Fußball

Fußballer gegen Gewerkschaft: Es geht um den Kollektivvertrag

Die Daseinsgewerkschaft Younion lud Montagabend in den ÖGB-Catamaran, um sich dort als Gewerkschaft der Fußballer zu positionieren. Die sie seit Herbst eigentlich nicht mehr ist: Weil sich die Vereinigung der Fußballer VdF, die jahrelang erfolgreich die Interessen der Spieler vertrat, beispielsweise den Kollektivertrag mit der Liga aushandelte, aus der Gewerkschaft zurückzog. Ihre Führungsgarnitur mit Gernot Baumgartner, Oliver Prudlo, Gregor Pötscher, Thomas Hinum und Gernot Zirngast  (Bild) fühlten sich dort mehrere Aktion von Younion-Chef Christian Meidlinger und  Sekretär Thomas Kattnig brüskiert, wollten sich nicht zu Marionetten degradieren lassen. Younion präsentierte mit Teamspielerin Maria Plattner und dem 42jährigen Thomas Pichlmann, der zweimal Österreichs Teamdress trug, neue Gesichter an der Spitze. Verpflichtete überdies den ehemaligen Ligavorstand Georg Pangl. Er sollte mithelfen, die VdF in den Hintergrund zu drängen. Indem etwa das traditionelle Trainingslager für vertragslose Spieler im Sommer künftig eine Younion-Veranstaltung werden sollte. Pangls Versuche, sich als Mediator in Stellung zu bringen, stießen bei den Fußballern auf wenig Gegenliebe. Die Spielervertreter im VdF-Vorstand sind unter anderem LASK-Kapitän Alexander Schlager, der frühere Sturm-Kapitän Jörg Siebenhandl, Manfred Fischer von der Austria oder Michael Liendl vom GAK.

Die VDF hat gegenüber der „neuen“ Fußballergewerkschaft einen großen Vorteil: Mehr Mitglieder. Nämlich schon um die 1000, die sich lieber von Baumgartner & Co vertreten lassen als von Pichlmann, der vor dieser Funktion als Berater und Scout für die Agentur Connexion tätig war. 70 Prozent der Spieler aus Bundesliga und zweiter Liga sind bei der VdF, dazu viele Legionäre, rund 15 aus dem Kader der Nationalmannschaft, angeführt von Kapitän David Alaba. Auch profilierte Trainer wie Adi Hütter, Oliver Glasner oder Christian Ilzer sind bei der VdF. Sicher nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil sie in den letzten Jahren mit den Aktionen der VDF einverstanden waren, sich damit identifizieren konnte n.

Wenige Stunden vor dem Younion-Abend wurde sicher nicht zufällig via Austria Presse Agentur bekannt, dass die VdF letzten Donnerstag beim Bundeseinigungsamt, das zum Wirtschaftsministerium gehörte, den Antrag auf Kollektivvertragsfähigkeit stellte, der 20 Seiten umfasste. Diese Fähigkeit hatte bisher nur die Gewerkschaft. Juristisch „betreuen“ Sportanwältin Christina Toth und Robert Gerlach, ein Spezialist für Arbeitsrecht, die Offensive der Fußballer. Toth und Gerlach sehen alle Voraussetzungen für die Kollektivvertragsfähigkeit erfüllt, die Gewerkschaft sieht das wenig überraschend komplett anders. Sie ist eine Partei im Bundeseinigungsamt, wird dagegen stimmen.  Wann die Entscheidung über den Antrag der Fußballer fallen wird? Sicher erst in Monaten. Fragt sich, in wie vielen. Sollten die Fußballer rechts bekommen, wärensie Vorreiter für andere Interessensgruppen.

 

 

Foto: VdF.

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