Fußball

Nicht leicht, aber doch: Rapids Sportchef kann auch richtig böse werden

Die Zwischenlandung bei Rapids Heimflug aus dem spanischen Trainingslager in Zürich nützte Sportchef Fredy Bickel, um sich zwei Tage Heimaturlaub zu gönnen. Heute nachmittag ist er beim letzten Test vor dem Derby gegen den FC Slovacko im Happel-Stadion live vor Ort. Bickel ist ein verbindlicher Typ, der sich geduldig alles anhört, versucht für alles Verständnis zu finden, sich gerne alle Möglichkeiten offen läßt. Es ist nicht leicht, sondern schwer, ihn richtig böse zu machen. Aber es kann doch gelingen. Geschafft haben es die Berater von Eren Keles. Der Fall verfolgte Bickel auch in den zwei freien Tagen in der Schweiz.

Der Offensivspieler kam im Jänner 2017 von der Vienna zu Rapid, war für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Ost gedacht. Im Sommer holte ihn Trainer Goran Djuricin, der bei ihm ein großes Potenzial erkennen wollte, ihn ebenso wie Alex Sobczyk als Sieger der Vorbereitung sah, in den Kader. Sein zweiter Einsatz machte Hoffnungen, dass dies eine gute Massnahme gewesen sein könnte. Als Joker erzielte er beim 4:1 in St. Pölten in letzter Minute das Tor zum  Endstand, war zuvor auch am dritten Tor beteiligt. Daraufhin wurden sofort unseriös Gerüchte lanciert, wonach Türkeis Meister Besiktas Istanbul Interesse an Keles haben soll. Unter Verdacht standen die Keles-Berater. Sobczyk wurde nach nur einem Einsatz Ende August an St. Pölten verliehen. Erste Bedenken, dass sich Djuricin beim 23jährigen Keles doch geirrt haben könnte, enstanden, als er zum Training zu spät kam, als er eigentlich gegen Sturm Graz für die Startaufstellung geplant war. Die Bilanz der Herbstsaison: Acht Einsätze in der Bundesliga über insgesamt 314 Minuten, dreimal in der Startelf.

Als Rapid in die Winterpause ging, stand für Bickel  fest: Keles hat in Grün-Weiß keine Zukunft mehr, wird nicht mehr forciert, bis zum Vertragsende am 30. Juni 2018 nur mehr in der zweiten Mannschaft  eingesetzt, für die er im Herbst bereits siebenmal gespielt hatte.. Der Grund, der den Sprotchef  wütend und böse machte, kommunizierte er zurückhaltend nie nach außen: Die Keles-Berater forderten rückwirkend mehr Gehalt für ihren Schützling. Dafür hatte Bickel nun überhaupt kein Verständnis, was durchaus nachvollziehbar und verständlich ist. Die Berater begaben sich deshalb auf die Suche nach Alternativen. Da zeichnete sich kein Erfolg ab. Also beauftragte Keles andere Berater, nämlich Christian Sand und Josef Michorl, ob sie für ihn bei Wolfsberg etwas schaffen könnten. Dass Sand gut mit Wolfsbergs Trainer Heimo Pfeifenberger zusammenarbeitet, gilt in der Szene als offenes Geheimnis. Als sich eine Chance für Keles in Kärnten abzeichnete, griff wieder „Originalberater“ Emre Öztürk ein, untersagte Keles das Projekt Wolfsberg und bot ihn ablösefrei bei Schlusslicht St. Pölten an. Ohne dass Bickel die kostenlose Freigabe zugesagt hätte.

Der bekam durch St. Pölten ohnehin Arbeit, weil das Schlusslicht trotz Vertrag Sobczyk nicht mehr weiterbeschäftigen wollte. Den brachte der Schweizer als Kooperationsspieler beim Zweiten der Ersten Liga, SC Wr.Neustadt, unter. Bei der kostenlosen Freigabe für Keles ließ Bickel aber nicht mit sich reden, als ihn St. Pöltens Sportchef Markus Schupp deshalb kontaktierte. Er bekam nur die Genehmigung für ein Testspiel gegen den norwegischen Klub Tromsö im türkischen Trainingslager von St. Pölten. Beim 1:0 hinterließ Keles einen guten Eindruck. Am Wochenende folgte die Einigung. Wie man Bickel kennt, blieb er seinen Prinzipien treu. Im konkreten Fall mit einer Klausel, wann eine Ablöse fällig wird. Dass man eine Transferposse wie diese überhaupt beredet, zeigt eines: Die Wintertransferzeit ist arm an wirklichen Höhepunkten. Aber nicht nur in Österreich.

 

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