Die spannendste Frage in den Retourspielen des Viertelfinales in der Europa League wird Dienstag Abend im Etihad-Stadium von Manchester entschieden: Schafft es Pep Guardiola im Duell der Startrainer gegen Jürgen Klopp noch mit Fast-Meister Manchester City gegen FC Liverpool das 0:3 von der Anfield Road in den Aufstieg zu verwandeln? Guardiola dramatisierte das verpasste Meisterstück am Samstag, die 2:3-Heimniederlage im Derby gegen Manchester United nicht: „Wir sind auf die Champions League fokussiert.“ Immerhin fanden Statistiker heraus, dass eine von Guardiola trainierte Mannschaft noch nie in zwei aufeinanderfolgenden Spielen jeweils drei Treffer kassierte.
Auch Liverpool hatte Samstag ein Derby. Klopp schonte wie Guardiola wichtige Spieler, etwa den angeschlagenen Ägypter Mohamed Salah, den Brasilianer Roberto Firmino. Für ihn wäre der Aufstieg gegen Manchester City die Krönung. Den Mythos Liverpool hat er seit Beginn seiner Tätigkeit bei den „Reds“ im Oktober 2015 auf jeden Fall wieder belebt, obwohl er 2016 die Endspiele in der Europa League und im Ligapokal verlor, in Liverpool Trainer vor allem an Titel gemessen werden, der Rückstand in der Premier League auf Platz drei zu den „Citizens“ auf Platz eins 17 Punkte beträgt. Aber es gibt einen Zehnpunkte-Polster auf einen Nicht-Champions League-Platz. Beim FC Liverpool glauben alle, dass die derzeitige Mannschaft besser ist als die vor 13 Jahren beim letzten Triumph in der Champions League. Speziell seit dem Winterkauf von Innenverteidiger Virgil van Dijk. Der Holländer ist mit 78 Millionen Euro Ablöse der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte.
Das Vollgas-Pressing, mit dem Klopp in Dortmund berühmt wurde, erlebt an der Anfield Road die Neuauflage. Wie mit den drei Toren in 19 Minuten zum 3:0 gegen Manchester City am letzten Mittwoch. Klopps Vertrag wurde bereits vorzeitig bis 2022 verlängert, mit acht Millionen Euro Gehalt pro Saison zählt er zu den internationalen Top-Verdienern der Trainergilde. Unvorstellbar, dass man ihn vorzeitig aussteigen ließe, wenn etwa Bayern München nach „Kloppo“, den Freund von Salzburg-Trainer Rose aus gemeinsamen Mainzer-Zeiten, rufen sollte. Denn Klopp hat keine Angst, seine Emotionen zu zeigen, trägt sein Herz auf der Zuge. Das mögen die Leute in Liverpool.
Der Ex-Salzburg-Legionär Sadio Mane reifte unter ihm zum Weltklassestürmer: „Jeder Spieler von uns liebt Klopp,weil er immer positiv ist, uns so viel von seiner Power gibt“ behauptet Mane. Und verriet: In der Kabine des FC Liverpool sprechen sie viel Deutsch. Mit Torhüter Loris Karius, den derzeit Verletzten Joel Matip und Emre Can, dem Brasilianer Firmino gibt es vier Spieler mit Bundesliga-Vergangenheit. Zwei Assistenten von Klopp und die Ernährungsberaterin kommen aus Deutschland. Also ist Liverpool ein bisschen auch zum deutschen Klub geworden. Mane: „Wir haben die Qualität, jede Mannschaft der Welt besiegen zu können.“
Das 3:0 vom Hinspiel hat´s gezeigt. Daher wird das englische Duell spannender als Roma-Barcelona nach dem 1:4 vom ersten Spiel, als Reals Pflichtübung gegen Juventus nach dem 3:0 von Turin am Mittwoch und Bayerns zweiter Akt gegen FC Sevilla nach dem 2:1 im Piz Juan-Stadion. Auch wenn Guardiola es nicht schafft, Klopp auszuschalten, liegt das Angebot zur Vertragsverlängerung bereits auf seinem Tisch. Ein sehr lukratives, das ihm 23 Millionen sichern würde. Dann wäre er der bestbezahlte Trainer der Welt.