussion: Irgendetwas müssen die Eidgenossen viel besser machen, denn personell ist die Startelf mit elf Legionären (drei aus Italien, je zwei aus Deutschland und  England, je einem aus Spanien, der Türkei, Kanada und Portugal), trotz eines Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri nicht entscheidend besser als die von Österreich in Cardiff beim 0:1. Vielleicht kann sich Teamkapitän Julian Baumgartlinger nach der Rückkehr zu Bayer  Leverkusen bei Mitspieler Admir Mehmedi über das „Geheimnis“ der Schweizer schlau machen.

Für Baumgartlinger und die Mitspieler geht es Dienstag im Happel-Stadion gegen Georgien mit  Rapid-Stürmer Giorgi Kvilitaia nur um eine kleine Wiedergutmachung. Ob die gelingt? Georgiens 1:1 gegen Irland ist eine Warnung. Frankreich zeigte  Sonntag Abend in Paris, dass man sich auch mit Topstars von Manchester United (Paul Pogba), Paris St. Germain (Kylian Mbappe) und Atletico Madrid (Antoine Griezmann), die in der Transferzeit hunderte Millionen Euro bewegen, gegen Luxemburg unsterblich blamieren kann, wenn gegen einen 37jährigen Keeper namens Jonathan Joubert kein Tor gelingt. Frankreich wird trotzdem zur WM fahren. Aber ein 0:0 gegen Georgien würde in Österreich den Ärger über das Nationalteam und Koller noch entscheidend vergrößern. Der dritte Sieg in der WM-Qualifikation würde keine realistische  Chance auf das WM-Ticket zurückbringen. Anders als bei Holland das 3:1 gegen Bulgarien in Amsterdam. Danach gab´s aber anderen Ärger bei Oranje. Verursacht durch einen großen Namen, Ruud Gullit, den Assistenten von Teamchef Dick Advocaat. Gullit stellte ein Video mit dem Jubel in der Kabine ins Netz. Advocaat war empört.

Österreichs Situation könnte sich mit Dienstag mit drei Punkten nur verbessern, wenn Wales in Moldawien verliert, Tabellenführer Serbien in Dublin Irland schlägt. Dann wären die Überlegungen, dass sich Koller mit dem  52. Spiel in seiner Teamchefära verabschiedet, es im Oktober gegen Serbien und Moldawien eine Interimslösung gibt, hinfällig. Wenn den Spielern wirklich so viel dran liegt, dass Koller Teamchef bleibt wie sie es durch Stefan Ilsanker Montag auf der Pressekonferenz fast schon „verdächtig“ als Labsaal für eine geplagte Teamchefseele artikulierten, dann sind sie gegen Georgien schwer in der Pflicht, dies eindrucksvoll zu zeigen. Vorerst bleibt aber im Hinterkopf, dass nach dem 0:1 in Wales Spieler aus der Defensivabteilung meinten, wenn man vorne seine Chancen nicht verwerte, dann könne man nicht gewinnen. Chancenvernebler wie Marko Arnautovic kritisierten, dass man dann wenigstens so kompakt stehen müsste, um kein Tor zu kassieren. Das sind gegenseitige Vorwürfe statt an einem Strang zu ziehen, das mit der geschafften EM-Qualifikation  der Vergangenheit angehörte. Jetzt gibt´s wieder Egotripps, um seinen Marktwert zu erhöhen. Koller  konnte das nicht verhindern.

Abwarten, ob dem Teamchef noch etwas Neues einfällt. Zwei Umstellungen sind durch die Verletzungen von Sebastian Prödl und Marcel Sabitzer gegeben, andere schloss er nicht aus. Koller müßte eine offensivere Mannschaft in einem Heimspiel gegen Georgien bringen. Würde in etwa bedeuten: Ilsanker zurück aus dem zentralen Mittelfeld ins Abwehrzentrum, wie auch mitunter bei RB Leipzig. Damit Alaba nicht mehr in der Rolle von Zlatko Junuzovic, sondern wie meist  mit Baumgartlinger vor der Abwehr. Offensivkandidaren wären Florian Kainz oder Michael Gregoritsch, falls Koller sehen will, ob der auch im Nationalteam ähnlich reüssieren kann wie zuvor in der U 21. Oder er bringt zur Überraschung Louis Schaub oder wieder Marc Janko. Als lebende Erinnerung an erfolgreichere Zeiten.

Neue Ideen sind wieder gefragt. Die es gab, um mit Hilfe von Billigkarten eine Minuskulisse zu verhindern, zogen offenbar nicht. Unter Österreichs Spielern gab es leider keinen wie den deutschen Weltmeister Sami Khedira. Der kaufte für Deutschlands Montagspiel gegen Norwegen in seiner Heimatstadt Stuttgart, in dem Stadion, in dem er groß wurde, auf eigene Kosten 1200 Karten in der Untertürkheimer Kurve und verteilte sie an Kinder,  die in irgendeiner Form benachteiligt sind.  15 verschiedene Einrichtungen profitierten davon. Bei Österreich spielen Dienstag auch genug Wiener, die sich unter der Devise Wiedergutmachung oder  Entschuldigung bei den treuen Fans, von ihren Millionenverdiensten locker 1200 Karten leisten könnten. Nur auf eine Idee wie Khedira kamen sie nicht. Offenbar gibt´s für sie keine emotionalen Gründe wie für den Juventus-Star.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER / Instagram.

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