Frankreich, England, die Schweiz, Portugal und überraschend Schottland feierten in den ersten drei Spielen der EM-Qualifikation drei Siege. Dann kommt schon Österreich mit zwei Siegen und einem Unentschieden. Das für Aufbruchstimmung sorgte. Auch wegen der Leidenschaft, mit der in Brüssel das 1:1 erkämpfte. Jedenfalls ist die Stimmung um Welten positiver als in Deutschland, dem Veranstalter der Endrunde im nächsten Jahr. Nach drei Vorbereitungsspielen mit zwei Niederlagen (2:3 gegen Belgien und Freitag 0:1 in Warschau gegen Polen) und dem 3:3 gegen Ukraine, das sich wie eine Niederlage anfühlte, fragte „Bild“ Sportdirektor Rudi Völler, wie oft Teamchef Hansi Flick noch verlieren darf. Das Dienstag-Spiel gegen Kolumbien in der Schalke-Arena wird nicht ausverkauft sein.
Österreichs Heimspiel gegen Schweden höchstwahrscheinlich schon. Die Unterstützung von den Rängen wird die Mannschaft bekommen. Sie wird auch notwendig sein. Die Frage, die sich am Ende einer langen Saison Teamchef Ralf Rangnick für Dienstag stellen muss und wird: Wer ist für zwei Spiele in vier Tagen fit genug? Alternativen zur Startelf am Samstag gibt es. Etwa Kevin Danso, der in Brüssel schon überraschend zum Kader gehörte, vielleicht Konrad Laimer, wenn das Sprunggelenk nicht zu sehr schmerzt, dazu Marcel Sabitzer, der in den ersten 35 Minuten, in denen er seit der Meniskusoperation spielte, einen starken Eindruck hinterließ. Mit ihm hatte Österreich nach Belgiens Ausgleich seine besten Minuten in der Offensive. Oder Florian Kainz. Die Position an der Außenbahn kann er sicher besser als Christoph Baumgartner.
Aber wer sind die Wackelkandidaten? Philipp Lienhart für Danso zu „opfern“, könnte passieren, auch wenn es ungerecht wäre. Die Leistung des Freiburg-Legionärs im Abwehrzentrum war in Wahrheit nicht entscheidend schwächer als die von David Alaba. Im zentralen Mittelfeld, wo Laimers Stärken liegen, könnte man sich überlegen, ob Xaver Schlager nach drei Monaten Pause in vier Tagen zwei Spiele mit so hoher Intensität bestreiten kann wie in Brüssel. Bei seiner Willenskraft ist ihm das aber durchaus zuzutrauen. Laimer auf Baumgartners Position an der rechten Außenbahn einzusetzen, praktisch mit drei zentralen Mittelfeldspielern zu agieren, wäre nicht der Weisheit letzter Schluss.
Der größte Wackelkandidat müsste nach der Leistung von Brüssel Marko Arnautovic (Bild) sein. Obwohl bei ihm das Argument von der langen Saison nicht ganz stimmt, da er bei 17 Bologna-Spielen in der Serie A pausierte, war bei ihm der Akku früher leer als bei allen anderen. Schon einzige Zeit vor seinem Austausch nach einer Stunde. Die Schweden sind für ihre körperbetonte Spielweise bekannt, laut Wetterprognosen könnten die Temperatur am Dienstagabend noch höher sein als Samstag in Brüssel (25 Grad). Da braucht es fitte Spieler. Sabitzer für Arnautovic zu bringen, würde einen Systemwechsel von 4-4-2 auf 4-2-3-1 bedeuten. Wer käme sonst als zweite Spitze neben Michael Gregoritsch infrage? Der im Finish eingesetzte Karim Onisiwo, Junior Adamu oder Manprit Sarkaria. Ob Rangnick in einem so wichtigen Spiel einen Neuling bringen wird?
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.