Fußball

Nostalgie-Trikot, viele Gratulationen, aber 0:2 zum 130. Geburtstag der Fixgröße Vienna

Donnerstag war der 130. Geburtstag des ältesten Fußballklubs Österreichs. Freitag präsentierte die Vienna, die am 22. August 1894 im Döblinger Gasthaus „zur schönen Aussicht“ am Pfarrplatz gegründet wurde, vor ihrem Geburtstagsspiel, dem Wiener Zweitligaderby gegen den Floridsdorfer AC,  ein Nostalgie-Trikot, das an legendäre Zeiten erinnert. Auch an den siebenten und bisher letzten Meistertitel 1955. Der 86 jährige Hans Buzek ist der letzte lebende Spieler aus dieser Mannschaft, damals war er gerade 17. Ein großer Name von damals: Karl Koller. Auch deshalb, weil kein anderer Österreicher bisher 86 Länderspiele absolvierte, ohne in dieser Zeit den Klub zu wechseln. Koller ist ein Unikat.

Zum 130. Geburtstag der Vienna deponierten prominente Namen ihre Gratulationen beim Traditionsklub und Präsident Kurt Svoboda. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler wies darauf hin, dass die Vienna den heimischen Fußball nachhaltig beeinflusste.  ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer lobte Blau-Gelb als Fixgröße in der österreichischen Fußballszene. Ernst Dokupil, der als Trainer Ende der Achtzigerjahre die Vienna zum bisher letzten Mal in den Europacup führte, wünschte den Aufstieg in die Bundesliga und folgend Europapokalspiele im schönsten Stadion Europas. Dem allerdings eine Rasenheizung, eine überdachte Tribüne für Gästefans und ein stärkeres Flutlicht fehlt, um bundesligatauglich zu sein. Im Herbst gibt es neue Gespräche mit der Stadt Wien. Dokupil war es damals auch, der auf der Hohen Warte nach eineinhalb Jahren die Ära von Mario Kempes beendete. Der argentinische WM-Torschützenkönig von 1978 war, begleitet von einem riesigen Medienecho, im Februar 1986 aus Spanien von Hercules Alicante nach Döbling gewechselt. Nach einer Saison war es vorbei, Kempes spielte in Österreich noch fünf Jahre bei VSE St. Pölten und dem Kremser SC weiter. Einer, der mit ihm bei Vienna in einer Mannschaft stand, liefert seit neun Jahren als Sky-Experte markige Sprüche. Alfred Tatar bezeichnet die Vienna als seinen blau-gelben Herzensverein, dem er wünscht, gedeihlich zuwachsen, ohne die eigene Identität zu verlieren.

Sechs Jahre vor Kempes, im Winter 1980, lieferte ein anderer Vienna-Transfer ähnliche Schlagzeilen: Hans Krankl vom großen FC Barcelona direkt als Leihgabe auf die Hohe Warte, weil ihn Rapid mit der Rückkehr hinhielt. Unvergesslich, wie der damalige Präsident Heinz Werner Krause den „Goleador“ im Heimspiel gegen Stur Graz begrüßte, ins Mikrofon brüllte: „Zurückgekehrt, für iiiiiiiiiimmer“. Krankl blieb nur ein halbes Jahr, die Vienna schlug zweimal Rapid, 1:0 in Hütteldorf (Torschütze Krankl) und 4:0 auf der Hohen Warte, stieg aber dennoch ab. Krankl kehrte nach Barcelona zurück. Vier Jahre nach Krankl begann bei der Vienna die Karriere von Michael Konsel, die den Tormann zu Rapid, AS Roma und ins Nationalteam mit der WM-Teilnahme 1988 führte: „Ich habe der Vienna wahnsinnig viel zu verdanken!“

Ähnlich spricht auch Andreas Herzog, der im Frühjahr 1988 von Rapid an Vienna verliehen war, in den ersten drei Spielen drei Tore erzielte und danach sofort das erste seiner insgesamt 100 Länderspiele absolvierte: „Ohne Unterstützung der Vienna und von Dokupil hätte meine Karriere einen ganz anderen Verlauf genommen. In der wahnsinnig schönen Zeit entstanden Freundschaften fürs Leben!“ Mit ihm im Mittelfeld spielte damals Peter Stöger, der 21 Jahre später als Trainer und Sportchef ebenfalls ein Teil der 130 jährigen Vienna-Geschichte wurde: Mit ihm gelang der Aufstieg von der Regionalliga Ost in die zweite Liga.

Was nicht zur Geburtstagsstimmung passte, war das 0:2 (0:0) gegen den FAC, womit die Sieger Vienna überholten und die Nummer drei in Wien sind. Für Blau-Gelb war es die zweite Pleite im zweiten Heimspiel. Passt nicht zu einem Klub mit einem für Zweitligaverhältnisse beachtlichen Budget von 5,5 Millionen Euro. Sensationell hingegen weiter Kapfenberg: 2:0 daheim gegen St. Pölten, vierter Sieg im vierten Spiel.

Foto: First Vienna Football Club.

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