Fußball

Großartig? Besser die Kirche im Dorf lassen

Die Erleichterung über den geglückten Start ins Länderspieljahr 2018 war Freitag Abend in Klagenfurt fast greifbar. Aber war das 3:0 (2:0) gegen Slowenien wirklich so großartig, wie der begeisterte ORF-Kommentator Oliver Polzer mit der Fortdauer des Spiels immer öfters betonte? Herbert Prohaska behauptete  bei der Nachbetrachtung  sogar, wer nach diesem Match noch ein Haar in der Suppe finde, der sei der Nationalmannschaft sicher nicht gut gesinnt. Aber zwischen dem und hochjubeln gibt´s noch etwas dazwischen. Man kann auch darüber diskutieren, ob im letzten Oktober in der WM-Qualifikation die Leistung beim 3:2 gegen Gruppensieger Serbien im Happel-Stadion nicht besser war als die von Klagenfurt, ohne dem Team schlecht gesinnt zu sein. Denn zwischen Serbien und Slowenien gibt´s niveaumäßig doch Unterschiede. Und wer Freitag Abend auch das 1:1 zwischen Deutschland und Spanien sah, wird auch da noch eine andere Qualität bemerkt haben.

Um eines außer Diskussion zu stellen: Das 3:0 war durchaus positiv. Aber auch Teamchef Franco Foda bemerkte, dass es noch Luft nach oben gibt. Es ist positiv, dass es den Spielern Freude macht, festzustellen, dass sich die konsequente Arbeit an taktischen Details auszahlt, es punkto Flexibilität Fortschritte gibt. Wie es der vorbildliche Kapitän Julian Baumgartlinger  ausdrückte. Das Fazit von Klagenfurt kann nur heißen. Die Richtung stimmt, der eingeschlagene Weg ist der richtige. Aber damit sollte man die Kirche im Dorf lassen. Von großartig besser erst nach den Spielen gegen Russland, Weltmeister Deutschland und Brasilien im Juni reden. Das sind die wahren Gradmesser.

Foda zeigte mit seiner Startaufstellung auch, dass es bei den Legionären nicht das vorrangige Kriterium ist, ob einer bei seinem Verein ständig spielt. Das zeigte sich am Beispiel von Stefan Ilsanker und Alessandro Schöpf.  Der Ex-Salzburger spielte in den zehn Runden der Rückrunde bei RB Leipzig unter Ralph Hasenhüttl nur dreimal über die volle Distanz, kam fünfmal praktisch gar nicht zum Zug. Schöpf kam bei Schalkes umstellungsfreudigen Trainer Domenico Tedesco auch nur dreimal 90 Minuten zum Einsatz. Aber Foda sah mit ihnen mehr Flexibilität als mit anderen Varianten. Ilsanker hätte er auch problemlos ins Mittelfeld vorziehen können, darum spielte der Ex-Salzburger in der Dreierkette und nicht Aleksandar Dragovic, der praktisch bis Donnerstag mit Sebastian Prödl und Martin Hinteregger trainiert hatte,

Da Foda Umstellugen für das Luxemburg-Spiel am Dienstag ankündigte, da er genug Qualitöt sieht, es sich alle Spieler seiner Ansicht nach auf Grund der Leistungen im Training sowie der Beobachtungen verdienen, von Beginn an eingesetzt zu werden, könnte Dragovic wieder zum Zug kommen. Sicher ist das bei Stoke-Legionar Moritz Bauer und Salzburgs Dauerbrenner Andreas Ulmer auf den Außenpositionen in der Defensive. Denn Foda entschied, dass Stefan Lainer, David Alaba und Max Wöber Sonntag  nicht mit von Klagenfurt nach Luxemburg fliegen. Lainer und  Alaba, der bereits Samstag abreiste, gönnt der Teamchef eine Pause, weil sie in den nächsten Wochen auf drei Hochzeiten in Meisterschaft, Cup, Champions oder Europa League tanzen. So wie es Deutschlands Weltmeisterteamchef Jogi Löw nach dem 1: 1 am Freitag gegen Spanien mit Bayern-Kapitän Thomas Müller und Arsenals Mesut Özil für das Dienstag-Spiel gegen Brasilien tat.

Foda stellt Wöber Werner Gregoritsch zur Verfügung, damit die vom 0:5-Debakel gegen Dänemark angeknackste U21 Dienstag in der Südstadt gegen Mazedonien wieder in die Spur findet, um mit einem Sieg die Chancen auf das EM-Ticket zu wahren. Zwei der drei anderen Nachwuchsteam zeigten auf die Niederlagen von Dienstag und Mittwoch positive Reaktionen: Die U 18 schlug im zweiten Test die Ukraine 3:0, die U 19 von Martin Scherb gewann bei der Eliterunde im dänischen Silkeborg gegen Bosnien 3:0 (1:0), hat noch eine Mini-Chance zum Aufstieg in die Finalrunde, wenn Dienstag ein Sieg gegen Dänemark gelingt.  Für die Tore sorgten Nicolas Meister von Liefering sowie die Legionäre Anthony Schmid (Freiburg) und Christoph Baumgartner (Hoffenheim). Das Ziel verpasst hat praktisch endgültig  die U 17 mit der zweiten Niederlage, dem 1:3 (0:0) gegen Bosnien in Bad Waltersdorf.  „Wunderkind“ Thierno Ballo sah in letzter Minute die rote Karte.

Meist gelesen

Nach oben