Fußball

Peter Stöger und Gedanken an Joschi Walter

32 Jahre ist es schon her, als die Austria-Karriere von Peter Stöger als Spieler begann. Er kam von der Vienna, den Wechsel von der Hohen Warte an den Favoritner Verteilerkreis fixierte Joschi Walter, der legendäre Geschäftsführer der Austria. Damals war er schon 23 Jahre im Amt, vier später verstarb er überraschend und viel zu früh, hinterließ eine Lücke, die eigentlich nie geschlossen werden konnte. Mit Walters Umsicht und seinem Netzwerk wäre die Austria nie in diese Schieflage gekommen, in der sich der Traditionsklub schon vor Corona befand, bereits zum Zeitpunkt, als Stöger vor einem Jahr als Sportvorstand begann. Jetzt vor Stögers ersten Heimspiel als General Manager auf der Trainerbank gegen Ried  am Sonntag ruft die Austria  Walters Zeiten in Erinnerung. Ein gutes Zeichen?

Einer der auffälligen Taten von  Walter war es, als erster österreichischer Klub einen Trikotsponsor zu finden. Er schloss einen Vertrag mit der Schwechater Brauerei, damals noch im Besitz der Familie Mautner Markhof, ab. Das Bierseidl-Logo auf der Brust war legendär. Ein solches Trikot, das Ernst „Dralle“ Fiala trug, hängt im Austria-Museum. Freitag kündigte AG-Vorstand Markus Kraetschmer die Schwechater-Rückkehr zur Austria an. Als Teil der Partnerschaft mit der Brau Union gibt es an den Kiosken und im VIP-Klub wieder Schwechater, das Bierseidl-Logo auf der Vorderseite der Trikots aber nicht. Dabei wäre Schwechater als „Brustsponsor“ in schwierigen Corona-Zeiten wohl sehr hilfreich.

Die Rückkehr von Schwechater soll mit einem Heimsieg vor den erlaubten 3000 Zuschauern gegen Aufsteiger Ried gefeiert werden. Der ist sportlich ein absolutes Muss. Das weiß auch Stöger: „Wer nicht mit der Favoritenrolle gegen Ried leben kann, der ist beim falschen Klub“, sprach er Klartext. Er will mehr als nur gute Ansätze wie beim 0:1 gegen den LASK sehen, viel Ballbesitz ein, auch ein bisschen mehr an Abgebrühtheit: „Das würde uns gut tun“. Umstellungen dürfte es geben: Heimkehrer Markus Suttner konnte voll trainieren, ist also einsatzfähig. Kapitän Alexander Grünwald dürfte diesmal zur Startformation gehören, da er sich in der letzten halben Stunde beim LASK ordentlich präsentierte, auch Neuerwerbung Georg Teigl ist ein Thema, weil seine Schnelligkeit etwas bringen könnte. Mit Ried kommt ein ehemaliger Austria-Trainer in die Generali Arena: Richtig glücklich wurde der Salzburger Gerald Baumgartner in seinen 29 Spielen mit einem Punkteschnitt von 1,45 zwischen Juni 2014 und März 2015 eigentlich nie. Den Schlusspfiff für ihn bedeutete bei Kraetschmer und dem damaligen Sportchef Franz Wohlfahrt eine 0:1-Heimpleite gegen Ried, mit der Austria auf Platz sieben hinter die Innviertler zurückfiel. Zwei der damaligen Sieger stehen  fünfeinhalb Jahre später in Baumgartners Startelf: Kapitän Thomas Reifeltshammer und Marcel Ziegl. Ein Wiedersehen feiert der Trainer mit Suttner: Der spielte in der letzten Austria-Mannschaft, die Baumgartner coachte.

Etwa 40 Minuten vor dem Anpfiff in der Generali-Arena wird nicht viel mehr als zehn Kilometer entfernt in der Südstadt das Niederösterreich-Derby zwischen Admira und St. Pölten beendet sein. Das letzte gewann dort im Juni St. Pölten glatt 3:0, fühlt sich daher als aktuelle Nummer eins in Niederösterreich, die dem 17 jährigem Nachwuchsteamspieler Emilian Metu aus der St.Pöltner Akademie einen Profivertrag gab. Bei Admira feiert der deutsche Interimstrainer Patrick Helmes, seit gemeinsamer Kölner Zeiten mit Stöger befreundet, sein „Chefdebüt“, erwartete, dass die Spieler nach dem schwachen Start bei Rapid  ihr „letztes Hemd“ geben. Etwas mehr als 1900 Zuschauer dürfen kommen. Wie viele werden es beim ersten Heimspiel des neuen Sportvorstands Wohlfahrt? Es sieht  fast danach aus, als sollte aus der Interimslösung mit Helmes eine endgültige werden, falls dies die Resultate hergeben. Das scheint der Plan von „Mastermind“ Felix Magath zu sein, der vor zwei Monaten Helmes, seinen ehemaligen Spieler bei Wolfsburg, in die Südstadt gelotst hatte. Gegen die naheliegende Variante mit Andi Herzog, die schon Ex-Sportchef Ernst Baumeister ins Gespräch gebracht hatte, wehrt sich Magath weiterhin mit allem, was er hat. Das weiß Wohlfahrt.

 

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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