Fußball

Paradox: Ex-Austrianer Schmid Kümmert sich für Köln um Ex-Rapidler Schaub in Hamburg

Sonntag fliegt Louis Schaub mit dem Hamburger SV nach Portugal ins Trainingslager an der Algarve, Auf der Rückreise machen die Hamburger in Basel Station, spielen gegen den FC Basel. Da gibt´s für Schaub ein Wiedersehen mit Marcel Koller, unter dem erim Oktober 2016 sein Debüt in Österreichs Team gefeiert hatte. In Hamburg kam bei Schaub erstmals wieder ein Lachen zurück ins Gesicht, seit er kurz vor Weihnachten völlig unerwartet zur Kenntnis nehmen mussten beim 1.FC Köln nicht mehr gefragt zu sein. Weil dort Trainer Markus Gisdol das Rezept zum Klassenerhalt des Aufsteigers nur darin sieht, die Bälle über das Mittelfeld hoch nach vorne zu schießen, um die Abpraller zu kämpfen, so ins Spiel zu kommen. Das passt nicht zum Techniker Schaub. In Hamburg wird mehr gespielt, zu Sportchef Jonas Boldt und dessen Assistenten Michael Mutzel, früher Chefscout bei Hoffenheim, fand Schaub gleich einen guten Draht, als die ihm Donnerstag versicherten, wie sehr sie ihn schätzen, wie sehr der Traditionsklub im Kampf um den Aufstieg auf ihn setzt. Die Hamburger quartierten Schaub im noblen Fünfsternehotel Elysee ein, wo auch Schalke  vor dem Testspiel am Freitag logierte.  Als Donnerstag Abend Schaubs Landsleute Michael Gregoritsch und Alessandro Schöpf sowie sein ehemaliger Mitspieler bei Rapid, Guido Burgstaller auf ihn zugingen, Schalkes Kaderplaner Michael Reschke ihm zum Wechsel nach Hamburg gratulierte, da stimmte die Fußballwelt von Schaub wieder einigermaßen.

Freitag Abend nach dem 0:4 im Test gegen Schalke wurde der Wechsel auf Leihbasis offiziell. Steigt Hamburg mit dem 25 jährigen auf, wird er um 2,6 Millionen Euro fix gekauft. Wenn nicht, wird  sein in Köln bis 2022 laufender Vertrag „wirksam“. Ex-HSV-Spieler Gregoritsch machte nach seinem ersten Tor im Schalke.Dress vor den Journalisten ebenso „Werbung“ für Schaub („er hat diese Chance verdient, kann dem HSV sicher helfen“) wie auch sein neuer Mitspieler Lukas Hinterseer. Der Tiroler kennt ihn ja auch aus der Nationalmannschaft: „Wir wollen Topleistungen bringen, auch weil wir das Ziel haben, mit Österreich zur Europameisterschaft zu fahren“. Ganz wird Schaub Köln im Frühjahr nicht los werden, obwohl er nicht daran interessiert sein wird, noch etwas von Gisdol oder Sportchef Horst Heldt zu hören: Köln hat seit kurzem einen Betreuer, der sich um die verliehenen Spieler kümmern und sie beobachten, mit ihnen permanent Kontakt halten, mit ihrem neuen Trainer über ihre Entwicklung reden soll. Zu denen zählt im Frühjahr Schaub. Ebenso der dänische Abwehrspieler Frederik Sörensen beim Schweizer Meister Young Boys Bern und Mittelfeldspieler Salih Özcan bei Holstein Kiel.

Kölns Spezialbetreuer für die verliehenen Spieler ist ein Österreicher  – Manfred Schmid. Für den 48 jährigen der dritte Job bei dem Traditionsklubs: Er war Co-Trainer Peter Stögers von 2013 bis 2017 und im Herbst in den 13 Spielen von Bertram Beierlorzer bevor er beurlaubt wurde, verstand sich dabei mit  Schaub und Florian Kainz durchaus gut (siehe Bild oben), dazwischen Chefscout. Da er einen langfristigen Vertrag in der Domstadt hat, ihn Gisdol ins seinem Trainerteam nicht haben wollte, kreierte Köln für Schmid einen neuen Job. Daher  „betreut“ der Ex-Austrianer Schmid für Köln den  Ex-Rapidler Schaub in Hamburg. Etwas paradox. Wegen ihren Vergangenheit bei den Wiener Traditionsklubs haben beide keinerlei Schwierigkeiten. Das Problem an der neuen „Zusammenarbeit“ wird daran bestehen, dass Schaub sich nicht vorstellen kann, nochmals den Kölner Dress anzuziehen, egal wie das Frühjahrskapitel in Hamburg endet. Die Kölner Fans machten auch noch Samstag via sozialen Medien ihren Ärger über Schaubs „Abschiebung“ Luft.

Der  neue Präsident des 1.FC Köln, Werner Wolf sucht  übrigens die „Aussöhnung“ mit Schmids ehemaligen Chef, dem Kölner Rekordtrainer Stöger. Der hatte seine Mitgliedschaft zurückgelegt, weil sich der Klub nach der Trennung im Dezember 2017 nicht ganz korrekt verhielt, zudem dummen Gerüchten im letzten Sommer nicht entschieden entgegentrat. Jetzt schrieb Werner Austrias Sportvorstand Stöger, der bei dem Großteil der Kölner Fans noch immer sehr populär ist,  einen persönlichen Brief, bat um ein Telefonat, um von ihm genau zu hören warum er nach vier erfolgreichen Jahren von der zweiten Liga bis zur Qualifikation zur Europa League so sauer ist. Zu dem Gespräch kam es bereits. Da wollte Wolf von Stöger auch hören, wie er die aktuelle sportliche Lage Kölns einschätzt.

Foto: Facebook (@Manfred Schmid).

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