Ralf Rangnick gehört Mittwochabend im Bernabeu-Stadion zum Team von Canal +, der als einziger Sender live das Gastspiel des FC Salzburg bei Titelverteidiger Real Madrid überträgt. Am meisten wird sich Österreichs Teamchef aber für seinen Kapitän David Alaba interessieren. Der wird zwar drei Tage nach dem ersehnten Comeback erneut zum Einsatz kommen, aber wahrscheinlich wird ihn Trainer Carlo Ancelotti bei aller Freunde über die Rückkehr seiner Nummer vier wieder erst nach der Pause bringen, wenn das Match für Real läuft. Woran gegen Salzburg eigentlich nicht zu zweifeln ist. „Ich brauche noch Zeit, um der Mannschaft zu helfen“, sagte Alaba über sein derzeitiges Niveau. Das wird auch Rangnick von ihm hören. Aber es sind ja noch zwei Monate bis zu den Play offs in der Nations League gegen Serbien.
Teamtormann Alexander Schlager wird Rangnick nicht beobachten können, daher auch keinen Teamkandidaten. Da Schlager im portugiesischen Trainingslager einige Tage mit Grippe im Bett lag, beginnt gegen Real der Deutsche Janus Blaswich. Eine Woche später bekommt Schlager im letzten Spiel gegen Atletico Madrid seine Chance. Danach wird Trainer Thomas Letsch entscheiden, wer als Nummer eins in die Saison geht. 4500 Fans, so viele wie noch nie in einem Auswärtsspiel, werden Salzburg im Bernabeu-Stadion unterstützen. Der Großteil wird die Reise wahrscheinlich schon knapp nach der Auslosung gebucht haben oder wollen einmal im „Real-Tempel“ sein. Salzburgs Leistungen im Herbst können nicht der Anreiz dafür gewesen sein, in Madrid auf der Tribüne zu sitzen.
Irgendwie geht die Angst um, dass Salzburg ähnliches passieren können wie dem FC Tirol unter Ernst Happel vor 35 Jahren im Achtelfinale des Europacups der Meister. Happel wollte Real mit Offensive überraschen, am Ende stand am 24. Okober 1990 mit 1:9 (1:5) die höchste Europacupniederlage in der Klubgeschichte. Nach 14 Minuten stand es 0:3, zwei Minuten später traf Peter Pacult zum Ehrentor. Hugo Sanchez traf viermal für Real Madrid, Emilio Butragueno dreimal. Ihre „Erben“, Kylian Mbappe, Vinicius junior und Jude Bellingham haben sicher die Klasse, um für eine Torflut zu sorgen. Salzburgs Innenverteidiger. Egal ob Kamil Piatkowski, Samson Baidoo oder Hendry Blank, sicher nicht die Qualitäten, um diese Weltklassespieler entscheidend zu stoppen. Salzburg kann eigentlich nur positiv überraschen. Nicht nachvollziehbar, dass Sportchef Rouven Schröder bisher für Meisterschaft und Cup keinen erfahrenen Innenverteidiger holte, sondern außer Stürmer Karim Onisiwo, der in Madrid nicht einsatzberechtigt ist, zwei 18 jährige aus Burkina Faso. Abwehrspieler Lassima Traore und Stürmer Sidiki Camara sind zunächst einmal für die Filiale Liefering vorgesehen.
Titelverteidiger Real steht nach jeweils drei Siegen (3:1 gegen Stuttgart, 5:2 gegen Dortmund, 3:2 bei Bergamo) und Niederlagen (0:1 in Lille, daheim 1:3 gegen Milan, 0:2 in Liverpool) nur auf Platz 20, daher unter Zugzwang. Selbst Siege über Salzburg und in Brest werden voraussichtlich nicht für die direkte Achtelfinal-Qualifikation reichen. Ancelotti ist bereits auf die Play offs eingestellt.
Foto: Real Madrid.