Ein Sieg gegen den ERzrivalen KAC wäre ein perfektes Abschiedsgeschenk zur Ehrung von Hans Schmid, des jahrzehntelangen Präsidenten und Finanziers der Vienna Capitals gewesen. Der Rahmen mit 5950 Zuschauern war würdig, die Choreografie der „Icefire“-Fans mit dem Transparent „Danke Präsident“ beeindruckend. Doch rasch folgte die erste Panne des Abends: Die Tonanlage funktionierte bei den Dankesreden vor Anpfiff nicht. Auf den vollen Tribünen waren die Worte von Schmid nicht zu hören, ebenso die seines Nachfolgers Martin Reiss. Nur die von Vizepräsident Philipp Felsinger. Das zweite Problem folgte rasch: Schon nach 52 Sekunden des Spiels riefen die Referees nach den Eismeistern: Die mussten in Aktion treten, weil bei der „Verankerung“ der Tore etwas nicht passte. Danach lief es sicher nach Wunsch von Schmid und der Fans: Die Capitals führten nach dem ersten Drittel 2:0, die Führung erzielte mit Jeremy Gregoire ausgerechnet der Stürmer, der beim ersten Saisonduell zwischen Wien und Klagenfurt drei Wochen zuvor eine Gehirnerschütterung erlitt und seither pausieren musste.
Doch mit Beginn des zweiten Drittels ging das Capitals-Wunschkonzert zu Ende. Der KAC glich aus, noch dazu in numerischer Unterlegenheit. Im Schlussdrittel folgte der große Frust. In nur 13 Sekunden fielen das 2:3 und 2:4, beim dritten KAC-Tor sah es verdächtig nach einem Foul am schwedischen Capitals-Goalie Anders Linbäck aus. Von der Medientribüne forderten Sportchef Christian Dolezal und Tormanntrainer Bernhard Starkbaum, via Headset mit der Bank verbunden, die Challenge zu nehmen, das Tor überpüfen zu lassen. Doch Head Coach Gerry Fleming (Bild) reagierte nicht. Die Strafe folgte auf den Fuß, das 2:4. Endstand 3:5 (2:0, 0:2, 1:3), weiter nur ein Sieg in bisher sieben Heimspielen. Das 2:1 gegen Asiago gelang mit Glück.
Es scheint, als wären die Capitals derzeit schwächer als beim Saisonstart. Vor der Lönderspielpause gibt es Sonntag noch ein Heimspiel gegen die Linzer Black Wings, schon nach 15 von insgesamt 52 Partien des Grunddurchgangs macht sich Nervosität breit. Bei der Ehrung von Schmid wurden die Erfolge seiner Ära, zwei Meistertitel und fünf Finaleinnahmen, auf der Vidiwall gezeigt. Fleming wollte mit den Capitals an die erfolgreiche Vergangenheit anschließen. Aber die Entwicklung zeigt nicht in diese Richtung. Es zeichnet sich erneut ein Zittern um die Play-off-Teilnahme aus. Nach dem derzeitigen Stand wird sich die direkte Qualifikation für das Viertelfinale über einen Platz unter den ersten sechs nicht ausgehen, nur über Rang sieben bis zehn und die Pre Play-offs. Mit Brett Kemp wird ein starker Stürmer nach einer Gehirnerschütterung noch einige Zeit fehlen. Dienstag spielten die Capitals mit neun Ausländern, der KAC nur mit fünf, weil der Slowene Jan Mursak und Nick Pastujov fehlen. Zudem musste mit Raphael Herburger ein routinierter Center pausieren. Es reichte, um die Capitals zu besiegen.
Bei denen besteht Handlungsbedarf. Wie es aussieht, wird es zu einem Ausländerwechsel kommen, da es zu viele Mitläufer gibt. Etwa der als Siegertyp angekündigte Jason Willms, auch wenn er gegen den KAC ein Tor erzielte. Ein zusätzlicher Verteidiger wäre auch kein Fehler, auch wenn Fleming nur mit sechs spielen lässt. Das könnte eine teure Sache werden. Es gilt als offenes Geheimnis in der Szene, dass die slowakischen Klubs die Preise „verderben“. Gibt´s auch Diskussionen um Fleming? Bei Kloten, seinem letzten Engagement vor dem in Wien, musste er im November nach nicht einmal der Hälfte der Qualifikation gehen. Unter anderem wurde ihm das schwache Powerplay mit nur zwölf Prozent Erfolgsquote vorgehalten. Die Capitals erzielten aus den letzten 18 Powerplays keinen Treffer. Auch deshalb sind die Capitals nur Neunter. „Der Raum für Fehler ist in dieser Liga nicht vorhanden“, klagte Fleming Dienstag nicht zum ersten Mal. Ob er auch eigene hinterfragt? Auf jeden Fall ist er gefordert, mehr als bisher zu liefern.
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