Alles war eigentlich auf Salzburg und den möglichen Aufstieg ins Achtelfinale der Europa League fixiert, aber dann lieferten Donnerstag Abend andere Dinge mehr Gesprächsstoff. Zunächst die verbale Abrechnung des Sky-Experten Andreas Herzog im Hütteldorfer TV-Studio vor der Live-Übertargung aus Rijeka mit ÖFB-Boss Leo Windtner und Bundesligapräsident Hans Rinner über die Teamchefentscheidung gegen ihn („verarschen kann ich mich selbst. Die brauchen mich nie mehr anzurufen“) und dann das Match in der kroatischen Hafenstadt. Wo die Austria im ausverkauften Rujevica-Stadion nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg alle Erwartungen übertraf, besser spielte als es ihr nach dem verpatzten Oktober zugetraut wurde, den November mit einer Gala eröffnete: 4:1 beim kroatischen Meister, der erste Sieg in der Gruppenphase der Europa League, der 360.000 Euro Siegesprämie brachte. Und dazu die Aufstiegschance zurück: Austria überholte Rijeka, liegt nur zwei Punkte hinter den Zweiten AEK Athen. Weil Orange derzeit besser als Violett ist. Was heißen soll: In den orangen Auswärtsdressen zeigen die Austrianer, von Kapitän Raphael Holzhauser (Bild oben) angefangen, die besseren Leistungen als daheim in den Klubfarben Violett. Und man darf fast mit Sicherheit annehmen, dass sich die Austrianer in zwei Wochen beim Starensemble des AC Milan im Meazza-Stadion besser präsentieren werden als beim 1:5-Debakel im Happel-Stadion zwei Monate davor.
Mit dem 4:1 stellt Austria klar Salzburg in den Schatten. Der Meister kam im August gegen Rijeka über zwei Unentschieden (daheim 1:1, in Rijeka 0:0) nicht hinaus, flog daher aus der Qualifikation zur Champions League. Die Austria antwortete auf die schwache Heimvorstellung beim 1:3 gegen Kroatiens Doublegewinner perfekt. Daran hatte der jüngste Austrianer, der 20jährige Dominik Prokop, einen gewaltigen Anteil: Sein Doppelpack innerhalb von 21 Minuten, der erste eines Austria-Spielers in der Gruppenphase der Europa League, ebnete den Weg zum Triumph. In dieser Saison scheint er der Spezialist für wichtige Tore zu sein: In der Bundesliga machte sein bisher einzigen Treffer die Aufholjagd im ersten Derby der Saison bei Rapid von 0:2 auf 2:2 möglich, in der Europa League brachte er die Aufstiegshoffnungen zurück. Seine Torausbeute davor: In elf Spielen zur Europa League, in Qualifikation und Gruppenphase, ein Treffer, der letzte Saison bei AS Roma die sensationelle Aufholjagd zum 3:3 einläutete. In der Bundesliga in 25 Einsätzen zwei Tore.
Es war also der Abend, an dem Kreativkünstler Prokop seine herausragenden Fähigkeiten erstmals wirklich zur Geltung brachte. Bei den perfekten Kontern der Austria: Zum 0:1 vier Minuten vor dem Pausenpfiff nach Vorarbeit des Flitzers Felipe Pires. Da wollte Prokop zunächst schießen, dachte dann „lieber nicht“, entschloss sich zur Variante mit dem Kopf durch die Wand. Ein Dribbling mit rechts mitten durch Rijekas Abwehr und dann mit links der erfolgreiche Abschluss. Sehr attraktiv. Und nur 59 Sekunden nach Rijekas Ausgleich traf er nach Vorarbeit von Rechtsverteidiger Petar Gluhakovic, den Pires perfekt in Szene setzte, genau ins lange Eck zur zweiten Führung der Austria, die Rijekas Moral brach. Eine Kombination von Österreichs U21-Hoffnungen. Prokop, für Austrias Sportchef Franz Wohlfahrt ein „Stern“, steigerte damit sicher seinen Marktwert, der zuletzt laut transfermarkt bei 1,5 Millionen Euro lag. Ein Ex-Austrianer avancierte hingegen zur tragischen Figur des Abends: Alex Gorgon ließ vor der Pause zwei Chancen zur Führung aus, leistete dann per Kopf ungewollte den Assist zum 1:3, zum ersten Europa League-Tor von Tarkan Serbest. Prokop hofft jetzt auf ein Finale um den Aufstieg in die k.o.-Phase gegen AEK Athen im Dezember. Dazu dürften die Griechen aber im nächsten Spiel Rijeka daheim nicht schlagen. Danach müßte dann die Austria in Violett so auftrumpfen wie Donnerstag in Orange. Fazit von Trainer Thorsten Fink zur 4:1-Gala: „Super gespielt, weil wir total konzentriert waren. Unsere beste Leistung in dieser Saison“
Salzburg konnte mit der Vorgabe der Austria nicht mithalten: Nur ein glanzloses 0:0 gegen Türkeis Cupsieger Konyaspor mit viel Kampf und Krampf, damit weiter ungeschlagen und Tabellenführer, aber die Aufstiegsentscheidung auf das nächste Heimspiel gegen den Letzten Vitoria Guimaraes, der Olympique Marseille daheim 1:0 bezwang. in zwei Wochen vertagt. Auch für einen Ex-Austrianer war es ein guter Abend: Peter Stöger feierte den ersten Europa League-Sieg mit dem 1. FC Köln. Gegen Bate Borisov aus Weißrussland 1:0 geführt, zur Pause 1:2 zurück, am Ende aber 5:2 und erster Sieg Kölns im Europacup seit 25 Jahren! Der nichts am letzten Platz änderte, aber Aufstiegschancen eröffnete. Sein erste Europa League-Tor erzielte Florian Grillitsch für Hoffenheim in Istanbul gegen Basaksehir zur Führung, aber in letzter Minute fiel der Ausgleich zum 1:1. Die erste Niederlage gab es hingegen für Trainer Adi Hütter nach drei Unentschieden mit dem Schweizer Tabellenführer Young Boys Bern: Im Stade de Suisse 0:1 gegen Tabellenführer Dynamo Kiew, damit nur noch Dritter hinter Partizan Belgrad.